Pferdeliebe statt Urlaubs-Spaß

MÜCKELN. Unerkannt waren Manuela Rottland von der Tierschutzorganisation "animal network" und 14 Helfer bei einer Vieh- und Pferdeauktion in Traunstein. Dort retteten sie 17 Haflinger- und Norigerfohlen vor dem Schlachthof in Italien.

Richtig gut lassen es sich die Fohlen im Stall von Manuela Rottland in Mückeln gehen. Der große Heuballen vor ihrer Box schmeckt allen gut und ohne Scheu lassen sie sich anfassen und streicheln.Vor wenigen Tagen wäre das kurze Leben der halbjährigen Fohlen fast schon beendet gewesen. Manuela Rottland und ihre Helfer haben die 17 Tiere bei einer Pferdeauktion im bayerischen Traunstein vor dem Schlachthof in Italien bewahrt.Zu viele Haflinger werden im Alpenraum, besonders in Bayern und Österreich in Erwartung eines Elitefohlens und wegen der Stutenmilch geboren. Für die jungen Tiere, die nicht dem Idealbild des Haflingers entsprechen - und das sind mehr als 90 Prozent - endet das Leben oft bei einer Auktion, wo sie von italienischen Händlern für die Schlachthöfe ersteigert werden.Stressige Transporte stehen den Tieren bevor. Oft werden sie geschlachtet, ohne zuvor getötet zu werden. Ihr Fleisch wird in Italien als Delikatesse angeboten (der TV berichtete).Mit vier Anhängern nach Traunstein

Dieses Schicksal zumindest für einige Tiere zu verhindern, ist der Zweck eines Spendenaufrufs, den die Tierschutzorganisation "animal network" in diesem Jahr gestartet hat. Mit dem eingenommenen Geld sollen Tiere aufgekauft und an Pferdeliebhaber weiter gegeben werden.Zwei, die diesem Aufruf folgten, sind Britta und Jürgen Juretko aus Longkamp. "Wir haben darüber im TV gelesen und haben uns mit Manuela Rottland in Verbindung gesetzt", erzählt Jürgen Juretko. Das Geld für den Kauf eines Fohlens haben sie ihr gespendet und dafür ein paar Tage Urlaub im Elsass sausen lassen. "Wir haben im Rahmen unseres Budgets einen kleinen Anteil an der Sache getan." Aber nicht nur finanziell haben sich beide engagiert. Sie waren auch als Helfer in Traunstein."Viele Leute haben nach dem Bericht im TV angerufen und wollten wissen, wie der Transport vonstatten geht, woher die Gelder für den Kauf kommen, was mit den Fohlen passiert, warum sie geschlachtet werden und wie man sich nicht gegen die Überzüchtung einsetzen kann", berichtet Manuela Rottland. Auch Geld wurde gespendet, wobei das Phönix Team aus dem Gewerbepark Nürburgring mit 500 Euro einen besonders hohen Betrag zur Verfügung stellte.Mit vier Anhängern für die Pferde fuhr die Gruppe nach Traunstein und erlebte eine negative Überraschung. "In Traunstein konnten wir nicht wie bei anderen Auktionen Tiere bereits vor der Auktion kaufen. Alles spielte sich in der Halle ab. Der Preis wurde von den Händlern künstlich hochgetrieben, was unseren Etat natürlich zusätzlich belastete", berichtet Manuela Rottland.Mit dem Spendengeld in Höhe von 1600 Euro, dem Geld, das Tierfreunde ihr für den Kauf von Pferden mitgegeben hatten und zusätzlichem Eigenkapital konnten insgesamt 17 Tiere gekauft werden.Manche Bilder von der Fahrt bleiben im Kopf von Rottland hängen: "Die Tiere, die von einem italienischen Händler gekauft wurden, bekamen schon blanke Panik beim Gang in dessen Anhänger. Denn die Tiere riechen das Blut, den Schweiß und das Adrenalin ihrer Vorgänger, die zum Schlachthof gebracht wurden. Das sah man an ihren Augen."Aus Sicht der Tierschützer war die Fahrt nach Traunstein ein Erfolg. Rottland hofft, dass "animal network" in diesem Jahr etwa 150 Tiere retten kann.

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