Tausche Zigaretten gegen Draht

WALSDORF. Ein feines Händchen beweist Erich Homann bei seinem Hobby, den Geduldsspielen. Unter widrigen Umständen und in reiner Handarbeit hat er knifflige Aufgaben für den Zeitvertreib erfunden, die nur scheinbar einfach aussehen.

 Erich Homann in seinem Element: Neben seinem Sortiment an Drahtspielen (oben) widmet er sich den magischen Quadraten (links).Fotos: Mirko Blahak

Erich Homann in seinem Element: Neben seinem Sortiment an Drahtspielen (oben) widmet er sich den magischen Quadraten (links).Fotos: Mirko Blahak

Werweiß, wie sein bisheriges Leben verlaufen wäre, wenn der80-jährige Erich Homann aus Walsdorf Raucher wäre. Dass er jedochnicht den Glimmstängeln verfallen ist, gereichte dem gebürtigenSachsen-Anhaltiner zum Vorteil. Rückblick: Der Zweite Weltkriegs. Homann geriet zwei Jahre in französische Kriegsgefangenschaft. Seine Zigarettenration tauschte er gegen Lebensmittel - und eine Zange. Mit der machte sich Homann ans Werk, bog und zwirbelte Draht so lange, bis ein Ring und ein Herz scheinbar unzertrennlich ineinander verwoben waren. Doch mit ein paar gekonnten Handgriffen lassen sich beide Teile wieder trennen - die Vorstufe des "Homann'schen Geduldsspiels" war entstanden.

Pate bei der Entwicklung stand ein Spiel namens "Chinesische Kette", das er als 14-Jähriger während einer Lehre zum Metallflugzeugbauer erklärt bekam. Und ein Erlebnis noch früherer Tage. "Mit neun Jahren habe ich das einfachste Spiel der Welt kennengelernt: Zwei ineinanderverschränkte, offenkundig nicht zu entzweiende Nägel, die es zu trennen galt." Homanns Leidenschaft für Geduldsspiele war geboren.

1986 im verregneten Urlaub an der Nordsee erinnerte er sich an seinen im Krieg entstandenen Prototyp. "Ich kaufte mir Draht und habe losgelegt und das Spiel bis zur Patentreife weiterentwickelt." Der Ring neben dem Herz bekam Gesellschaft - von einem zweiten und später dritten Ring. Vier ineinander verschränkte Elemente, die auseinander zu klamüsern sind. Seitdem fertigte Homann die Spiele in den verschiedensten Erscheinungsformen in Handarbeit. Das Material, veredeltes Eisen, bezog er direkt vom Drahthersteller.

Vertrieb der Spiele im Internet

Verkauft hat er die Spiele auf Kunst- und Handwerkermärkten. Sein Stand zog meist Menschentrauben an, die der Faszination der so unkompliziert ausschauenden Spiele verfielen. 1996 war jedoch Schluss damit, die Krankheit seiner Frau erlaubte ihm nicht mehr, umher zu reisen. Deshalb sattelte Homann mit Hilfe seiner Tochter aufs Internet um, wo er die Spiele unter der Adresse www.iq-spiele.com vertreibt. Doch die Geschäfte laufen nicht mehr so recht, gesteht Homann. "Ich habe Spiele im Wert von 25 000 Euro auf dem Speicher liegen", sagt er. Doch Geld ist dem Mann, der 1955 die DDR aus Gewissensgründen verließ, nicht so wichtig. Vielmehr spornen ihn ungelöste Fragen zur Lösung an.

So wie in seinen verschiedenen Jobs als Ingenieur. 1968, als Mitarbeiter von Rheinkabel Köln, entwickelte er besser isolierte Kabel für Fernseh- und Hörfunkleitungen, deren Prinzip weltweit Resonanz fanden. Gegen die Kabelwerke Reinshagen und Siemens hatte er geklagt, weil beide Firmen Einspruch gegen seinen Patentanspruch eingelegt hatten. Doch Homann siegte 1978 vor dem Patentgericht. Per Beschluss bekam er 1979 45 000 Mark für sein Patent. Und auch heute noch lassen Homann, der 1982 in Ruhestand ging und zuvor auch mal als Mathe- und Physiklehrer arbeitete, Weiterentwicklungen nicht los.

Sein neues Faible sind magische Zahlenquadrate. Das sind Zahlenfelder, bei denen jede Zahlenreihe, egal ob waagrecht, senkrecht oder diagonal addiert, dieselbe Summe, die "Magische Zahl", ergibt. Dabei kommt jede Zahl nur einmal vor.

In einem Buch hatte Homann gelesen, dass noch niemand eine Erklärung zur Frage gefunden habe, nach welchen mathematischen Gesetzen sich die Zahlen der Quadrate verteilen. Lösungen entstanden immer durch Versuch und Irrtum.

Homann entwickelte Gesetzmäßigkeiten, die ihm helfen, jedes beliebige Datum in einem magischen Quadrat mit vier Spalten und vier Zeilen zu verankern. Sein Ziel: Der Vertrieb persönlicher Amulette, auf denen in einem Quadrat zum Beispiel ein Geburtsdatum integriert ist. Dabei steht die "Magische Zahl" für den Tag, die Differenz der zweiten und dritten Zahl in der untersten Reihe für den Monat.

Dazu muss er aber auf gebrochene Zahlen (zum Beispiel 1,5) oder negative Werte zurückgreifen, die er zur besseren Übersichtlichkeit in dem Quadrat codiert.

So kann jeder seinen Geburtstag, Tag der Abschlussprüfung oder Hochzeitstag in ein Quadrat einarbeiten lassen, als Amulett zum Beispiel für eine Halskette. Dafür hat Homann ebenfalls Schutzrechte angemeldet.

"Homanns magische Amulette" - wer den rüstigen Mann kennengelernt hat, kann davon ausgehen, dass sie nicht seine letzte Idee sein werden.

Mit der Ausstellung "Helle Köpfe - Erfindungen aus dem Landkreis Daun" macht die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Daun-Vulkaneifel auf die Vielzahl an interessanten Erfindern und Erfindungen aus dem Kreis Daun aufmerksam. Die Ausstellung wird eröffnet am Montag, 19. Mai, um 19 Uhr im Forum Daun mit einem Vortrag unter dem Titel "Spielregeln ändern und gegen den Strich bürsten" des gebürtigen Dauners Dieter Heuskel.

An der anschließenden Diskussionsrunde unter dem Motto "Die Welt der Erfinder - Höhenflüge und Hindernisse" nehmen neben Heuskel unter anderem Staatssekretär Günter Eymael, Landrat Heinz Onnertz und Erfinder teil. Geöffnet ist die Ausstellung bis 28. Mai.

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