"Eine echte Herausforderung"

DAUN. Bei nur zwei Bewerbungen aus Rheinland-Pfalz war die Entscheidung aus Berlin nur noch Formsache: Der Kreis Daun wird sich ab 2005 anstelle der Arbeitsagenturen allein um die Bezieher des neuen Arbeitslosengelds (ALG) II kümmern.

So kann man sich täuschen: Viele Experten waren davon ausgegangen, dass sich die Kommunen "balgen" würden um die Möglichkeit, neben den Sozialhilfe-Empfängern künftig auch Langzeitarbeitslose in Eigenregie zu betreuen. Aber weit gefehlt: So bewarben sich in Rheinland-Pfalz nur der Kreis Südwestpfalz (Pirmasens) und der Kreis Daun darum, ein so genannter Optionskreis zu werden. Mangels Konkurrenz im eigenen Land, dem vier Optionen zustanden, war es nur noch Formsache, dass das Bundesarbeitsministerium am Montag den beiden Kreisen die offizielle Zulassung mitteilte. Bundesweit werden sich ab 2005 69 Kommunen allein um die Bezieher des ALG II kümmern.Außergewöhnlich gute Rücklaufquote

"Unsere überschaubare Region und die überschaubare Zahl der Hilfe-Empfänger haben uns ermutigt, ab kommendem Jahr die Leistungen auf kurzem Weg und aus einer Hand erbringen zu können", nennt Landrat Heinz Onnertz ein Argument für die Bewerbung des Kreises. Der Verwaltungschef verweist auf eine sehr gute Rücklaufqoute bei den ALG-II-Anträgen. Von den bislang 515 verschickten Anträgen sind 75 Prozent beantwortet und zur Bearbeitung in der Kreisverwaltung zurückgeschickt worden. Zum Vergleich: Bundesweit liegt die Rücklauf-Quote bei rund 20 Prozent, in Rheinland-Pfalz bei etwa 28 Prozent. "Wir haben die Anträge sehr früh verschickt, frühzeitig schon an die Rücksendung erinnert und dafür gesorgt, dass die Menschen hier vernünftig betreut werden und keine Angst vor der Verwaltung haben müssen", führt Onnertz Gründe für die rekordverdächtige Quote an. Nach der Zulassung durch das Bundesarbeitsministerium geht die Kreisverwaltung nun an die Detailarbeit. So werden Räume gesucht für die neue Aufgabe. "Diese Räume werden nicht im Kreishaus sein, aber in der Nähe", kündigt Onnertz an. Die neue Anlaufstelle muss Platz bieten für - genau ausgerechnet - 18,5 Arbeitsplätze. Diese Zahl wird aber nicht schon am 1. Januar, sondern erst im Lauf des nächsten Jahres erreicht. Außerhalb von Daun wird es keine festen Büros geben, aber: "Wenn es Bedarf gibt in der Fläche, werden wir darauf reagieren", stellt Onnertz klar. Die Option für den Kreis, künftig neben Sozialhilfe-Empfängern künftig auch Langzeitarbeitslose in eigener Regie zu betreuen, ist für den Landrat eine "echte Herausforderung". "Wir glauben, so die bestmögliche Betreuung der Menschen zu erreichen", ist Onnertz zuversichtlich. "Es geht vor allem auch um solche, für die Hartz IV erhebliche Einschnitte mit sich bringt." Der Landrat legt zudem großen Wert darauf, dass der Kreis nicht in einen "Wettstreit" mit den Kommunen tritt, die die Betreuung nicht allein übernehmen werden. "Ich würde mich freuen, wenn die Arbeitsgemeinschaften in den Nachbarkreisen gut funktionieren, denn es geht darum, den Menschen zu helfen. Wie das gemacht wird, ist zweitrangig, Hauptsache, die Leute profitieren davon."

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