"Ein einzigartiges Vorgehen"

"Sehr, sehr viele gravierende handwerkliche Fehler": Dieter Grau, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Vulkaneifel, findet im TV-Interview klare Worte zu dem von der CDU vorgelegten Vertragsentwurf. , in dem der mögliche Zusammenschluss der Kreissparkassen Bitburg-Prüm und Vulkaneifel geregelt wird.

 Übt harsche Kritik an Teilen des von der CDU vorgelegten Fusionsvertragsentwurf: Dieter Grau, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Vulkaneifel. TV-Foto: Stephan Sartoris

Übt harsche Kritik an Teilen des von der CDU vorgelegten Fusionsvertragsentwurf: Dieter Grau, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Vulkaneifel. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daun. (sts) Den möglichen Zusammenschluss der Kreissparkassen Bitburg-Prüm und Vulkaneifel kritisiert der Vorstandsvorsitzende scharf. Wie wertet der Vorstandsvorsitzende der KSK Vulkaneifel den bisherigen Verlauf der Fusionsverhandlungen?Grau: Verhandlungen bedeutet meinem Verständnis nach etwas, bei dem jemand eingebunden ist. Das trifft in diesem Fall auf mich nicht zu. Seit wann sind Sie außen vor?Grau: Seit dem letzten Treffen der großen Verhandlungsrunde mit den Vertretern beider Kreise Anfang April haben sich die CDU-Fraktionen ausschließlich allein beraten. Ich wurde zu Fachthemen in dieser Zeit nicht gefragt. An Details kenne ich nur das, was die CDU mir im Anschluss ihrer Pressekonferenz in Daun zur Verfügung gestellt hat. Wesentliche Teile des Zehn-Punkte-Papiers der CDU waren ja aber schon zuvor in der Presse zu lesen.Ist es nicht ungewöhnlich, dass Sie als Chef eines der beiden Häuser, die sich zusammenschließen sollen, ausgeschlossen wurden von wesentlichen Teilen der Verhandlungen? Grau: Es ist meiner Kenntnis nach auch einzigartig, wie hier vorgegangen wurde. Dass ohne den Vorstandsvorsitzenden der KSK Vulkaneifel, der das Haus kraft seines Amts sehr gut kennt, über Details einer möglichen Fusion verhandelt wird, ist sicher außergewöhnlich. Wie werten Sie denn das vorlegte Papier der CDU?Grau: Das Ergebnis ist aus meiner Sicht in einzelnen Punkten in Ordnung, aber es stecken sehr, sehr viele gravierende handwerkliche Fehler drin. Einige Dinge sind auch nicht umsetzbar.Zum Beispiel?Grau: Wenn ich sehe, dass die Fusion durch die Neubildung und nicht durch eine Übernahme vollzogen werden soll, bedeutet das allein für unser Haus, dass wir Grunderwerbssteuer zahlen müssen für alle unsere Immobilien. Das wird sich auf mehrere hunderttausend Euro belaufen. Diese Summe können wir steuerlich nicht geltend machen. Hier sehe ich den Tatbestand der Veruntreuung erfüllt.Wie begründen Sie das?Grau: Man kann nicht aus dem Vermögen der KSK mehrere hunderttausend Euro entnehmen, die vermieden werden könnten, sehr einfach vermieden werden könnten. Diesen Weg hätte ich von vornherein abgelehnt, bin aber wie schon mehrfach erwähnt nicht gefragt worden. Im Gutachten des Sparkassen- und Giroverbands steht meines Wissens nach auch, dass der kostengünstigste Weg einer Fusion gewählt werden solle. Ist für Sie die Vorgehensweise der CDU also fast ausschließlich politisch motiviert?Grau: Wenn man ein Problem damit hat, von einem "Schlucken" der KSK Vulkaneifel zu sprechen, hätte man ja den neutraleren Begriff der Fusion wählen können. Es geht