Ein Lächeln genügt

OBERSTADTFELD. (bb) Seit Anfang des Jahres sind im Kreis Daun elf Frauen des Caritas-Helferkreises für Angehörige von Demenzkranken im Einsatz, darunter auch Mechthild Fügen bei Erika Franzen und deren Mutter Margarethe Gerhards in Oberstadtfeld. Die Nachfrage ist groß, daher soll einer weiterer Qualifizierungskurs angeboten werden.

Den TV vom 28. Dezember 2004 hat Erika Franzen bis heute aufbewahrt. An dem Tag entdeckte sie in der Dauner Zeitung den Bericht "Atempausen für eine bessere Pflege" mit der Vorstellung eines neuen Angebotes des Caritasverbandes: Unter Leitung von Gertrud Simonis hatte sich ein Dutzend Frauen qualifiziert, alte und verwirrte Menschen ehrenamtlich stundenweise zu betreuen und so die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Ein Dreivierteljahr vorher hatte Erika Franzen ihre Mutter Margarethe Gerhards zu sich ins Haus geholt; bereits in dem Jahr zuvor war die Mutter zusehends aufgeregter, sorgenvoller und vergesslicher geworden. Inzwischen benötigte die demenzkranke 83-Jährige eine Rund-um-die-Uhr-Pflege. Zwar unterstützten ihr Mann und ihre Kinder sie nach Möglichkeiten, betont Erika Franzen. Doch habe sie in dem Angebot der Caritas eine Möglichkeit gesehen, ab und zu einen persönlichen Termin unbesorgt wahrnehmen zu können und die Mutter dabei in guter Obhut zu wissen.Wer aus dem Helferkreis passt am besten?

Sie nahm Kontakt mit Gertrud Simonis auf. Diese kam zum Hausbesuch, um sich ein Bild von der Patientin und den Angehörigen zu machen. "Dieser Besuch mündet immer in der Frage: Wer aus dem Helferkreis passt am besten in diese Familie?" erläutert die Sozialpädagogin das Verfahren. Ihre Wahl fiel auf Mechthild Fügen aus Mehren. Nach dem ersten Zusammentreffen habe festgestanden, "dass die Chemie stimme". Seit Ende Februar kommt Mechthild Fügen jeden Donnerstagnachmittag von 15 bis 18 Uhr und zuweilen auch bei besonderen Anlässen an anderen Tagen zu "ihrer" Margarethe Gerhards. Jetzt, beim TV-Besuch sagt Erika Franzen: "Mechthild Fügen ist für uns ein Segen." Sie habe beobachtet, dass Erika Franzen sehr herzlich und liebevoll mit ihrer Mutter umgehe, berichtet Mechthild Fügen. Andererseits sei Margarethe Gerhards völlig auf ihre Tochter fixiert. "An diesen beiden Fakten orientiere ich mich, wenn ich hier bin", sagt sie. Bei schönem Wetter sitzen die beiden Frauen auf dem Balkon, Mechthild Fügen erzählt und singt, auch wenn ihr Schützling sich immer weniger äußert. "Ein Lächeln genügt mir", sagt die Helferin. "Mir tut dieser Einsatz selbst gut", bringt sie es auf den Punkt. Lachend erzählt sie, dass eine Urenkelin von Margarethe Gerhards sie gefragt habe: "Sind Sie jetzt mit uns verwandt?"Die Rückmeldungen sind durchweg positiv

Auch Gertrud Simonis ist zufrieden mit der Entscheidung, der Familie Franzen Mechthild Fügen als Helferin zugewiesen zu haben. Auch die anderen Mitglieder des Helferkreises seien sehr engagiert, die Rückmeldungen der Angehörigen seien durchweg positiv, berichtet sie. Inzwischen gibt es eine Warteliste mit betroffenen Familien. Daher will der Caritasverband erneut einen Qualifizierungskurs anbieten. Interessenten werden darin auf die Betreuung Demenzkranker vorbereitet. Sie lernen medizinische und psychosoziale Aspekte der Demenz kennen, sie erhalten Einblicke in die häufig von hoher nervlicher und körperlicher Erschöpfung geprägte Situation pflegender Angehöriger. Auf dem Stundenplan stehen auch Kommunikation, Gesprächsführung und das Reflektieren der eigenen Helferrolle. Bei zwei Veranstaltungen wird Gertrud Simonis über den Helferkreis und den Kurs informieren: am Mittwoch, 26. Oktober, um 19 Uhr in den Räumen der Sozialstation Gerolstein, und am Donnerstag, 27. Oktober, um 19 Uhr im Caritashaus in Daun. Kontakt: Helferkreis Demenz, Gertrud Simonis, Beratungs- und Koordinierungsstelle in der Caritas-Sozialstation Gerolstein, Telefon 06591/7003.

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