Eisiger Gegenwind selbst in warmer Stube

HILLESHEIM. In doppeltem Sinn und aus mehreren Richtungen blies FDP-Ersatzkandidat Alfred Cornesse bei der TV-Brennpunkte-Tour in Hillesheim eisiger Wind ins Gesicht: wegen der FDP-Forderung nach Abschaffung der Verbandsgemeinden. Seine Kontrahenten und gut ein Dutzend Bürger "knöpften" sich den Liberalen vor.

Nicht den Eindruck, als ob er sich rundherum wohl fühle, machte FDP-Ersatzkandidat Alfred Cornesse (FDP), der für den erkrankten Edmund Geisen in die Bresche sprang, bei der TV-Brennpunkte-Tour in Hillesheim. Schon bei der von TV-Redakteur Stephan Sartoris geleiteten Aufwärmrunde in einem Café unter den fünf Landtagswahl-Direktkandidaten des Wahlkreises 20 zum Thema Kommunalreform sagte der FDP-Mann: "Da haben Sie ja wohl alle die ganze Zeit drauf gewartet." Und er appellierte: "Nur drauf!" Doch diese Ermunterung benötigten seine Kontrahenten nicht. Auf das Verwerten der mustergültigen "Vorlage", die FDP-Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage vor Monaten mit seiner Forderung nach Abschaffung der Verbandsgemeinden (VG) gegeben hatte, waren alle vorbereitet. Zwar rechtfertigte Cornesse den Vorschlag noch damit, "dass wir nichts kaputt machen, sondern andere, bessere Strukturen schaffen und damit Doppel- und Dreifach-Zuständigkeiten abschaffen wollen." Doch das überzeugte niemanden. Gar als eine "Luftnummer" sowie als "unlogisch und undemokratisch" bezeichnete Grünen-Kandidat Karl-Wilhelm Koch die Idee der Abschaffung der VG. Er plädierte dafür, zunächst "Zuständigkeiten zu vereinheitlichen und überschaubarer zu machen". CDU-Kandidat Herbert Schneiders sagte: "Da hat sich die FDP die falsche Ebene ausgesucht." Die Grundüberlegung, Verwaltung zu verschlanken, sei ja richtig, doch sie müsse "von der Kreisebene aufwärts" angestellt werden, sagte Schneiders. Vom Moderator darauf angesprochen, was passiere, wenn CDU und FDP gemeinsam die nächste Landesregierung bildeten, sagte er: "Dann wird die FDP von ihrer Maximalforderung abrücken." Reaktion Cornesse: "Wird sie nicht." Reaktion von SPD-Kandidatin Astrid Schmitt: "Diese Konstellation ist ohnehin rein hypothetisch." In Sachen Kommunalreform plädierte sie einerseits "für mehr Kooperation", denn es mache keinen Sinn, dass fünf Verbandsgemeinden nebeneinander "alle das Gleiche tun". Grundsätzlich und mit Verweis auf die demographische Entwicklung sagte sie: "Wir können uns nicht gleich viel Verwaltung für immer weniger Menschen leisten." Dennoch ist sie ebenso wie Schneiders und Koch der Auffassung, dass eine Funktional- und Kommunalreform zwar Einsparungen bringe, aber nicht das Finanzproblem der Kommunen löse. Schmitt: "Dazu ist eine grundlegende Reform auf Bundesebene notwendig." Unter allen Bewerbern wiederum gab es Einigkeit in der Vorstellung, dass die Ortsgemeinden erhalten bleiben sollten. "Bürgernähe muss gewährleistet sein", forderte WASG-Kandidat Michael Stienz. "Keine Großgemeinden"

Auch im Gespräch mit den Bürgern bei Eiseskälte auf dem Platz vor dem Rathaus bekam Cornesse Gegenwind. Auf seine Aussage, dass künftig die Aufgaben gebündelt werden sollen, entgegnete Bürgermeisterin Heike Bohn: "Das tun wir doch bereits für die Ortsgemeinden." Üxheims Ortsbürgermeister Alois Reinarz legte nach. Er sagte: "Das, was die Verbandsgemeinde für uns übernimmt, kann ein ehrenamtlicher Ortsbürgermeister überhaupt nicht leisten." Die Befürchtung des Bürgermeisters , dass "das doch darauf hinausläuft, dass die Ortsgemeinden abgeschafft werden sollen", entgegnete Cornesse: "Nein, Großgemeinden wird es mit uns nicht geben." Ob es denn einen Vulkaneifel-Kreis geben werde, interessierte Richard Esch aus Hillesheim und mit ihm die gesamte Gästeschar. Die Antwort überließen die Politiker der SPD-Kandidatin Astrid Schmitt, "da sie ja am nächsten an Innenminister Bruch dran ist", wie der Moderator bemerkte. Und Schmitt meinte: "Ja, aber nicht mehr vor dem Wahltermin."

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