Warmer Geldsegen in frostiger Zeit

WALLENBORN. Sofortige Schließung abgewendet, weiter geht's: Dank Gewährung eines Bankkredits kann bei der Firma Meerfeld aus Wallenborn noch bis Ende November weiter gearbeitet werden. Die Zukunft des in die Insolvenz geratenen Traditionsunternehmens aber steht nach wie vor in den Sternen.

Mittwoch, kurz vor 7 Uhr, auf dem Hof der Baufirma Meerfeld in Wallenborn: Nach und nach kommen die Beschäftigten - was an diesem Tag gar nicht so selbstverständlich ist, wie es klingt - zur Arbeit. Es ist noch dunkel, und der immer stärker werdende Regen macht den Morgen ungemütlich. Und doch ist es ungewöhnlich mild für einen Oktobermorgen in der Eifel, an dem oft schon der erste Frost den Bauarbeitern das Leben schwer macht. Die Leute verziehen sich daher nicht nach drinnen, sondern harren draußen unter dem Vordach in kleinen Gruppen aus, sie plaudern, der ein oder andere steckt sich eine Zigarette an. Ebenso wie eine warme Brise in frostiger Zeit wirkt die Nachricht, dass die Gespräche am Vortag zwischen der Geschäftsführung und dem Insolvenzverwalter auf der einen Seite sowie der Bank auf der anderen Seite erfolgreich verlaufen sind: Die Kreisparkasse Daun stellt der Firma das Geld zur Verfügung, das sie benötigt, um die noch nicht abgeschlossenen 15 Aufträge zu Ende zu führen. Zumindest eine kleine Chance. Oder, wie es Harald Blasius, der die Geschäfte der Baufirma derzeit führt, ausdrückt: "Ein kleiner Hoffnungsschimmer." Mehr aber auch nicht. Denn die nach wie vor unbezahlten Rechnungen, die den Gang zum Insolvenzrichter notwendig gemacht haben, können von dem Kredit nicht beglichen werden. Möglicherweise aber von dem Geld, das durch Erledigung der laufenden Aufträge reinkommt. "Hoffnung? Immer!" Das sagt auch Bauarbeiter Michael Hartmann aus Daun, der eine Frau und zwei Kinder im Alter von 13 und sieben Jahren zu ernähren hat. Obwohl das Ganze schon "eine schöne Scheiße" sei. Die Devise von Horst Ringer (48) aus Wallenborn zielt in die gleiche Richtung: "Weiterarbeiten und hoffen." Den Bettel in dieser Lage hinschmeißen, kommt für ihn, der seit 33 Jahren der Firma angehört, nicht in Frage. Wie für keinen der 52 Beschäftigten. "Alle haben, als wir sie gestern noch telefonisch über das Ergebnis des Bankengesprächs informiert haben, gesagt: Klar kommen wir wieder zur Arbeit", berichtet Blasius.Viele sind mit der Firma verwurzelt

Leicht ist für sie der Gang zur Arbeit dennoch nicht - vor allem für die Altgedienten wie Ewald Engeln (55), der fast 40 Jahre der Firma angehört. Er sagt: "Es ist ja nicht nur der Job, man ist, wenn man so lange dabei war, mit der Firma verwurzelt." In die gleiche Kerbe schlägt Horst Ringer. "Erst will man gar nicht glauben, dass mal Feierabend sein kann, doch dann merkt man auf einmal, dass es kein schlechter Scherz ist." Auch in der Familie darüber zu reden, sei nicht einfach, so Ringer, der eine Frau sowie zwei Töchter (12 und 18 Jahre) hat. Er sagt: "Klar haben wir darüber, gesprochen, dass künftig möglicherweise Einschränkungen in Kauf genommen werden müssen. Mal sehen, wenn es wirklich mal so weit ist, und man nicht mehr einfach alles haben kann." Ebenfalls zu den "alten Kempen" zählt Ernst Becker (49) aus Wallenborn, der seit 34 Jahren dabei ist - von der Lehre an. Er ist von der Situation doppelt belastet - als Beschäftigter und als Vertreter der Ortsgemeinde. Denn Becker führt derzeit - während des Urlaubs der Ortsbürgermeisterin - als Erster Beigeordneter die Geschäfte des Dorfs. Er ist wenig optimistisch: "Was kann die Kommune schon tun. Ich wüsste nichts." Für das Dorf wertet er den Niedergang der Firma als einen "herben Schlag" - nicht nur wegen der wegbrechenden Gewerbesteuer, sondern auch: "Wenn jemand aus dem Dorf, ob Verein oder Privatmann, mal eine Maschine oder sonst etwas brauchte: Herr Meerfeld hat immer geholfen." Auch seine eigenen Aussichten sieht er nicht als rosig an: "Ich werde nächsten Monat 50. Welche Chancen man da noch hat, ist auch klar." Aussagen dazu, was nach der finanziell gesicherten Zeit, also ab 1. Dezember, sein wird, machte Insolvenzverwalter Hans-Albrecht Brauer nicht. Er sagte: "Wir müssen einen Schritt nach dem anderen tun. Aber so lange der Laden läuft, ist immer noch was möglich. Was, werden die nächsten Wochen zeigen."

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