Fußball und Humanismus

Heinrich VIII. (1491-1547), König von England, ist besonders bekannt dafür, dass er sechsmal verheiratet war, zwei seiner Frauen hinrichten und sich von zweien scheiden ließ. Weitere Dokumente weisen ihn als aktiven Fußballer aus, der sich seine Fußballschuhe hat maßanfertigen lassen.

Diese Pressenotiz war ein gefundenes Fressen für Walburga: "Da siehst du, in etwa 460 Jahren hat sich bei den Fußballern nichts geändert. Auf dem Gemälde sieht dieser wüste Heinrich wie Olli Kahn aus: breitschultrig, grimmig blickend und die Backen aufgeblasen. Und was den Frauenverschleiß angeht, nenne ich nur einen Namen: Franz Beckenbauer. Könige, Lichtgestalten und ein ,Kaiser' dürfen sich wohl alles erlauben - diese Kerle! Statt sich mal ein Beispiel an unseren Fußballfrauen zu nehmen. Sie sind Welt- und Europameisterinnen, ohne sitzen gelassene Männer und einen Stall voller unehelicher Kinder!" , schimpfte Walburga gleich los. "Wie soll das auch gehen", antwortete ich, "wenn die selbst im privaten Bereich keine Männer in den ,Strafraum' lassen?" Mit Walburga kann man nicht über die Dreier- oder Viererabwehrkette, passives und aktives Abseits oder die Manndeckung (wie nennen die Fußballerinnen das?) diskutieren. Das bleibt Männersache. Doch vehement versucht sie, Gedankengut des Humanismus in das Fußballspiel zu übertragen. Schon immer mäkelte sie an den dem Militär entnommenen Begriffen herum. Doch wie können so lieb gewonnene Bezeichnungen wie "der Ball schlägt wie eine Granate ein", "Schuss", "Bomber der Nation", "Angriff und Verteidigung", "Flügelzange", "Turm in der Schlacht" und viele weitere durch menschenwürdigere, sprich humanistische Begriffe, ersetzt werden? Wäre mal eine reizvolle Aufgabe für die Kommentatoren. Die älteste schriftliche Erwähnung des Fußballspiels stammt, na klar, aus England. Im Jahr 1349 forderte König Edward III. seine Beamten auf, "es als nutzloses Spiel zu unterdrücken, weil es die Bürger hindere, sich in der kriegswichtigen Kunst des Bogenschießens zu üben". Doch auch nach einer intensiven und langwierigen Auseinandersetzung mit Walburga: Es ist heute allemal und trotz martialischer Begriffe besser, auf ein Tor statt auf Menschen zu schießen, denkt

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