Vom Dorf in die weite Welt

Die Soziologin Maria Mies gehört zum internationalen Urgestein der Umwelt- und der Frauenbewegung. Im evangelischen Gemeindehaus stellte die gebürtige Eifelerin ihre Autobiografie vor.

 Urgestein der Frauen- und Umweltbewegung: Soziologieprofessorin Maria Mies stellte ihre Lebensgeschichte mit Wurzeln in der Eifel vor. Foto: privat

Urgestein der Frauen- und Umweltbewegung: Soziologieprofessorin Maria Mies stellte ihre Lebensgeschichte mit Wurzeln in der Eifel vor. Foto: privat

Daun/Steffeln. (ako) Maria Mies' Werdegang von der Bauerntochter aus Steffeln bis zur international renommierten Forscherin ist spektakulär - und in spannend geschriebene 300 Seiten gebunden unter dem Titel Das Dorf und die Welt. Die wesentlichen Inhalte stellte die Wissenschaftlerin nun auf Einladung des Diakonischen Werks vor: "Die Eifel ist weit mehr als nur ein karges Land. Sie ist nicht rückständig", betonte sie.

Das Eifeler Dorf mit seinem bäuerlichen Leben hat die heute 78-Jährige nie losgelassen, auch wenn sie beispielsweise in Indien mit empirischen Forschungen den Alltag der Menschen begleitete. Ihre Hauptthemen sind auf allen Kontinenten dieselben: Was macht wirklich gutes Leben aus? Welchen Beitrag leisten die Frauen und leistet die Landwirtschaft für die Existenzsicherung der Gesellschaften? Ihre These: Ländliches Leben bleibt in der Moderne existenziell grundlegend und wird durch Wirtschafts- und Klimakrise wichtiger denn je. Die eigenen Kindheitserfahrungen in der Vulkaneifel haben Maria Mies' besonderen Blick auf die Welt geprägt.

Er führte zu Studien, die von der Wissenschaft weltweit anerkannt wurden und als vorbildlich für die Praxis gelten. Mittlerweile ist die Professorin der Fachhochschule Köln in einem kreativen (Un-)Ruhestand. Die Verbindung zu ihrer Eifelheimat hält sie noch immer - und sie ist neugierig auf das, was sich hier tut.

Mehr Selbstbewusstsein für die Frauen, die das Rückgrat des ursprünglichen Wirtschaftens bilden, ist ihr Anliegen. Vor allem viele Frauen waren gekommen, um von Maria Mies zu hören, wie die oder der Einzelne etwas tun kann, um zu einer Ökonomie zurückzukehren, die unabhängiger ist von unkontrollierbaren globalen Kapitalströmen.

Der erste Schritt sei ganz einfach, sagte Maria Mies: "Wieder anfangen zu gärtnern und sich mit Lebensmitteln selbst versorgen. Damit eröffnet sich eine ganz andere sinnliche Erfahrung mit Welt und Natur. Die brauchen wir." Lust und Last der Arbeit müssten wieder anerkannt werden. Spaß und Freizeit allein taugten nicht als soziale Leitmotive.Extra Zur Person: Maria Mies Maria Mies, geboren 1931 in Steffeln in der Eifel, ist emeritierte Professorin für Soziologie der Fachhochschule Köln. In den 1960er Jahren arbeitete sie fünf Jahre lang in Indien am Goethe-Institut. Seit den späten 60er Jahren ist sie in der Frauenbewegung und der Frauenforschung aktiv. 1979 begründete sie am Institute of Social Studies in Den Haag (Niederlande) den Schwerpunkt Women and Development. Ihre Forschungsschwerpunkte: Methoden der Frauenforschung, Landfrauen in der Ersten und Dritten Welt, Kapitalismus und Subsistenz, Kritik der Gentechnik, Alternativen zur globalisierten Wirtschaft. Die streitlustige und streitbare Intellektuelle ließ sich 1993 emeritieren, ist aber unvermindert aktiv in der feministischen und globalisierungskritischen Bewegung. Seit Ende der 1990er Jahre beschäftigt sie sich besonders mit dem Zusammenhang zwischen neoliberaler, konzerngesteuerter Globalisierung und den neuen permanenten Kriegen.

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