"Gesunde Konkurrenz"

DAUN. In der Diskussion im Kreistag um die Erweiterung des Angebots an weiterführenden Schulen wurden unterschiedliche Vorgehensweisen deutlich. Unabhängig davon hat die CDU-Mehrheitsfraktion eine Bestandsgarantie für die drei Gymnasien im Kreis Daun beschlossen.

 Viele weitere Schulfeste sind für das Geschwister-Scholl-Gymnasium erst einmal garantiert: Die Mehrheit des Kreistags hat beschlossen, dass beide Dauner Gymnasien eigenständig bleiben.Foto: TV -Archiv/Helmut Gassen

Viele weitere Schulfeste sind für das Geschwister-Scholl-Gymnasium erst einmal garantiert: Die Mehrheit des Kreistags hat beschlossen, dass beide Dauner Gymnasien eigenständig bleiben.Foto: TV -Archiv/Helmut Gassen

Bevor die Bestandsgarantie aber tatsächlich mit der Mehrheit der CDU unter Dach und Fach war, ging es (mal wieder) turbulent zu in der jüngsten Sitzung des Kreistags: Lange Diskussionen, neue Ansatzpunkte, mehrere vergebliche Anläufe, eine gemeinsame Linie zu finden, ein erfolgloser Landrat Onnertz und am Ende die Abstimmung über drei Anträge. Schreiben an das Bildungsministerium

Ausgangspunkt war ein SPD-Antrag von Ende vergangenen Jahres. Darin hieß es, der Landrat solle beauftragt werden, "in Abstimmung mit dem Land die Möglichkeit zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife nach vorangegangener Berufsausbildung für Schüler an der Berufsbildenden Schule im Kreis zu schaffen". Besondere Schwerpunkte im technischen und/oder wirtschaftlichen Bereich sollten mit vorhandenen Angeboten abgestimmt werden. Mit Blick auf die geplante Erweiterung solle auch die Planung des Raumbedarfs an den Berufsschulstandorten Gerolstein und Daun "auch unter Einbeziehung der demographischen Entwicklung und des bereits bestehenden Angebots mit Hilfe externer Beratungskompetenz" ermittelt werden. Vor diesem Hintergrund hatte der Landrat das Bildungsministerium angeschrieben. Er erläuterte in seinem Brief, dass im Kreis über die künftige Schullandschaft diskutiert werde. Er verwies auch darauf, dass die beiden in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Dauner Gymnasien ein identisches Bildungsangebot hätten. Diskutiert werde über die weitere Existenz beider Schulen, schrieb Onnertz. Er bat das Ministerium darum, Hinweise zu geben, welche Schulformen im Kreis rechtlich möglich und realistisch umsetzbar seien. Die Antwort aus dem Ministerium bezog sich vor allem auf die diskutierte Einrichtung eines beruflichen Gymnasiums. In Mainz wurde ein Potenzial von etwa 45 Bewerbern für ein berufliches Gymnasium mit Standort Daun ermittelt, für den "dauerhaften Bestand" einer solchen Schulform seien aber nach den bisherigen Erfahrungen jährlich 80 bis 100 Bewerber erforderlich. Die CDU erklärte in einem eigenen Antrag, sie halte es für notwendig, für Schüler, die nach Abschluss der 10. Klasse einen mehr fach- und praxisbezogenen Weg zur Hochschulreife anstrebten, das Bildungsangebot zu erweitern. Dafür böten sich entweder ein berufliches Gymnasium (angegliedert an der Berufsschule) oder die Berufs-oberschule (integriert in die Berufsschule) an. Das Gymnasium (drei Jahre bis zur Hochschulreife) richtet sich an Schüler mit Mittlerer Reife. Zugangsvoraussetzungen für die zweijährige Berufsoberschule ist eine abgeschlossene Berufsausbildung oder der Besuch der zweijährigen Höheren Berufsfachschule. Die Existenz beider Angebote nebeneinander sei "grundsätzlich wünschenswert". Sollte die Umsetzung beider Alternativen allerdings derzeit nicht möglich sein, plädiert die CDU zumindest für die Einführung der Berufsoberschule (in den Fachrichtungen Technik wie auch Wirtschaft/Verwaltung), ohne die Variante berufliches Gymnasium aufzugeben. Die Kreisverwaltung solle die Umsetzbarkeit der Vorschläge prüfen und auch untersuchen, wo in den beiden Berufsschulstandorten Gerolstein und Daun der erforderliche Raumbedarf gedeckt werden könne. SPD-Fraktionschefin Astrid Schmitt sah viele Gemeinsamkeiten der Anträge ihrer Partei und der CDU. Sie wollte aber auf Beratung von außen nicht verzichten, während Herbert Schneiders eben die für nicht nötig hielt. Er erklärte weiter, die beiden Dauner Gymnasien mit rund 1300 Schülern hätten auch auf längere Sicht ihre Daseinsberechtigung. Zudem gebe es eine "gesunde Konkurrenz" der beiden Schulen. Astrid Schmitt und Heinz Onnertz versuchten mehrfach, die CDU zu einem gemeinsamen Vorgehen zu bewegen, allerdings vergeblich. Nach langem Hin und Her brachte CDU-Kreistagsmitglied Werner Arenz es auf den Punkt: Die im Antrag seiner Partei formulierten Positionen wie der Bestand der Gymnasien seien auch eine "politische Entscheidung" für die Zukunft. Dafür bekam Arenz sogar Unterstützung von Uli Meyer (Bündnis 90/Grüne). Auch er sehe die beiden Gymnasien nach dem Prinzip "Konkurrenz belebt das Geschäft", allerdings machte er auch klar, dass er es für unwahrscheinlich halte, dass es ein berufliches Gymnasium im Kreis geben werde. Seine Forderung: Für den Kreis müsse ein Schulentwicklungsplan her, und wenn die CDU Probleme mit dem Namen habe, könne man eben einen anderen nehmen. FWG-Fraktionsvorsitzender Heinrich Ingenerf prognostizierte, angesichts der demographischen Entwicklung würden es beide Dauner Gymnasien auf Dauer schwer haben, sich zu behaupten. Sein Antrag, eine der beiden Schulen solle in ein berufliches Gymnasium umgewandelt werden, wurde ebenso wie der SPD-Antrag mit großer Mehrheit abgelehnt.

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