Ein langer Krankheitsweg

Heike Willems erkrankte 2008 an einer schweren Depression. Mit der Hilfe von Ärzten fand sie heraus. Nun sind ihre Tagebuchaufzeichnungen unter dem Titel "Erwacht aus dem Dornröschenschlaf" als Buch veröffentlicht worden.

 Heike Willems strahlt wieder. Sie hat aus der Depression herausgefunden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Heike Willems strahlt wieder. Sie hat aus der Depression herausgefunden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun-Steinborn. (bb) Heike Willems wohnt in einem schönen Haus, hat einen liebevollen, sympathischen Mann und zwei gesunde Kinder. Auf die Idee, dass die 41 Jahre alte Grundschullehrerin das schwerste Jahr ihres Lebens hinter sich hat, käme wohl niemand. Doch Heike Willems macht aus ihrer Erkrankung kein Tabu. Sie hat, nachdem sie die Diagnose Depression zuließ, immer offen darüber gesprochen, und sie hat - wie sie es ohnehin von Jugend an gewohnt war - Tagebuch geführt.

Es begann mit Schwindelgefühl



"Ein stolzes Gefühl", sagt sie, als sie beim Besuch des Trierischen Volksfreunds das Buch zeigt.

Die Titelformulierung sei ihr bei der Frage ihrer Psychotherapeutin in den Sinn gekommen: "Sind Sie nun aus Ihrem Dornröschenschlaf erwacht?"

Ja, sie sei endgültig aus dem Dornröschenschlaf erwacht, erklärt sie. "Es war ein langer und schmerzlicher Krankheitsweg, sehr anstrengend, aber auch gewinnbringend", resümiert sie die Zeit seit dem 11. Januar 2008, jenem Tag, an dem sie mit starkem Schwindel aufwacht. Der Schwindel bleibt, sie geht von Arzt zu Arzt, leidet unter Übelkeit und Angst, verliert dramatisch an Gewicht.

Alle bis zu diesem Zeitpunkt von mehreren Seiten gegebenen Hinweise, dass es sich um eine Depression handeln könne, habe sie in den Wind geschlagen. "Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass mir so etwas passieren könnte", sagt Heike Willems. "Ich hab doch meinen Alltag immer so gut gemeistert und drei Dinge gleichzeitig erledigt."

Heute weiß sie: Gerade im Hang zu Perfektionismus in Beruf und Familie, im Streben nach Anerkennung, im ständigen Hinweggehen über die eigenen Bedürfnisse liegen die Gründe für Depressionen.

Nach einem weiteren Zusammenbruch weist eine Dauner Ärztin Heike Willems in eine Klinik für psychosomatische Beschwerden ein. "Das war hart, aber absolut notwendig und genau das Richtige für mich", blickt sie auf die sechseinhalb Wochen zurück und fügt hinzu: "Dann wurde ich von Monat zu Monat stabiler. Vor allem habe ich mich selbst besser kennen und achten gelernt." Im November 2008 fasst sie den Entschluss, ihre Aufzeichnungen zu veröffentlichen. Seit Anfang dieses Jahres geht es ihr wieder gut, und sie unterrichtet wieder an der Grundschule Wallenborn-Salm. "Gespräche haben mir Trost gespendet", betont Heike Willems, und dann sagt sie mit Blick auf den Suizid des Nationaltorwarts Robert Enke: "Eine Depression ist heilbar, wenn man die Diagnose annimmt und Hilfe zulässt. Sie muss nicht im Freitod enden."

Heike Willems: "Erwacht aus dem Dornröschenschlaf. Mein Weg aus der Depression. Tagebuchaufzeichnungen", Frankfurt 2009.

Für Januar ist eine Autorenlesung in Daun geplant.

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