Hund fällt Ziege am Weinfelder Maar an: Bock überlebt schwer verletzt - Naturschutzbund weist auf die Leinenpflicht hin

Daun/Mehren · Es ist ein einzigartiges Naturschutzprojekt: In einem eingezäunten Bereich rund um das Weinfelder Maar weiden Ziegen und Esel. Dennoch führen Wander- und Mountainbikewege hindurch. Weil erst kürzlich ein freilaufender Hund eine der Ziegen angefallen hat, appellieren Naturschützer eindringlich, Hunde im eingezäunten Bereich anzuleinen.

Daun/Mehren. Die inzwischen 50 Ziegen von Landwirt Leo Kordel haben seit rund einem Jahr am Weinfelder Maar eine neue Heimat gefunden. In einem für die Region einzigartigen Projekt, das auch von der Europäischen Union unterstützt wird, wurde hier die ursprüngliche Heidelandschaft der Eifel wiederhergestellt (siehe Extra). Die Ziegen bewahren das rund 18 Hektar große, eingezäunte Areal nun vor der Verbuschung. Bisher gab es keine Probleme zwischen den freilaufenden Tieren und den zahlreichen Besuchern am Maar. Und das, obwohl immer wieder Einheimische wie auch Touristen ihre Hunde entgegen den Vorschriften ohne Leine mitführen.
Nun hat es eine der Ziegen erwischt: Vor gut einer Woche berichteten Maarbesucher dem Landwirt, dass sie ein verletztes Tier gesehen hätten. Kordel selbst kontrolliert den Bestand der Herde jeden Abend. Dank der schnellen Reaktion der Spaziergänger bringt Kordel die junge Ziege noch am selben Tag zum Tierarzt. Der bestätigt: Die Wunde ist ganz frisch. Ein Hund hat dem jungen Bock ein faustgroßes Stück Fleisch aus dem rechten Hinterlauf gerissen. Der Tierarzt rät Kordel zunächst, das Tier einzuschläfern, doch das möchte dieser nicht und entscheidet sich für die Operation. "Die Wunde war sehr tief und ausgefranst. Wirtschaftlich hat es sich zwar nicht gelohnt, aber wir wollten das Tier dennoch nicht einschläfern lassen", erinnert sich Kordel.
Dass die Wunde von einem anderen Tier als einem Hund stammen könnte, schließt Hans-Peter Felten vom Naturschutzbund (Nabu) Daun aus: "Wölfe gibt es hier nicht und das ganze Maar ist eingezäunt." Der Hund müsse einem Spaziergänger gehört haben.
Der Vorsitzende des Nabu in Daun, Sepp Wagner, nimmt den Vorfall zum Anlass für einen eindringlichen Appell an alle Hundebesitzer: "Hunde haben einen natürlichen Jagdtrieb. Für jeden verständigen Hundebesitzer sollte es daher eine Selbstverständlichkeit sein, seinen Hund dort angeleint zu führen, wo Nutztiere frei herumlaufen. Auch der Status als Naturschutzgebiet gebietet dies."
Felten selbst hat schon des Öfteren Hundehalter am Maar angesprochen, die ihre Tiere nicht angeleint hatten. "Die Reaktionen sind ganz unterschiedlich. Viele sind einsichtig und leinen die Hunde an, aber manche sagen auch einfach ‚Mein Hund tut nichts, der ist ganz lieb'." Der aktuelle Fall sei aber bisher der einzige, bei dem ein Hund eine der Ziegen verletzt habe.
Dass die Tiere am Weinfelder Maar kein Streichelzoo sind, mussten auch zwei Spaziergänger erfahren, die das neugeborene Fohlen von Eselin Babette streicheln wollten. Die Annäherung der beiden Menschen weckte in Babette beschützende Mutterinstinkte - sie verfolgte die beiden ein kurzes Stück (der TV berichtete am 30. Juni).
Die Ziege muss nach einer einwöchigen Antibiotika-Behandlung nun noch fünf Wochen im Stall verbringen, bis die Wunde komplett verheilt ist, bevor sie mit ihren Artgenossen wieder über die Maarhänge springen darf. Der Besitzer des freilaufenden Hundes ist nicht bekannt.Extra

Die Ziegen sind ein Teil des Projekts "Dauner Maarlandschaft". Es wurde 2012 mit 430 000 Euro von der ADD als Leader-Projekt der Europäischen Union bewilligt. Seit 2014 sorgen die Tiere dafür, dass die Fläche nicht wieder von Büschen zugewuchert wird. Wie Anne-Ruth Windscheif vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bitburg sagt, ist diese Ziegenart dafür besonders geeignet, weil sie auch Gehölze frisst. Die Tiere gehören zum benachbarten Weinfelder Hof. Die Betreiber dürfen die Flächen als Weide für ihre Tiere kostenlos nutzen, verpflichten sich aber im Gegenzug, die Landschaft zu pflegen und beispielsweise den Zaun sauber zu halten, sodass er nicht zuwächst. noj

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