Ohne Familientaxi geht gar nichts

GEROLSTEIN-BÜSCHEICH. "Dass wir wieder abseits vom Schuss leben würden, war uns klar - aber hier gehören wir hin. In Büscheich sind wir aufgewachsen, hier ist unsere Heimat", sagen Anita und Joachim Schmitt und sind froh. Was sie allerdings stört ist die fehlende Einkaufsmöglichkeit im Dorf.

 Familie Schmitt fühlt sich wohl in Büscheich: Und Sohn Emanuel ist am liebsten auf dem Sportplatz, wo deswegen auch das Bild gemacht wurde.Foto: Brigitte Redwanz

Familie Schmitt fühlt sich wohl in Büscheich: Und Sohn Emanuel ist am liebsten auf dem Sportplatz, wo deswegen auch das Bild gemacht wurde.Foto: Brigitte Redwanz

ZweiJahre hatte das Paar aus beruflichen Gründen in Pforzheim gelebt- und zwar eher unglücklich. Anita hatte Heimweh: "Wenn wir indie Eifel gefahren sind, habe ich immer gesagt: ,Ich fahre nachHause'. Umgekehrt nie." Joachim erbte sein Elternhaus, seit neun Jahren leben sie wieder in Büscheich. Und alle fühlen sich wohl. Alle, das sind auch die Kinder Christina (vier Jahre), Katharina (neun), Emanuel (13), Franziska (14), Kater "Krümel" und das Zwergkaninchen "Flöckchen".

Für Anita ist das Tollste der Kindergarten. "Unsere Jüngste kann zu Fuß dorthin gehen", schwärmt die Mutter. Die größeren Kinder besuchen die Regionale Schule und die Grundschule in Gerolstein. Dank Schulbus kein Problem.

In der Freizeit sind die Kinder sehr engagiert. Und damit das funktioniert, spielt Anita das Familientaxi: Emanuel muss zum Fußballtraining nach Gerolstein. "Leider gibt es keine Jugendmannschaft in Büscheich - es fehlen Spieler", sagt er. Aber zum Bolzen trifft er sich gerne mit seinen Freunden auf dem Platz gegenüber.

Die beiden größeren Mädchen sind musikalisch. Franziska singt im Jugendchor in Gerolstein und ist mit ihrer Schwester Katharina in der Gerolsteiner Big-Band. Franziska spielt Saxophon und Katharina Blockflöte. Emanuel entdeckte kürzlich seine Liebe zur Musik. Er übt, damit er die Big-Band bald an der E-Gitarre unterstützen kann.

Anita fasst zusammen: "Die häufige Fahrerei belastet mich nicht. Am allerwenigsten die Fußballtermine von Emanuel. Ich bin ein absoluter Fan und muss immer sehen, wie mein Sohn spielt."

Papa Joachim aber wird schon etwas knurrig: "Es ist schon nervig, dass wir immer fahren müssen, wenn wir etwas erleben möchten. Bei den Spritpreisen." Das nächste Kino ist in Prüm, Hillesheim oder Bitburg. Zum Schwimmen geht es ab und zu nach Bitburg, der Dauner Wildpark und die Kasselburg stehen mindestens zwei Mal im Jahr auf dem Programm.

Neben den geplanten Ausflügen bleibt wenig Freiraum für Spontaneität. Franziska bedauert: "Sich mal eben mit Freundinnen in der Eisdiele treffen, das klappt nicht."

Für Joachim war es eine herbe Enttäuschung, dass die geplante Skatearena mit Eisbahn in Gerolstein nicht gebaut wurde. "Da wäre für alle Abwechslung geboten worden - und vor allen Dingen nicht so weit weg von uns."

Apropos Entfernung: Beim Einkaufen darf Anita nichts vergessen. "Wir haben kein Geschäft mehr in Büscheich. Es ist schon vorgekommen, dass ich eine Zutat vergessen hatte und das Essen umdisponieren musste."

Familie Schmitt, die gerne wandert, wird dafür an anderer Stelle reichlich belohnt: "Die schöne Landschaft und der nahe Wald machen alles wieder wett", sagen die Eltern. Zudem könnten die Kinder prima im Garten spielen.

Anita ist froh darüber, dass für die Jüngsten ein schöner Spielplatz im Neubaugebiet da ist: "Er ist sehr gut ausgestattet." Für die größeren Kinder gibt es in Büscheich einen Jugendraum. Franziska geht aber nicht gerne dahin: "Da sind meist ältere Jugendliche, da fühle ich mich nicht wohl."

Ortsvorsteher erhält ein dickes Lob

Anita und Joachim singen zudem im Kirchenchor in Gerolstein. "Doch für die Teilnahme am regen Dorf- und Vereinsleben bleibt zu wenig Zeit. "Ich arbeite als Kunststoff-Schlosser in Prüm und habe Wechselschicht. Nach der Arbeit ist die Familie für mich am Wichtigsten", erklärt er und fügt hinzu: "Ich bin auch kein Kneipengänger."

Kneipen gibt es noch zwei in Büscheich, zudem ein griechisches Restaurant. Ortsvorsteher Oswald Weber jedenfalls erhält von den Schmitts ein dickes Lob. "Unser ,Ossi' hat schon eine Menge getan", sagen sie und nennen den Kindergarten, die Renovierung des alten Schulhauses zum Gemeindesaal, den Jugendraum und die Verkehrsberuhigung der Büscheicher Straße als Stichworte.

Auch Lucky, das TV -Maskottchen, hat sich in Büscheich umgesehen und die Lebensqualität geprüft. Seine positive Bewertung: Drei von fünf möglichen Tatzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort