"Intervalljagd statt Dauerfeuer"

DAUN. Gute Meldungen bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe des Deutschen Jagdverbandes: Der vorläufig letzte Fall von Europäischer Schweinepest (ESP) liegt fast ein Jahr zurück. Die Jäger gehen mit einer neuen Zählstrategie des Schwarzwildes auf Landesebene neue Wege.

 Von den bei der Versammlung ausgestellten Stücken zeigt Helmut Hentges, Jagdaufseher in Wallenborn, die "extra starke und schön geperlte" Trophäe eines Rehbocks.Foto: Gabi Vogelsberg

Von den bei der Versammlung ausgestellten Stücken zeigt Helmut Hentges, Jagdaufseher in Wallenborn, die "extra starke und schön geperlte" Trophäe eines Rehbocks.Foto: Gabi Vogelsberg

"Ähnlich wie bei der kreisweiten Fuchsjagd, die wir seit sieben Jahren zur Bekämpfung des Fuchsbandwurmes machen, werden wir auch jetzt bei der Ermittlung des Schwarzwildbestands in Rheinland-Pfalz Vorreiter", erklärte der Vorsitzende Siegfried Neuerburg selbstbewusst. Nur die Jäger selbst könnten die Zählung vornehmen und dann die Bejagung, vor allem auch in ESP-Zeiten, entsprechend angehen, sagte Neuerburg. Schätzungen aus Mainz oder mutmaßlichen Berechnungen wollten die Jäger im Kreis "Zahlen mit großer Aussagekraft" entgegen halten. Schon seit Jahren existiere in den Revieren Kelberg ein so genannter "Schwarzwild-Ring". Danach würden zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Kirrungen (nur für Schwarzwild erlaubte Fütterungsanlockplätze) besetzt, nachdem sie in den Tagen zuvor korrekt mit Mais bestückt wurden und so die Annahme durch die Tiere garantiert sei. Dann werde gezählt und danach die Jagdstrategie festgelegt. "Die Abschusszahlen sind ohne Dauerbejagung zu erreichen", meinte Kreisjagdmeister Ulli Umbach. Er ergänzte: "Die Teilnahme ist freiwillig und nicht von oben angeordnet, aber alle Jäger sollten sich in Eigenverantwortung daran beteiligen." Im Kreis Daun wurden im Jagdjahr 2002/2003 1805 Stücke Schwarzwild erlegt. 26 Tiere waren mit dem ESP-Virus infiziert.Letzter Fall im Mai 2002 registriert

Der letzte Fall wurde am 26. Mai 2002 registriert. Auf Landesebene gab es 253 positive Fälle. "ESP ist noch nicht erloschen, aber durch die drei Doppelimpfungen haben wir eine Immunitätsrate von etwa 50 Prozent erreicht", berichtete Umbach. Er stellte weitere Abschusszahlen vor: Rotwild 629 Stück (76 Prozent des Abschussplanes erfüllt), 4121 Stück Rehwild, 1501 Füchse, 179 Hasen, 101 Dachse und 31 Marder. Gastreferent war Biologe Johannes Lang. Er hat am Lebensraumgutachten fürs Rotwild im Salmwald mit gearbeitet (der TV berichtete), eine Projektarbeit, die größtenteils vom Land finanziert wurde und der besseren Zusammenarbeit zwischen Forstverwaltung, Jägern und Jagdgenossen dienen soll. Hintergrund: Gerade im Salmwald existierten große Meinungsunterschiede, was die Höhe des Wildbestandes, der Abschussplanung sowie der Verbiss- und Schälschäden am Baumbestand anging. Das Gutachten ergab: Nur drei Prozent der Buchen und Fichten wurden durch Neuschälung geschädigt. Die Gutachter forderten die Zusammenarbeit aller Beteiligten bei der Revier übergreifenden Bejagung und Fütterung. Außerdem solle das Motto "Intervalljagd statt Dauerfeuer" gelten. Lang erklärte: "Statt der gesetzlich erlaubten acht Monate sollte nur noch knapp vier Monate das Rotwild bejagt werden, und in den Einständen sollten keine Kirrungen fürs Schwarzwild angelegt werden." Ende Mai wird das Gutachten als 160-seitiges Buch samt CD der Verbandsgemeinde Gerolstein erhältlich sein. Im Publikum machte sich Skepsis breit, ob die Umsetzung wirklich klappt. Karl-Heinz Raskob (Daun-Neunkirchen), Jagdaufseher in Wallscheid, fragte: "Was ist mit den Touristen und den Spaziergängern mit den freilaufenden Hunden?" Lang antwortete: "Das Gebiet steht noch relativ gut da. Das Rotwild kann mit den kalkulierten Störungen durch Mountainbiker oder Spaziergänger umgehen." Franz-Josef Heinermann, Pächter des Üxheimer Reviers, unterstützte die Gutachter: "Wenn alle sich konsequent dran halten, kann es klappen." Kreisjagdmeister Umbach besprach die ausgestellten Trophäen. Bei den Rehböcken machte der Abschuss von Wallenborns Pächter Manfred Anlav (Moers) das Rennen. Bei den Hirschgeweihen stach der "ungerade 18-Ender" aus dem Steffeler Revier ins Auge. Rüdiger Echterhoff erlegte den Hirsch im September 2002.

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