Wird das Dekanat Vulkaneifel aufgelöst? Das sagen die Gläubigen

Katholiken im Bistum Trier, die im Alter von Dechant Klaus Kohnz (58) und älter sind, haben seit dem Ende der 1960er Jahre in ihrer Kirche eine Veränderung nach der anderen erfahren - auch drastische. Sie haben den Verkauf von Pfarrhäusern erlebt und auch den stark sinkenden Gottesdienstbesuch bei gleichzeitig gewaltigem Rückgang der Priesterzahlen. Dekanate sind längst zusammengelegt: Im Jahr 2004 führte das Bistum die Dekanate Daun und Kelberg sowie Gerolstein und Hillesheim zusammen. 2012 folgte ihre Fusion zum Dekanat Vulkaneifel. Seither ist Klaus Kohnz (Müllenbach) Dechant. "Ich gehe davon aus, dass das Dekanat Vulkaneifel am ersten Januar 2020 Geschichte ist", sagt Kohnz. Was sagen die Gläubigen zu dieser Veränderung?

 Die Karte zeigt 12 der neuen XXL-Pfarreien in der Region Trier an.

Die Karte zeigt 12 der neuen XXL-Pfarreien in der Region Trier an.

Foto: Bistum Trier/Bearbeitung: volksfreund.de

Albert Grohnert (62), Key Account Manager, Oberelz (PG Kelberg): "Reformen müssen nicht negativ sein. Aber bei dieser Neugliederung des Bistums Trier sehe ich einen Rückzug aus der Fläche beziehungsweise vom Katholiken, dem ich nicht positiv gegenüber stehen kann.
Laut TV-Bericht vom 24. März gibt es zurzeit noch 288 aktive Priester, in zehn Jahren sollen es nur noch 194 sein. Dann bleiben doch nicht nur die Seelsorge und die Glaubenslehre auf der Strecke, sondern auch der Bezug zur eigenen Pfarrei und Pfarrkirche geht verloren. Meine Befürchtung ist, dass sich immer mehr von der Kirche und somit vom christlichen Glauben abwenden. Daher meine ich, diese Reform sei der falsche Weg."

Felicitas Hermsen (51), Kinderärztin, Bauler (PG Adenauer Land): "Die geplante Neugliederung des Bistums Trier in 35 Pfarreien ist eine konsequente Lösung. Denn angesichts der momentanen Anzahl an Priesterweihen wird es sogar schwerfallen, 35 Priesterstellen dauerhaft zu besetzen. Eine Reduktion auf 35 Pfarreien muss aber nicht bedeuten, dass ich meinen Glauben vor Ort nicht mehr leben kann. Wir sind getaufte, gefirmte und mündige Christen und mit vielen Talenten ausgestattet. Es liegt an jedem einzelnen, diese persönlichen Fähigkeiten in der Heimatgemeinde einzubringen. Kirche wird es überall dort geben, wo wir selbst Kirche sein wollen. Denn wir reden nicht von einem Sportverein, sondern von Gottes Heiliger Kirche, die getragen ist vom Heiligen Geist, und dieser wird uns nicht hängenlassen."

Dorothea Klinkhammer (54), Architektin, Lissendorf (PG Obere Kyll): "Auf der Karte der geplanten Einheiten sieht die neue Pfarrei Gerolstein nicht wirklich kompakt aus. Auf mich wirkt es befremdlich, dass Stadtkyll, Jünkerath, Schüller und Esch nicht mehr zu meiner Pfarrei gehören sollen, statt dessen aber - weit entfernt - Dümpelfeld und Hümmel. Unsere PG scheint mir besonders betroffen, sie wird komplett zerschnitten. Bei zukünftigen Aktivitäten und Veranstaltungen, die räumliche Nähe erfordern, wird es sicher schwieriger werden, die interessierten Menschen zusammenzubringen. Aber vielleicht haben wir ja Glück und können Angebote der Nachbarpfarreien Daun und Prüm nutzen, da diese näher liegen als etliche Orte der eigenen Pfarrei."

Michael Molitor (29), Assistent des Hausoberen am Brüderkrankenhaus Trier und Vorsitzender des Dekanatsrats Vulkaneifel, Oberstadtfeld (PG Daun): "Die Weite der neuen Räume bringt sicherlich ganz praktische Herausforderungen mit sich. Aber das sind Dinge, die sich organisieren lassen. Viel wichtiger erscheint mir, dass die Barrieren in den Köpfen mancher Katholiken verschwinden. So wird lamentiert, dass in der eigenen Pfarrkirche keine Osternachtsfeier stattfindet, statt diese in der Nachbarpfarrei zu besuchen. Es sind doch nicht die Strukturen, die uns über Filial- und Pfarrkirchen und Pfarreiengemeinschaften und auch über die Pfarreien der Zukunft' hinweg verbinden, sondern der Glaube an Gott und die Auferstehung. Das muss in das Bewusststein der Menschen, dann können Strukturen entwickelt und mit Leben gefüllt werden. Nicht umgekehrt."

Ralf Pius Krämer (53), stellvertretender Dechant und Pfarrer, Gerolstein (PG Gerolsteiner Land): "Der Entwurf des Bistums für 35 Pfarreien des neuen Typs hat überrascht. Eine noch größere Überraschung war der Vorschlag für die Pfarrei der Zukunft Gerolstein: Einen so weiten Verbund von Gerolstein über Hillesheim bis Adenau hat keiner erwartet. Es ist ein schwer vorstellbares Gebilde, denn wichtige Kriterien für die neuen Pfarreien waren zum Beispiel die Verkehrsanbindung der Orte miteinander und bestehende berufliche, schulische und organisatorische Verbindungen. Von daher hätte sich für eine Pfarrei der Zukunft das frühere Dekanat Gerolstein/Hillesheim mit Niederehe und Jünkerath angeboten. Der aktuelle Vorschlag der Bistumskommission ist umstritten bei den Hauptberuflichen und bei den Menschen aus den Pfarreien."

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