Hiob meldet sich seltener

DAUN/GEROLSTEIN. Weitere Aufhellung: Nach düsteren Jahren hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt im Landkreis Vulkaneifel nach 2005 auch 2006 verbessert. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank um 0,3 auf 6,3 Prozent. Im Dezember 2006 waren im Landkreis 1946 Menschen (6,1 Prozent) arbeitslos gemeldet: 916 Männer und 1030 Frauen. Erfreulich: Die Zahl der jungen Arbeitslosen (unter 25 Jahren) nahm um mehr als ein Viertel auf nunmehr 283 ab.

"Während wir in den vergangenen Jahren stets mit Hiobsbotschaften konfrontiert wurden, war die Zahl der Firmenpleiten im vergangenen Jahr begrenzt", sagte Robert Gilles, Leiter der Gerolsteiner Arbeitsagentur. Unrühmliche Ausnahme war die Schließung der Hochwald-Molkerei in Hillesheim. Von den 60 Mitarbeitern sind nach Gilles´ Informationen aber "mehr als die Hälfte" wieder beschäftigt. Für Gilles gibt es "deutlich positive Signale aus der Wirtschaft, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen", allen voran bei Speditionen und im Bau- und Baunebengewerbe. "Da wir den Bedarf an Kraftfahrern mit LKW-Führerschein zunächst nicht decken konnten, haben wir hier verstärkt Mittel der beruflichen Weiterbildung eingesetzt", nennt Gilles ein Beispiel erfolgreichen Wirkens. Ein weiterer Beleg für seine These der Erholung: Die Zahl der offenen Stellen im Kreis ist gegenüber 2005 um nochmals 56 auf 906 gesteigert worden. Als Gründe für die weitere Erholung des regionalen und lokalen Arbeitsmarkts nennt er die "allgemein verbesserte Konjunkturlage", den "Luxemburg-Faktor" ("der sich aber in Trier und an der Mosel deutlich stärker auswirkt als in der Vulkaneifel"), keine weitere Zunahme der Pendler sowie die A 1. Gilles konkretisiert: "Für viele Unternehmer war es ein wichtiges Signal zu sehen, dass die Autobahn weitergebaut wird." Neue Jobs - aber oft nicht gut bezahlt

Dennoch: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse stagniert seit 2005 auf etwas mehr als 15 000, und viele der neu geschaffenen Jobs in der Vulkaneifel sind nach wie vor schlechter bezahlt als anderswo. Das gelte vor allem für die boomende Sparte der Zeitarbeits-Stellen. Gilles sagt: "Für einen Arbeitsplatz in der Region gibt normalerweise keiner seinen Job in Köln oder sonstwo außerhalb auf." Zudem lässt die steigende Zahl von Sozialhilfe-Empfängern und eben auch Arbeitslosen, die das Arbeitslosengeld (ALG) II beziehen, aufhorchen. Waren im Dezember 2005 noch 854 Menschen von diesem Schicksal betroffen, so ist ihre Zahl im Dezember 2006 auf 1077 gestiegen. Für ihre Betreuung und Vermittlung ist im Landkreis Vulkaneifel nicht die Arbeitsagentur zuständig, sondern der Kreis, der seit 1. Januar 2005 eine so genannte Hartz-IV-Optionskommune ist. Als die "größten Gewinner" der aktuellen Situation nennt der Agentur-Chef die Gruppe der Arbeitslosen unter 25 Jahren. Sie ist im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Viertel geschrumpft: 283 junge Menschen sind demnach im Kreis noch arbeitslos gemeldet. Für Gilles einerseits zwar das Ergebnis von "verstärkten Anstrengungen in Schulen und Betrieben", andererseits aber auch eine Folge davon, "dass wir in der Vergangenheit in diesem Bereich relativ viele Arbeitslose hatten". So bestehe noch immer ein "Aussiedler-Problem - auch wenn es kleiner geworden ist". Denn mit mangelhaften Deutschkenntnissen oder ohne Schulabschluss sei eine Vermittlung weiterhin äußert schwierig. Gilles: "Diese Jugendlichen sind nach wie vor vielfach die Verlierer." Angesprochen auf die aktuelle, von Landesvater Kurt Beck angestoßene Diskussion, sagte der Gerolsteiner Agentur-Chef: "Die persönliche und fachliche Qualifikation ist nach wie vor das ausschlaggebende Kriterium für einen Arbeitgeber, jemanden einzustellen. Wenn man aber ungewaschen, ungekämmt und mit Fahne zum Vorstellungsgespräch kommt, wird das wohl kaum einen Arbeitgeber erfreuen." Dennoch schade die Diskussion nach Ansicht von Gilles vor allem den Arbeitslosen und, "sie wird der Problematik der Arbeitslosigkeit überhaupt nicht gerecht".

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