Eine Lieblichkeit spricht Platt

HILLESHEIM. Wie bei einer Oscarverleihung erschien der Frauen-Elferrat und jede Ansage rückte die angeblichen Verdienste "der Stars" ins Rampenlicht. "Die schwarzen Modellkleider, versehen mit blauen Boas, unterstreichen unseren künstlerischen Rahmen" kommentierte Präsidentin Anke Brausch den Einmarsch.

Erwartungsvoll begrüßten die über 300 Narren in der Stadthalle Prinzessin Petra I. mit großem Gefolge, die den ersten Satz in Hillesheimer Platt sprach. Ilona und Resi aus Köln veranlasste das zu der Bemerkung: "Die Stadt ist gut, die Sprache ist gut und bedauerten, dass "Ihre Lieblichkeit" in Hochdeutsch weitersprach: "Ab 2004 regieren Frauen hier das Revier." Nach mehr als fünf Jahrzehnten hatte der Hillesheimer Elferrat aus Ermangelung eines männlichen Kandidaten sich für weibliche Regenten entschieden. Hanna Zinzius, Prinzessin von 1959, vermerkte dazu an: "Petra zeigt in Alleinherrschaft Hervorragendes." Die Präsidentin führte in gewohnt humoriger Art durch das abwechslungsreiche Programm und versprach eine "lange Nacht". In neuen Kostümen trat die Garde des Frauenbunds auf, Anne Schumann zeigte gekonnt ihren Funkentanz und beides wurde mit viel Beifall belohnt. Die "Kleffbotzen" boten Schunkellieder zum Mitsingen.Es kann nur einen Hit geben: "Oh, wie war das schön!"

Mit dem Tanzcorps "Roter Hahn", den Showtanzgruppen "Delicious/Leudersdorf" und "Creme Fresch" kam Akrobatik auf die Bühne, die auch die "Bolsdorfer Superstars" in großer Formation boten. Mitgefühl stellte sich ein, als eine dem Fitnesswahn Verfallene (Monika Otto) in die Bütt ging und sich über die Beschwernisse einer hart gegen die Pfunde Kämpfenden ausließ. Perfektion bot die Hillesheimer Garde, die für ihren Tanz eine Rakete erntete. Mit ebenso viel Applaus bedachten die Narren die "Zwei Tratschtanten" (Marlies Becker und Margot Brüggen), die einiges zu erzählen hatten: "Schaffst du denn noch im Hotel Fasen?", fragte die eine neugierig. "Nee, das kann ich mir nicht erlauben, solange Betriebsurlaub zu machen", lautete die lakonische Antwort der anderen "Tratschtante". Die Misere über das still vor sich hin träumende, geschlossene Golf- und Sporthotel "Augustinerkloster" bedrückte die beiden so sehr, dass sie die Erkenntnis gewannen, dass dieser Zustand geändert werden müsse - "natürlich von denen, die es verbockt haben". Mit einem Ehrenoscar wurden die beiden seit Jahrzehnten im Hillesheimer Karneval Aktiven verabschiedet. Helga Wallenborn sinnierte über "Überlebens-Mechanismen" in ihrem "Sintflut"-Vortrag, während die "angeheiratete Eifelerin", Gabi Finken, das Motto ausgab: "Egal was wird, egal was war, wir haben Spaß im Karneval." Keine Frage, am Ende der Veranstaltung gab es nur ein Lied, das die Verfassung der Narren in etwa wiedergab: Mit Inbrunst sang das Publikum: "Oh, wie war das schön!"

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