Modell Mehren

MEHREN. Vorbild für viele Orte: Die Gemeinde Mehren hat die Möglichkeiten des so genannten Ökokontos erfolgreich eingesetzt. Die Ergebnisse des Pilotprojekts wurden nun vorgestellt.

Auf Einladung der SPD-Landtagsabgeordneten Astrid Schmitt war Umwelt-Staatssekretär Hendrik Hering in die Eifel gekommen, um sich über den Stand eines komplizierten Verfahrens mit einem einfachen Ziel zu informieren. Seit 1994 gibt es das so genannte Ökokonto in Rheinland-Pfalz, seit 1998 ist es im Bundesbaugesetzbuch verankert. "Ökokonto" bedeutet: Frühzeitig einen die Natur schützenden Ausgleich für spätere Eingriffe schaffen, so dass sich Fauna und Flora schon gut entwickelt haben, wenn die Versiegelung anderer Flächen etwa durch Autobahnen oder Gewerbe- und Baugebiete erfolgt.Kauf der Ausgleichsfläche nicht finanzierbar

Wie erfolgreich eine Gemeinde das Instrument des Ökokontos einsetzen kann, dass hat Mehren in vorbildlicher Weise vorgemacht. Hintergrund: Ein neues Baugebiet machte Ausgleichsmaßnahmen notwendig. Statt Flächen zu kaufen, ging die Gemeinde einen anderen Weg: ein Ökokonto im Rahmen der Umweltvorsorge. Nicht immer ist der Ausgleich machbar, indem eine Kommune Flächen ankauft. "Wir haben 95 Baugrundstücke neu ausgewiesen, weil unsere Bevölkerung wächst", berichtete Mehrens Ortsbürgermeister Ring, "dafür hätten wir 30 000 Quadratmeter Ausgleichsfläche ankaufen müssen. Das war nicht finanzierbar."Die überzeugendste Lösung im Sinne eines nachhaltigen Flächenmanagements: Ausgleichsmaßnahmen im Wald. Dafür war die 1500-Einwohner-Gemeinde besonders geeignet, denn sie verfügt über 178 Hektar Wald, der zumindest eine "schwarze Null" als Ertrag bringen soll.Zudem biete das Ökokonto den Gemeinden den Vorteil der flexiblen Handhabung, weil keine zusätzlichen Mittel in Landkäufe gebunden werden, und zugleich der langfristigen Planbarkeit, erklärte Hendrik Hering. Es mache die Wälder - immer in enger Abstimmung mit der Landwirtschaft, deren Pflegefunktion immer bedeutsamer werde - als Naherholungsgebiete immer wertvoller. Für Kommunen, die so stark vom Fremdenverkehr leben wie Mehren, ein weiterer Vorteil. Forsteinrichter Dirk Ueckermann machte klar, dass die Entscheidung, welche Wälder für das Ökokonto geeignet sind, kein Schnellschuss ist, sondern in Feinabstimmung mit allen beteiligten Behörden vonstatten geht.Umfangreiche Analysen und Datenerhebungen stehen am Anfang des Prozesses: Wie ist der ökologische Zustand des Waldes? Welche Standortmerkmale hat er und welche Funktionen erfüllt er, von der Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten über den Gewässerschutz bis hin zu Klima und Landschaftsbild? Zudem muss zwischen Ist- und Sollzustand unterschieden werden. Die Wirkungen und die Ziele der geplanten Maßnahmen werden detailliert festgelegt.Das Ganze sei unbedingt unter die Prämisse forstlicher und auch betriebswirtschaftlicher Anforderungen zu stellen: "Wir erarbeiten eine fachliche Gesamtkonzeption und fällen keine Entschlüsse, die Teilbedürfnisse zueinander in Widerspruch bringen", sagte Ueckermann.Mitdenken für kommende Generationen

Nach sorgfältiger Abwägung aller Faktoren gibt es vom Forsteinrichter Vorschläge, was mit den ins Auge gefassten Waldflächen zu geschehen hat: vom Ersatz monokultureller Fichtenanpflanzungen durch Mischwald bis hin zur Renaturierung von Feuchtbiotopen. "Wir müssen Risiken vermeiden und dürfen zum Beispiel Fichten nicht entfernen, wenn dadurch Windwurf provoziert würde", erläuterte Ueckermann die komplexen Zusammenhänge. Denn: "Der Wald ist ein langfristiges Objekt, und wir müssen für kommende Generationen mitdenken." Auch die Wechselwirkung mit benachbarten Wäldern sei zu berücksichtigen. Leider habe die Umsetzung der Ökokontoregelung bislang nicht überall optimal gegriffen, berichtete Ueckermann, es gebe Informationsdefizite bei einigen Behörden.

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