Selbstbewusstsein durch Stückzahlen

GEROLSTEIN. Ein Großauftrag für die Montage von digitalen Empfangsgeräten sichert in den Westeifel Werken (WEW) in Gerolstein 110 Arbeitsplätze. Vor kurzem lief das 100 000. Gerät vom Band. Außerdem fließen dank des Großauftrags Gelder in den Topf von Special Olympics.

Den Behinderten macht die Arbeit an der neuen Produktionsstraße sichtlich Spaß. Klaus Gerhartz aus Nohn verschraubt die Platine. Stolz erklärt er: "Ich weiß auswendig, wo die fünf Schrauben hinkommen." Der behinderte WEW-Mitarbeiter Justus Franz aus Daun ist für die vollständige Verpackung zuständig: "Ich muss die Kabel in den Karton legen." "Und ich die Batterien", ruft Aloys Meyer aus Niederstadtfeld, der direkt neben Franz sitzt.Damit auch garantiert alles im fertig gepackten Karton ist, müssen die Pakete eine Gewichtskontrolle passieren. Fehlt eine Batterie oder ein Beipackzettel bleibt das Band stehen.Zwei Wochen lang hat das fünfköpfige WEW-Vorrichtungsbauteam mehrere Hundert Stunden investiert, um die Produktionsstraße behindertengerecht umzubauen. Denn von 1999 bis März 2003 wurden in den WEW analoge Receiver zusammen gebaut. Seit April dann auch digitale. Damit stieg auch die Stückzahl. Waren es vorher 10 000 Stück im Monat, sind es jetzt dreimal so viel.Ebenfalls das Dreifache an Arbeitsschritten ist für die behindertengerechte Fertigung nötig: 24 statt acht, wenn die Arbeit von Nichtbehinderten ausgeführt würde.Geschäftsführer: Therapie kommt nicht zu kurz

WEW-Geschäftsführer Erwin Görgen meint: "Wir sind stolz darauf, mit unseren Behinderten derartige Großaufträge abwickeln zu können." Die therapeutische Arbeit mit den Behinderten leidet nicht darunter. Görgen hat Aushilfen eingestellt, die immer dann einspringen, wenn die Behinderten zur Kunst- oder Sporttherapie gehen. "So können wir die Lieferzeiten einhalten", erklärt Görgen. Außerdem kann die WEW laut Görgen "weiterhin im höchsten Lohnniveau für die Behinderten auf Bundesebene" agieren.Aufgrund der guten, wirtschaftlichen Arbeit der WEW erhalten die behinderten Mitarbeiter das Dreifache dessen, was ein behinderter Arbeitnehmer in Deutschland im Durchschnitt verdient. Dafür erntet die WEW ein dickes Lob von Landrat Heinz Onnertz: "Der Mix von der Beschäftigung der Behinderten und dem wirtschaftlichen Erfolg ist wirklich beachtenswert."Außerdem stellt auch Onnertz die Bedeutung der Beschäftigung für die Behinderten in den Vordergrund: "Die Steigerung des Selbstwertgefühls und die Anerkennung der Umwelt ist nicht mit Worten zu beschreiben."Und die digitale Receiver-Produktion bei den WEW geht weiter. Der Auftraggeber, die Technisat-Gruppe aus Daun, verspricht: "Wir setzen alles daran, dass wir den Sockel von 30 000 Stück im Monat auch im nächsten Jahr halten können." Das Unternehmen hat derzeit mehr Aufträge als die WEW erfüllen könnten. Deshalb hat eine Werkstatt im westfälischen Halle auch einen Auftrag bekommen. Für den Auftraggeber aus Daun gilt allerdings: "Die WEW sind ein Vorzeigebeispiel und behalten deshalb bei uns erste Priorität bei der Auftragsvergabe."Pro Gerät 20 Cent für behinderte Sportler

Dieses Versprechen zaubert ein Leuchten in die Augen von Karl-Heinz Thommes aus Prüm. Er ist im WEW-Verwaltungsrat und Präsident der Special Olympic Organisation Deutschland. Grund seiner Freude: Für jeden Receiver, der den WEW-Standort Gerolstein verlässt, gehen 20 Cent aus der Tasche des Auftragsgebers an Special Olympics. Thommes meint: "Ohne Sponsoring ist bei Special Olympic, dem Sport für Geistig- und Mehrfachbehinderte, keine Entwicklung möglich. Durch diese Aktion in Gerolstein haben wir ein Polster für die Umsetzung weiterer Projekte."

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