Letzter Schultag nach fast 43 Jahren

Niederstadtfeld · Ende für einen Schulstandort mit jahrzehntelanger Tradition: Die Grund- und die Hauptschule in Niederstadtfeld werden aufgelöst. Offen ist, was mit dem Ende der 1960er Jahre entstandenen Gebäude geschieht.

 Der letzte und erste Schulleiter der Grund- und Hauptschule in Niederstadtfeld schlagen das Kapitel der Schule zu. Heute leitet Manfred Gorges (links) letztmalig das Geschehen in der Niederstadtfelder Schule. Alois Meyers war der erste Schulleiter dort. TV-Foto: Klaus Kimmling

Der letzte und erste Schulleiter der Grund- und Hauptschule in Niederstadtfeld schlagen das Kapitel der Schule zu. Heute leitet Manfred Gorges (links) letztmalig das Geschehen in der Niederstadtfelder Schule. Alois Meyers war der erste Schulleiter dort. TV-Foto: Klaus Kimmling

Niederstadtfeld. Ginge es nach Zweitklässlerin Selina Billen (8) aus Niederstadtfeld, dann würde die Schule in ihrem Heimatort sicher nicht geschlossen: "Ich finde es doof, dass die Schule zu gemacht wird, weil ich es hier sehr schön finde." Aber Tatsache ist: In Niederstadtfeld ist heute nicht nur für Selina, sondern für alle Schüler und Lehrer der allerletzte Schultag. Der komplette Standort mit Grund- und Hauptschule wird geschlossen.
Vor gut einem Jahr hatte der Rat der Verbandsgemeinde Daun die Schließung beschlossen. Vorausgegangen waren lange Diskussionen darum, ob Niederstadtfeld als zentraler Schulstandort gestärkt wird oder aber die Grundschulen Wallenborn und Üdersdorf erhalten bleiben. Am Ende gab es im Rat eine klare Mehrheit gegen Niederstadtfeld. Damit war klar: Nach fast 43 Jahren endet dort das Kapitel Schulstandort.
Heute ist es so weit, und es kann nicht verwundern, dass bei einem, der seit 38 Jahren an der Schule ist, Wehmut aufkommt: Manfred Gorges, der die Schule seit zwei Jahren leitet. Für ihn ist es "sehr schade, dass es zu Ende geht. Für mich hängen viele Erinnerungen und Emotionen an der Schule". Er hat viele der rund 2000 Schüler, die seit 1968 die Schule besucht haben, kommen und gehen gesehen, aber bei den meisten hat er auch den beruflichen Werdegang weiter verfolgt. "Ich denke, wir haben den Schülern ein gutes Rüstzeug für eine erfolgreiche berufliche Zukunft gegeben. Viele sind heute in unterschiedlichen Branchen in führenden Positionen."
Sandra Becker ist der Schule nicht nur als stellvertretende Schulelternsprecherin und Schulsekretärin verbunden, sondern hat auch ihre Grundschuljahre dort absolviert. "Es ist einfach schade, dass es zu Ende geht, für alle Beteiligten und auch das Dorf. Niederstadtfeld hätte sich bestens geeignet als zentraler Schulstandort."
Gemischte Gefühle kommen angesichts des letzten Schultags auch bei Schulsprecher Eldar Akhmetor aus Wallenborn (14, 8. Klasse) und Andraschee Klein aus Niederstadtfeld (13, 7. Klasse) auf. "Natürlich freuen wir uns wie immer auf die großen Ferien. Aber es ist schon komisch, dass es wirklich der letzte Tag hier ist", sagen sie übereinstimmend. Beide gehen ab dem kommenden Schuljahr in Manderscheid zur Schule. Und warum Manderscheid? "Viele unserer Freunde gehen auch dorthin. Darauf haben wir natürlich geachtet bei der Schulwahl."
Vermissen werden sie die Vorzüge einer kleinen Schule: "Hier ist keiner untergegangen." Kein Wunder, dass ihre Bilanz positiv ausfällt: "Es war eine schöne Zeit."
Eine Abschiedsfeier gibt es nicht, aber alle "Niederstadtfelder" (vom Schulleiter über den Hausmeister bis hin zu den Reinigungskräften) waren vergangene Woche gemeinsam auf der Bundesgartenschau in Koblenz. "Ein toller Tag für alle", berichtet Manfred Gorges. "Da haben wir ein letztes Mal das Gefühl einer echten Schulgemeinschaft empfunden." Gottfried Trosdorff, 56, Vermessungstechniker aus Oberstadtfeld: "An den damaligen Schulwechsel von der örtlichen Volksschule zur zentral gelegenen Hauptschule denke ich noch sehr gerne zurück. Ein neues Schulgebäude, großer Schulhof, Turnhalle und ein Sportplatz in der Nähe: Das waren hervorragende Bedingungen. Wir waren die Ersten, die 1969 die Schule als Neuntklässler verlassen haben. Viele Freundschaften aus der damaligen Zeit sind bis heute noch erhalten. Schade, dass die Schule geschlossen werden muss. Aber das hat sich ja schon in den letzten Jahren so abgezeichnet." Sebastian Wagner, 27, Mehren, Verwaltungsangestellter (von 1991 bis 2000 Schüler): "Ich finde es schade, dass die Schule geschlossen wird, weil die Schüler sich im Vergleich auf den weiterführenden Schulen immer gut behaupten konnten. Als ehemaliger Niederstadtfelder würde ich mir wünschen, dass dort keine Ruine entsteht. Es muss rasch eine andere kostengünstige Nutzung gefunden werden." Jakob Schnichels, 62, ehemaliger Lehrer: "Mit der Schulschließung geht ein Treffpunkt für ehemalige Schüler und Lehrer verloren. Auch viele Eltern von Grundschulkindern äußern sich enttäuscht, dass sie ihre Kinder zukünftig nicht mehr in ,ihre\\' Schule schicken können." sts Geschichte: 550 Schüler hatte die Niederstadtfelder Schule Mitte der 1970er Jahre. Danach ging die Zahl stetig zurück. Im Schuljahr 1980/81 waren es 372 Schüler, 2000/2001 noch 225 und in diesem Schuljahr noch 74. Ausblick: Die Grundschüler gehen künftig nach Üdersdorf, die Hauptschüler verteilen sich auf fünf Realschulen plus: Daun, Manderscheid, Gillenfeld, Gerolstein und Kelberg. Die Lehrer haben alle bereits neue Anstellungen, hauptsächlich an Grundschulen in der Umgebung. Der Hausmeister wird vorerst weiter direkt an der Schule wohnen, um das Gebäude trotz Leerstands in Schuss zu halten. Die Schulsekretärin wird künftig vorwiegend in Üdersdorf und Wallenborn tätig sein. Was mit dem Gebäude (Nutzfläche von rund 1200 Quadratmeter plus Turnhalle) geschieht, ist offen. Laut VG Daun hat es Gespräche mit potenziellen Interessenten gegeben, allerdings ohne Erfolg. Nun hofft die VG, Mittel bewilligt zu bekommen, um ein Konzept für die künftige Nutzung der Schule in Auftrag zu geben.

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