"Dann eben einen Juppen mehr"

GEROLSTEIN. Der kalte Winter macht sogar den Wochenendeinkauf zur Tort(o)ur. Da gilt: Schnell alle Besorgungen erledigen und ab nach Hause unter die Decke oder in die Wanne. Hauptsache warm. Derlei Fluchtmöglichkeiten haben die Marktleute nicht. Dafür aber einige Tricks, um der bitteren Kälte zu trotzen.

 Oxana Schneider aus Kasachstan schwört auf Wollsocken im Winter. .Foto: Brigitte Redwanz

Oxana Schneider aus Kasachstan schwört auf Wollsocken im Winter. .Foto: Brigitte Redwanz

Frühmorgens auf dem Gerolsteiner Bauernmarkt: Christian Harborth versichert: "Ich friere nicht. Mein Gemüse macht mir da mehr Sorgen." Besonders empfindlich seien die Kartoffeln. Die müsse er vor der Kälte schützen, denn ab einem Grad plus abwärts wandele sich die Stärke in Zucker um. "Und wer mag schon süße Kartoffeln?" fragt er.Lauch und Möhren hingegen sind nicht so empfindlich, und sein Käse lässt sich bei 12 Grad minus auch noch schneiden. Harborth selbst schützt sich gegen die Kälte mit langer Unterwäsche aus Wolle, warmen Socken und mit Bewegung: Von einem Bein auf das andere.Angora-Wäsche und Norweger-Socken

Was dem einen Sorgen macht, kommt dem anderen entgegen. Fischhändler Diethelm Schumacher ist froh mit der Kälte, die tut seiner Ware gut. Er selbst schützt sich mit Angora-Wäsche "vergangener Generationen", wie er sagt, und Norweger-Socken, die bis über die Knie reichen. Unter seiner dicken Jacke trägt er mehrere Pullover und einen Nierenwärmer. Und wenn das alles noch nicht reicht, macht er sich warme Gedanken. In etwa so: "Ich denke an meine Frau und freue mich auf ein Gläschen in der Schwarzbrennerei, wenn der Markt vorbei ist."Auf selbst gestrickte Socken schwört Oxana Schneider aus Kasachstan. "Ich kenne mich aus, da wo ich her komme, hatten wir im Winter meist 40 Grad minus." Und sie erinnert sich, dass ihre Mutter immer warme Wollstrümpfe für die Kinder gestrickt hat. Und hier auf unserem Wochenmarkt bringt sie - kein Wunder bei diesen kalten Temperaturen - jede Menge Socken an den Mann oder die Frau. Denn auch die Eifel-Winter können es in sich haben. Natürlich stecken ihre eigenen Füße auch in selbst gestrickten Wollsocken.Victoria Utters, die Backwaren anbietet, hat in diesen Tagen jede Menge Tipps von ihren Kunden bekommen, wie sie sich warm halten kann. Diese reichten von heizbaren Schuheinlagen (so wie die Angler sie benutzen) bis hin zu beheizbaren Handwärmern. Für Victoria ist erfahrungsgemäß eins wichtig: Weg vom Boden mit den Füßen. Das geht gut, wenn man auf Holzpaletten steht. Um die Füße warm zu halten, legt sie Zeitungspapier in die Schuhe. Ein Tipp, den ich von meiner Oma habe", sagt sie. Ihr Rekord an warmer Kleidung liegt bei zehn Lagen übereinander. Das ist besser als zwei warme Pullover.Berliner mögen keinen Frost

Einen Heizstrahler hat sie nicht. Sie wärmt sich ihre Hände an ihrem Warmwasseraufbereiter. So kann sie sich selbst gut schützen. Doch die morgens noch dampfend ins Auto geladenen Berliner hielten den zweistelligen Minusgraden in der vergangenen Woche nicht stand. "Sie waren knochenhart, als sie in Gerolstein auf dem Wochenmarkt ankamen." Und bei diesen Minustemperaturen konnte der Kunde sich das Einfrieren der gekauften Brote sparen. Das hatte sich von alleine erledigt.Für den Geflügel- und Eierhändler Karl-Heinz Janshen ist die Kälte kein Problem: "Dann ziehe ich eben einen Juppen mehr an." Seine Ware müsse er jedoch sorgfältig gegen die Kälte schützen. "Eier zerspringen förmlich bei der Lagerung in klirrender Kälte." Und in seinem Verkaufswagen darf die Heizquelle auch nicht so groß sein, die würde seinem frischen Geflügel schaden.Heizstrahler hin, Wollsocken her: Der allerbeste Schutz gegen die Kälte, da sind sich die Marktleute einig, ist Andrang: "Genügend Kundschaft, die hält uns in Bewegung und lässt uns die Minusgrade vergessen", sagt Janshen stellvertretend für seine Kollegen."Tja, und in der Weihnachtszeit gab es dann ab und zu mal einen Glühwein aus der Marktbude von nebenan", fügt er hinzu. "Und der wärmt ja bekanntlich gut von innen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort