Wärme aus Mais, Gras und Silage

ÜDERSDORF. Auf dem Gelände des ehemaligen Betonwerkes der Firma Kann will eine Investorenfamilie aus Oberöfflingen eine Biogas-Anlage mit einer Leistung von 370 KW bauen. Der Gemeinderat von Üdersdorf hat schon sein Einverständnis gegeben. Jetzt fehlt noch die Baugenehmigung.

In die Schlagzeilen war das Gelände der Firma Kann schon einmal kräftig geraten. Denn hier lag bis zum Jahr 2001 der riesige Berg Kunststoffmüll der Firma Harig, der für viel Wirbel sorgte. Die Firma Kann, die seit 1990 hier ein Betonwerk betrieb, hat dies 2005 stillgelegt, nachdem sie das Betonwerk Stolz bei Daun gepachtet hatte. Dadurch war der Standort Üdersdorf überflüssig geworden. Jetzt will Birgit Zimmer, die mit ihrem Mann in Oberöfflingen die Firma Zimmer-Industries betreibt, welche gebrauchte Industrieanlagen verkauft, hier eine Biogas-Anlage mit einer Leistung von 370 KW bauen. Seit Mitte 2005 nutzt die Oberöfflinger Firma bereits Teile des Geländes. "Wir haben hier eine Halle der Kann-Beton gemietet und nutzen sie als Lager für Teile von Abfallmischanlagen", erklärt Birgit Zimmer. Jetzt will sie zusammen mit ihrem Mann und ihrem Sohn zwei Grundstücke auf dem Gelände der Firma Kann kaufen und hier eine Biogas-Anlage mit einer Investitionssumme von 1,6 Millionen Euro bauen.Bakterienstämme vermehren sich von selbst

Wir haben uns schon länger für den Energiesektor interessiert und auch schon über Photovoltaik-Anlagen nachgedacht", sagt Birgit Zimmer. Eine Biogas-Anlage ist auch für die Zimmers Neuland. "Wir arbeiten hier mit einem Ingenieurbüro zusammen, das schon große Erfahrung auf dem Gebiet reiner nachwachsender Rohstoffe für Biogasanlagen hat und trotzdem entsprechend Gas produziert. Das ist ein ganz anderes Konzept und braucht keine Gülle, um immer wieder neue, frische Bakterienstämme hereinzubekommen. Bei uns vermehren sich die Bakterienstämme selbst", erklärt die Unternehmerin, die auch versichert, dass die Anlage nicht mit Abfällen befüllt wird. Zur Bestückung sollen ausschließlich nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, die von Landwirten aus der Umgebung gekauft werden. Zimmer: "Wir werden die Anlage zu je einem Drittel mit Mais, Gras und Silage bestücken. Dabei befindet sich der Verbrennungsprozess im niedrigen Temperaturbereich und ist dadurch etwas kontinuierlicher. Und es sind nur geringe Geruchsbelästigungen zu erwarten." Die Anlage muss mit etwa 8000 Tonnen im Jahr bestückt werden, also etwa 22 Tonnen pro Tag. Birgit Zimmer ist zuversichtlich, die vorgegebenen Mengen von Landwirten zu erhalten. "Wir haben schon einige Landwirte, die uns beliefern werden. Es fehlen uns aber noch ein paar Flächen." Die Bürger von Üdersdorf können bei der Anlage auch kostenlos Grasschnitt und Gartenabfälle wie Hecken abliefern. Der Ortsgemeinderat sieht die Errichtung einer solchen Anlage unter den genannten Umständen positiv. "Wir haben nichts dagegen", erklärt Ortsbürgermeister Klaus Schmitt auf Anfrage des TV. Auch die Entsorgung der Gärreste ist nach Angaben von Birgit Zimmer gewährleistet. "Die Reste werden wieder auf die Flächen als Düngung ausgebracht. Das ist ein geschlossener Kreislauf."Nichts muss erneuert oder vergrößert werden

Das RWE ist verpflichtet, den Strom zu übernehmen. Die Leitungskapazität für die Biogas- Anlage ist in Üdersdorf ausreichend, nichts muss erneuert oder vergrößert werden, so die Investorin. Nur eine zusätzliche Leitung muss verlegt werden. 16 Cent/KW bekommt die Öberöfflinger Unternehmerin vom RWE für ihren produzierten Strom. Noch in diesem Monat will sie den Bauantrag einreichen.

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