Rücktritt, der zweite

DAUN. (bl) Die Grünen im Kreis Daun kommen nicht zur Ruhe. Nachdem kürzlich Vorstandssprecher Norbert Worm wegen des Wiedereintritts von Karl-Wilhelm Koch sein Amt zur Verfügung stellte, trat am Montag Geschäftsführer Tim Steen zurück.

Inhaltliche Fragen sollten im Vordergrund der jüngsten Kreismitgliederversammlung von Bündnis 90/Die Grünen stehen. Landrat Heinz Onnertz war zu Gast im Dauner Hotel "Zum goldenen Fässchen". Doch wieder einmal überlagerten letztlich Personalfragen die inhaltliche Arbeit. Tim Steen gab zu später Stunde sein Amt als Kreisgeschäftsführer auf. Keine neue Situation für den Gerolsteiner. Bereits 1999 hatte er nach fünf Jahren als Geschäftsführer im Zuge der Nominierung der Kreistags-Kandidaten für die Kommunalwahl das Handtuch geworfen. Zuvor ging es am Montag in einer emotional geführten Debatte um das Verhältnis der Grünen im Kreis zum parteilosen Landrat Heinz Onnertz. Während Steen für mehr Unterstützung des Landrats plädierte, kritisierten die beiden grünen Kreistagsmitglieder Ulli Meyer und Hans-Peter Slabik - die seit rund zweieinhalb Jahren wieder einer Kreisversammlung beiwohnten - den Landrat mehrfach. Onnertz wurde bei seiner Wahl 1999 von den Grünen unterstützt. Steen wollte einen Antrag auf stärkere Stützung der Politik Onnertz' durchbringen, doch mit knapper Mehrheit votierte die Versammlung auf Vertagung. Das Fass bei Steen war übergelaufen. Überrascht von dem Verlauf zeigte sich gestern Norbert Worm, als er vom TV über den Versammlungsausgang informiert wird. Worm, erst vor kurzem als Sprecher des Kreisverbands zurückgetreten, nachdem der umstrittene frühere Landtagskandidat Karl-Wilhelm Koch wieder in die Partei aufgenommen worden war, war nicht bei der Sitzung dabei. "Mir war klar, dass es ein Termin auf Biegen und Brechen wird", sagt Worm, der im Vorfeld offenbar die Strippen für einen stärker sichtbaren Pro-Onnertz-Kurs mit Steen gezogen hat. In der Kritik stehen bei ihm vor allem Meyer und Slabik. "Sie machen zwar grüne Themen, aber vertreten nur sich selbst. Das kann nicht die Linie des Kreisverbands sein."Meyer: "Steen schadet dem Verband"

Ulli Meyer sagt dagegen: "Onnertz vertritt eine andere Politik. In grünen Sachfragen hat er zuletzt die Suppe mit der CDU und SPD gekocht." Für die Kommunalwahlen sei die derzeitige Lage der Grünen im Kreis "keine gute Ausgangsbasis", sagt Worm. Für seinen Gerolsteiner Ortsverein jedenfalls bedeute das, sich "inhaltlich und personell vom Kreisverband abzusetzen". Auch Kreis-Sprecherin Leonie Faber sieht schwere Zeiten auf den Kreisverband zukommen. "Es kann gut sein, dass in der nächsten Zeit wenig läuft. Ich kann nicht so arbeiten wie ein kompletter Vorstand. Und ich weiß nicht, ob ich bis zum Sommer eine Vorstandswahl organisiert bekomme." Auch deshalb hofft sie, dass in Sachen Steen noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Sie könne beide Seiten nachvollziehen, die der beiden Kreistagsmitglieder, "die es nicht leicht haben als Opposition", und die von Steen, "der am Montag den lange Zeit schwelenden Konflikt lösen wollte". Geschafft hat er es nicht, und in den Augen von Meyer durch seinen "unnötigen" Rückzug dem Kreisverband stattdessen geschadet.

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