Fit für den Forst

HACHENBURG/TRIER. Immer mehr Leute zieht es mit Axt und Motorsäge in den Wald. Die Folge: mehr Unfälle. Um die hohe Nachfrage nach Brennholz und Sicherheitskursen zu befriedigen, krempelt die Forstverwaltung Rheinland-Pfalz ihr Schulungssystem um: Künftig sollen durch die Forstämter vor Ort mehr und einheitliche Kurse angeboten werden, ohne Bescheinigung soll keiner mehr Holz machen dürfen.

 Forstwirtschaftsmeister Torsten Böttger von der "Mobilen Waldbauernschule des Saarlandes" zeigt Waldbesitzern, wie man mit der Motorsäge einen Baum fällt, ohne sich und andere zu verletzen. Foto: Mario Hübner

Forstwirtschaftsmeister Torsten Böttger von der "Mobilen Waldbauernschule des Saarlandes" zeigt Waldbesitzern, wie man mit der Motorsäge einen Baum fällt, ohne sich und andere zu verletzen. Foto: Mario Hübner

Die steigenden Preise für Öl und Gas machen nicht nur den Verbrauchern zu schaffen, sondern auch der Forstverwaltung und der Berufsgenossenschaft. "Seit zwei bis drei Jahren verzeichnen wir einen sprunghaften Anstieg in der Nachfrage nach Brennholz - und eben auch nach Motorsägen-Lehrgängen. Wir haben aber nicht die Kapazität, das zu bedienen", sagt Michael Weber, stellvertretender Leiter des Forstlichen Bildungszentrums (FBZ) Rheinland-Pfalz mit Sitz in Hachenburg, das landesweit für die Schulungen für Privatwaldbesitzer verantwortlich zeichnet. Im vergangenen Jahr sind laut Weber in 37 Kursen etwa 350 Menschen im Umgang mit der Motorsäge und bei der Baumfällung geschult worden. 40 Leute warten auf einen Platz im Kurs

Für Walter Stolz, Bereichsleiter Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, reicht das für die rund 20 000 Privatwaldbesitzer in Rheinland-Pfalz aber "bei weitem nicht aus". So warteten bei jedem Waldbauverein im Land 40 Leute auf einen Kurs-Platz. Das bestätigt Josef Braun, Geschäftsführer des Waldbauvereins Daun: "Wir fordern mehr Lehrgänge, bekommen aber keine Zusagen aus Hachenburg." Stolz und Braun machen sich daher dafür stark, dass das System der "Mobilen Waldbauernschule" (siehe Extra) künftig auch in Rheinland-Pfalz installiert wird. 1990 in Hessen ins Leben gerufen, werden dort pro Jahr 1200 Privatwaldbesitzer geschult - bis heute etwa 18 000. Im Saarland, wo das Mobil seit 1998 im Einsatz ist, werden jährlich mehr als 200 Leute geschult, rund ein Dutzend pro Kurs. Gleichzeitig verringerten sich die Unfälle bei der Forstarbeit, die nach wie als sehr gefährlich einzustufen ist (siehe Hintergrund). Stolz sagt: "Wo der Wagen ist, wird auch geschult - und zwar schnell und flexibel." Weber aber lehnt das Mobil ab: "Logistisch zu aufwändig und zu teuer." Vielmehr will die Forstverwaltung mit einem Kurswechsel reagieren: weg vom zentralen, hin zum dezentralen Schulungssystem. Er sagt: "Wir werden künftig Instruktoren ausbilden und fit halten - in jedem der 45 Forstämter im Land mindestens zwei." 30 Instruktoren bereits landesweit ausgebildet

30 Forstexperten seien bereits ausgebildet. Sie sollen sowohl fachlich als auch methodisch-didaktisch auf dem neuesten Stand dafür sorgen, dass erstens künftig "wesentlich mehr" Waldbesitzer geschult werden, zweitens die Schulungen nach einheitlichem Muster ablaufen und einheitlich bescheinigt werden. Ab Mai soll es soweit sein. Ein weiteres Problem stellen die so genannten "Selbstwerber" dar. Das sind Privatleute, die sich eine Motorsäge gekauft haben, um Brennholz im Gemeinde- oder Staatswald zu machen - oft ohne Schutzausrüstung und ohne ausreichende Fertigkeiten im Umgang mit der Säge. Nachweis bisher nicht nötig

"Auch die werden immer mehr", sagt Stefan Wulf, beim FBZ zuständig für Schulungsprogramme. Zwar sei, um Unfälle zu reduzieren, seit 2001 die Regelung in Kraft, dass Selbstwerber "nur noch liegendes Holz aufarbeiten dürfen". Doch das gelte nur für den Staatswald, für den Gemeindewald werde das nur empfohlen. Zudem: Einen Nachweis, ob sie das mit der Motorsäge auch können, musste bislang niemand erbringen. "Wir arbeiten derzeit daran, Schulungen nach einheitlichen Standards anzubieten", berichtet Wulf. Ohne diese Bescheinigung solle künftig niemand mehr in den Wald gelassen werden.

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