"Ich musste den Frust mal loswerden"

HILLESHEIM. Veranstaltung mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite hat der Eifelverein (EV) Hermann Meyer für seine besonderen Verdienste die Ehrenmitgliedschaft verliehen, und auf der anderen Seite übte der Pfarrer im Ruhestand heftige Kritik am Hillesheimer Stadtrat, an Priesterkollegen und Frauenvereinigungen.

"Ich achte Ihre Arbeit sehr, aber hier ist der falsche Anlass, und wir sind die falschen Ansprechpartner für Ihre Kritik", meinte ein EV-Mitglied und Hillesheimer Geschäftsmann, der namentlich nicht genannt werden will, zum kritischen Rundumschlag. Meyer rechtfertigte sich: "Ich musste den Frust mal loswerden. Es hat mich sehr bedrückt." Der 75-jährige Pfarrer im Ruhestand freute sich zwar über die Ehrenmitgliedschaft und bedankte sich beim Eifelverein, aber dann legte er los. Meyer: "Vieles wird als zu selbstverständlich hingenommen. Ehrenamtliche leisten viel und werden viel zu wenig beachtet." Den Hillesheimer Stadtvätern würde es "gut stehen, die Ehrenamtlichen mehr zu würdigen". 15 000 Euro Erlös habe die historische Festwoche, an der er maßgeblich beteiligt war, eingebracht. Das Geld sei der Stadt 2001 für ein Kulturhaus zur Verfügung gestellt worden. Meyer sagte: "Wir haben bisher keine Reaktion von Seiten der Stadt bekommen und sind auch nicht in die Planungen einbezogen worden. Dabei ist ein totes Archivhaus nicht das, wofür wir das Geld erwirtschaftet haben." Das Hochamt zur Festwoche sahen seine Priesterkollegen kritisch und schwärzten ihn beim Bischof an. Meyer zitierte aus einem Brief der Dekanatskonferenz Hillesheim-Gerolstein: "Die Messfeier mit schauspielerischen Einlagen sollte verboten werden." Erst nachdem die braunen Mönchskutten gegen weiße ausgetauscht worden seien, habe die Messe wie geplant stattfinden können. Der gespielte Hexenprozess rief gleich mehrere Organisationen auf den Plan. Der Diözesanausschuss der Frauen sah "die Frauenverfolgung als Posse sehr problematisch". Der Sachausschuss Frauen und Kirchen meinte: "Dieses Jahr sind es die Hexen und nächstes Jahr die Juden, die zur Verbrennung anstehen." Die Arbeitsgemeinschaft der Frauenseelsorgerinnen sah eine Gefahr darin, dass suggeriert werden könne, es habe wirklich Hexen gegeben. Der Pfarrer im Ruhestand sagte: "Alle forderten vom Bischof, die geplante Inszenierung zu verhindern. Aber ich bekam das Okay, und es wurde ein Erfolg." Seine Schelte machte auch vor der Intelligenz der Kritiker keinen Halt. Meyer: "Soviel Unverständnis ist schon beängstigend. Wer es nicht erkennt, kann es auch nicht anerkennen. Das gilt auch für den Hillesheimer Stadtrat." Als weiteres positives Echo und Imagegewinn für den Marktort sieht Meyer das Altstadt-Krippenspiel, das seit drei Jahren unter seiner Regie aufgeführt wird. Unstrittig sind Meyers Verdienste um seine Heimatstadt. Berthold Becker, EV-Vorsitzender, sagte bei der Überreichung der Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft: "Die Liste Ihrer Verdienste um Kultur und Brauchtumspflege ist riesig." Er bezeichnet Meyer als "rührigen Kulturwart" und bescheinigt ihm "einen besonderen Blick für die Schönheiten der Natur". Meyer hat mehrere Videos und DVDs über die Eifel, Hillesheim und Stadtsanierung herausgebracht. Neu ist die "Video-Wanderung", die in neun Etappen durch die Vulkaneifel führt. Zwei Bücher über "Hillesheim, die Geschichte eines Eifelstädtchens" schrieb Meyer. Außerdem entwarf er das Hillesheimer Stadtwappen, veröffentlichte das Stadtsiegel von 1306 und fand das verschollene Zunftsiegel von 1660. Harmonie brachten die Musikerinnen Simone Klein und Alina Loevenich in die Veranstaltung. Sie begeisterten mit Musikstücken aus dem Mittelalter und Barock.

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