Nur einige Steine als Erinnerung

HILLESHEIM. Die Geschichte einer Stadt lässt sich neben Wahrzeichen und Denkmälern vor allem an ihren Straßennamen ablesen. So wird beim Spaziergang durch Hillesheim rasch deutlich, dass die Stadt besonders von ihrer hügeligen Lage sowie der Kirche stark geprägt wurde. In einer Serie stellt der TV Straßen sowie Hintergründe zu deren Benennung vor.

Zwei Dinge fallen beim Studium des Hillesheimer Stadtplans auf: Erstens: Die Zünfte, die den Marktort bekannt gemacht und geprägt haben, finden auf den Straßenschildern kaum Erwähnung. So sucht man außer Im Walkgraben, in der Gerberstraße und Am Viehmarkt vergeblich nach einer Würdigung der Handwerkskunst.Zweite Besonderheit: Große Söhne oder Töchter der Stadt oder bedeutende Herrschaften, die mit der Stadt in besonderen Weise verbunden waren, finden ebenfalls keine Erwähnung. Mit einer Ausnahme, doch die ging prompt daneben. Die Ludolf-von-Ceulen-Straße ist benannt nach dem deutschen Mathematiker (* 28. 1. 1540, † 31. 12. 1610), dem es 1596 gelang, die Zahl Pi, die das Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser angibt, relativ exakt zu berechnen. Doch der Gelehrte erblickte nicht - wie angenommen - in Hillesheim, sondern im niedersächsischen Hildesheim das Licht der Welt. Na ja, ist ja nur ein einziger Buchstabe: d, wie dumm gelaufen.

Dafür spielen die Heiligen eine um so größere Rolle. Gleich eine Reihe von ihnen stand Pate für die Benennung von Straßen im Südosten der Stadt: Martin, Michael, Maria, Nikolaus, Josef, Antonius - allesamt nahe Am Heiligenhäuschen. Ob es heute einer besonderen Überprüfung oder Berechtigung bedarf, um dort wohnen oder hinziehen zu dürfen, war nicht zu klären.

Die Verbindung zwischen den Bewohnern und dem Namen der Straße/des Viertels wird hingegen besonders deutlich im Neubaugebiet auf dem Bungert, das so etwa ab 1960 entstand: Weil sich dort viele Heimatvertriebene niederließen, gab's bald auch eine Königsberger, Dresdner und Stettiner Straße.

Mit der Sanierung der Innenstadt, der Verlegung der bäuerlichen Betriebe aus dem Ortskern, der Änderung von Straßenzügen sowie der Schaffung neuer Wohnkapazität verschwand der dörfliche Charakter Hillesheims zusehends. Doch trotz der Änderungen: Die Häuserzeilen in der Burgstraße (Foto: Felicitas Schulz) zeigen noch heute die mittelalterliche Bauweise des "Anlehnens" an die befestigte Mauer. Die Burg, die zwischen Kirche und Stadtmauer stand, aber existiert nicht mehr. Bereits 1306 erwähnt, fiel sie 1689 der Brandschatzung französischer Soldaten zum Opfer. Überhaupt zerstörten große Brände den ehemaligen trierischen Amtsort mehrfach. In der Burgstraße steht nur noch ein Haus aus der damaligen Zeit, denn es war statt wie üblich aus Holz aus Stein gebaut: das Burgmannenhaus. Und aus dessen Wand ragen heute noch einige Steine der Burg heraus. In der Pfarrkirche gibt ein Ölgemälde von 1610 Anhaltspunkte vom Vorhandensein der Burg. Der dazugehörige Brunnen wurde bei Straßenarbeiten wiederentdeckt und steht nach der Stadtsanierung fast mitten auf der Burgstraße. Metzger, Bäcker, Kolonialwarenladen, Schneider und kleine Bauernhöfe mit großen Misthaufen waren dort vorhanden. "Es war als Kind herrlich, im Winter die schneebedeckte Straße hinunter zu sausen", erzählt die in der Burgstraße geborene Leni Hank. Verschwunden sind die Geschäfte und Handwerker, geblieben ist nur der Name, der einst zur Hillesheimer Burg führte.

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