Gewalt als aufrüttelnde Geschichte

GEROLSTEIN. (git) Kindergewalt - ein topaktuelles Thema unserer Gesellschaft, wie das Beispiel aus der Coburger Realschule bestätigt. Stephan Valentin thematisiert dieses Problem in seinem Buch "Der Ameisenfeind", aus dem er in Gerolstein las.

 Begehrter Gast in Gerolstein: Nicht nur Stephan Valentins Ansichten zum Thema Kindergewalt, sondern auch seine Bücher und seine Unterschrift wollten viele Besucher mit nach Hause nehmen.Foto: Brigitte Redwanz

Begehrter Gast in Gerolstein: Nicht nur Stephan Valentins Ansichten zum Thema Kindergewalt, sondern auch seine Bücher und seine Unterschrift wollten viele Besucher mit nach Hause nehmen.Foto: Brigitte Redwanz

In Zusammenarbeit mit dem Förderverein des St. Matthias Gymnasiums und Unicef wurde Valentin zu einer Lesung eingeladen. Randvoll war die Aula des Gymnasiums. Eltern, Lehrer und etliche Jugendliche waren zur Lesung gekommen. "Auch Unicef hat es sich auf die Fahne geschrieben: Wir fordern fordert gewaltfreie Erziehung, denn Gewalt erzeugt Gegengewalt", sagt Erika Froning von Unicef Gerolstein. "Der Ameisenfeind", das ist Jonas, zehn Jahre alt und schon jetzt der Albtraum seiner Lehrer. Gegrillte Schnecken, ausgerissene Fliegenflügel, Spucke, die ins Gesicht der Großmutter klatscht - Jonas macht vor nichts Halt, übt schon in frühen Jahren - als Reaktion auf die Erwachsenenwelt - Gewalt aus. Als er später ein Mädchen kennenlernt, kommt es zur Tragödie… "Eltern müssen mehr mit Kindern reden, besonders über deren Probleme", verkündet Autor Valentin die "Botschaft, die mir sehr am Herzen liegt". So beschreibt das Buch die Einsamkeit eines Kindes gegenüber der allein erziehenden Mutter, die immer versucht, ihr Glück zu finden. Wenn das Kind sie braucht, braucht die Mutter gerade einen Mann. Mutter und Sohn gehen aneinander vorbei… Stephan Valerius weiß, wovon er schreibt. Er wurde vor 35 Jahren in Heidelberg geboren. Seit 15 Jahren lebt er in Paris. Zunächst schloss er ein Schauspielstudium ab. "Auf Wunsch meiner Mutter ging ich dann auf Nummer sicher und studierte in Paris Psychologie", berichtet Valentin. Er arbeitete in den Armenkrankenhäusern in Bombay und an der Elfenbeinküste. Inzwischen ist er ein mehrfach ausgezeichneter Autor und angehender Doktor der Psychologie, der seit mehreren Jahren in der Psychiatrie eines französischen Kinderkrankenhauses arbeitet."Meine Bücher sollen Denkanstöße geben"

Während seiner Tätigkeit kamen immer wieder Eltern auf ihn zu, die ihn fragten, was sie in der Erziehung tun sollten. "Meine Bücher geben Denkanstöße und Hilfestellung", sagt Valentin. Gemeinsam mit der Schauspielerin Katja Riemann hat er das Filmprojekt zu "Der Ameisenfeind" ins Rollen gebracht. Valentin schrieb das Drehbuch, das kürzlich für den Drehbuchpreis Baden-Württemberg 2003 nominiert wurde. "Katja Riemann wird die Mutter des kleinen Jonas spielen", verriet er den Zuhörern. Diese hörten ebenso gespannt den Geschichten aus seinem jüngsten Buch "Vielfarben" zu. Die Geschichten beschäftigen sich mit Kindern, ihren Problemen, ihren Gedanken gegenüber den Erwachsenen. Nach der Diskussion mit dem Publikum merkte Valentin an: "Meine Geschichten sind nicht autobiografisch oder biografisch, aber dennoch erlebe ich immer wieder, wie sie von der Wirklichkeit eingeholt werden." Die Realität zeigt laut Valentin eine Studie aus Frankreich: Ihr zu Folge sprechen Eltern im Jahr nur 15 Minuten mit ihren Kindern über deren Probleme. Valentin ist der Überzeugung, dass sich das Ergebnis in etwa auch auf andere Länder übertragen lässt. Die Beispiele Amok laufender Schüler auch in Deutschland seinen Indiz für diese These, sagt Valentin. Aus dem Verkauf seiner Bücher wurden in Gerolstein 296 Euro für Unicef gesammelt. Weitere 750 Euro nahm die Ortsgruppe des Kinderhilfswerks kürzlich bei einem Benefizkonzert in der Erlöserkirche ein.

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