nicht an, dass von politischer Seite Geld der KSK in die Hand genommen wird, das der Bank dann letztendlich fehlt. Die Grunderwerbssteuer, die fällig würde, ist kein Betrag, über den man einfach so hinweg gehen kann. Aus meiner Sicht ein völlig unnötiges Vorgehen! Und wie geht es weiter?Grau: Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die KSK-Vorstände den Vertrag zur Übertragung der Immobilien unterschreiben müssen. Nach heutiger Lage der Dinge werde ich das nicht tun! Hätte das Konsequenzen für Sie? Grau: Ich kann nicht gezwungen werden, einen solchen Unsinn mitzumachen. Ist die Situation aus Ihrer Sicht verfahren? Grau: Es muss eine Lösung gefunden werden, dass würde ich schon eher anstreben, als auf Konfrontation zu gehen. Aber es kann nur eine Lösung sein, die für alle Beteiligten so kostengünstig wie möglich sein muss. Wie hat sich das Thema Fusion auf den Arbeitsalltag der KSK ausgewirkt? Grau: Der Fusionsvertrag, den die CDU vorgelegt hat, ist vom Inhalt her diskussionswürdig. Jedenfalls deutlich besser als das, was noch vor einiger Zeit im Gespräch war. Ich sehe eine Reihe positiver Ansätze. Ich plädiere dafür, den Zusammenschluss so schnell wie möglich zu besiegeln, denn im Alltag spielt das Thema mittlerweile eine große Rolle, weniger bei den Privat- als vielmehr bei den Geschäftskunden, von denen viele verunsichert sind. Kein KSK-Mitarbeiter soll seinen Arbeitsplatz durch die Fusion verlieren, verspricht die CDU. Ist das realistisch?Grau: Geht es nach dem vorliegenden Vertragsentwurf, ja. Allerdings macht es sich Herr Billen sehr einfach. Er sagt, Mitarbeiter, die in ihrem angestammten Bereich nicht mehr gebraucht werden, werden in den Markt geschickt. Das ist weltfremd! Ein Mitarbeiter, der sich Jahrzehnte mit Steuern und Bilanzen beschäftigt hat, kann nicht urplötzlich Bausparverträge oder ähnliches verkaufen. Das ist unmöglich. Das käme in einigen Fällen sogar einem Mobbing gleich. Haben Sie denn noch Hoffnung, dass Sie doch noch einbezogen werden in das weitere Prozedere bis hin zur Fusion? Grau: Ich stehe gerne bereit, mit der CDU über ihr Verhandlungsergebnis zu diskutieren, kann sie aber nicht zu einem Gespräch zwingen. Da man mich aber praktisch sechs Wochen lang kalt gestellt hat, sehe ich es nicht als meine Pflicht an, von mir aus die Initiative zu ergreifen. Ich lasse alles auf mich zukommen. Konkret: Geht noch etwas vor der entscheidenden Kreistagssitzung am 16. Juni?Grau: Ich gehe davon aus, dass die CDU das, was sie vorgelegt hat, beschließen wird. Leider, denn der Vertrag ist aus meiner Sicht in Teilen mit heißer Nadel gestrickt worden. Das kann nicht sein. Es muss nachgebessert werden, für die Mitarbeiter, für die Kunden, grundsätzlich für die Identität des Hauses. Ich hoffe, dass die CDU dazu noch bereit ist. Wird Dieter Grau denn auch im Vorstand einer Eifelsparkasse Bitburg-Prüm/Vulkaneifel-Daun sitzen?Grau: Bislang hat mit mir von politischer Seite auch noch niemand über meine zukünftige Funktion gesprochen. Ich schwebe also derzeit irgendwie im luftleeren Raum. Die Fragen stellte TV-Redakteur Stephan Sartoris. EXTRA Zur Person: Dieter Grau, gebürtiger Würzburger, ist 49 Jahre alt und leitet die Kreissparkasse Vulkaneifel (früher Daun) seit 1993. Er wohnt in Hillesheim.

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