Neue Zeitrechnung

DAUN. Der Haushalt des künftigen Landkreises Vulkaneifel wird für 2007 auf die doppelte Buchführung (Doppik) umgestellt. Dieses neue Buchungssystem für Kommunalverwaltungen löst das rund 250 Jahre alte Rechnungssystem der so genannten Kameralistik ab.

 Geschafft: Der erste Doppik-Haushalt des Landkreises Vulkaneifel liegt vor und wird in der heutigen Kreistagssitzung beraten. Landrat Heinz Onnertz (Zweiter von links) freut sich mit seinen Mitarbeitern (von links) Büroleiter Helmut Klassmann, Controllerin Diane Lorig, Doppik-Beauftragte Verena Verhülsdonk und Kämmerer Peter Thull, die maßgeblich für die Erstellung des Etats verantwortlich waren.Foto: Kreisverwaltung Daun

Geschafft: Der erste Doppik-Haushalt des Landkreises Vulkaneifel liegt vor und wird in der heutigen Kreistagssitzung beraten. Landrat Heinz Onnertz (Zweiter von links) freut sich mit seinen Mitarbeitern (von links) Büroleiter Helmut Klassmann, Controllerin Diane Lorig, Doppik-Beauftragte Verena Verhülsdonk und Kämmerer Peter Thull, die maßgeblich für die Erstellung des Etats verantwortlich waren.Foto: Kreisverwaltung Daun

In Sachen Finanzen hat der Kreis Daun seit vielen Jahren einen denkbar schlechten Ruf: Er sei praktisch pleite, ein armer Schlucker, ein Konkursfall und als was er sonst noch bezeichnet wurde. Aber schon im Frühjahr könnte die "Ehrenrettung" kommen: Dann soll die Eröffnungbilanz zum (bereits vorliegenden und in der heutigen Kreistagssitzung zu beratenden) Haushaltsentwurf für 2007 fertiggestellt sein. In dieser Bilanz wird erstmals das gesamte Vermögen des Kreises bewertet: Dazu gehören unter anderem allein mehr als 3500 Grundstücke, 370 Kilometer Kreisstraßen, zahlreiche Brücken, Schulen und sonstige Gebäude. Nach derzeitigem Stand hat der Kreis mehr Vermögen als Verbindlichkeiten.Umfassende Auflistung aller Werte

Bislang wusste der Kreis gar nicht, wie vermögend er ist, denn eine umfassende Auflistung aller Werte gab es nicht. Das hat sich geändert durch die Einführung der doppelte Buchführung (Doppik), denn sie sieht vor, dass das kommunale Vermögen vollständig erfasst, bewertet und den Schulden gegenübergestellt wird. Die Kreisverwaltung hat sich frühzeitig mit der Umstellung des Rechnungssystems befasst und eine Projektgruppe gebildet: "Los ging es im August vor zwei Jahren", erinnert sich Büroleiter Helmut Klassmann. Nur fünf Kreise gehen an den Start

Zunächst sah es so aus, dass die meisten Kreise in Rheinland-Pfalz - wie einst beschlossen - zum 1. Januar 2007 auf die Doppik umstellen würden, aber am Ende sind es dann aber nur fünf von 24: Neben dem künftigen Landkreis Vulkaneifel sind es die Kreise Bad Ems, Neuwied, Rhein-Hunsrück (Simmern) und Bernkastel-Wittlich, wobei der Nachbarkreis aber als Modellkommune schon länger mit dem neuen System arbeitet. Für Landrat Heinz Onnertz war die Umstellung auf die Doppik eine "enorme Herausforderung" für die Verwaltung und eine Menge Arbeit, die sich nicht auf Anhieb bezahlt machen werde. "Der Haushalt in der Form, wie wir ihn jetzt vorlegen, wird erst im Lauf der nächsten Jahre richtig interessant: Dann, wenn auch die anderen Kreise so verfahren und Vergleiche möglich werden. Wie Verwaltungen arbeiten und wirtschaften, wird künftig durchschaubarer als bisher", prognostiziert der Verwaltungschef. Um die Vergleichbarkeit zu gewährleisten, haben sich die Kreise im Land verpflichtet, einheitliche Produkte und Leistungen vorzusehen. Die Doppik-Macher in der Dauner Kreisverwaltung gehen davon aus, dass das neue System nicht nur die Verwaltung verändert, sondern auch die Arbeit und Entscheidungen des Kreistags beeinflusst: "Der Werterhalt und die Folgekosten werden mehr im Mittelpunkt der politischen Entscheidungen stehen. Damit unterstützt die Doppik eine Verwaltungsmodernisierung, die sowohl die Verwaltung als auch den Kreistag erreichen muss. Effektive Verwaltungs- und Ratsarbeit ist nur möglich, wenn beides ineinander greift." Der Doppik-Haushalt ist "produktorientiert". Das heißt, im Haushalt wird ausgewiesen, welche Ergebnisse mit welchen eingesetzten Mitteln erzielt werden sollen, und nicht allein, wie bisher, wie viel Geld eingesetzt wird. Auch für die Bürger transparenter

Dadurch soll insbesondere auch für die Bürger transparenter und kontrollierbarer werden, welche Aufgaben die Kommune wahrnimmt und welche Schwerpunkte die Politik setzen will. Da alle Informationen zu einem Produktbereich an einer Stelle gesammelt ausgewiesen werden und nicht wie bisher in verschiedenen Bänden (Investitionsprogramm, Finanzplanung, Verwaltungshaushalt, Vermögenshaushalt), sollen künftig die Haushalte durch die Doppik verständlicher werden.

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