Was hilft, ist Menschlichkeit

HILLESHEIM. (gs) Theaterstück und Diskussion: Diese geschickte Kombination zum Thema Drogen und Sucht spielte sich mit rund 120 Besuchern vom Jugend- bis zum Seniorenalter in der Hillesheimer Stadthalle im Augustinerkloster ab.

Fazit der vom Kreisjugendamt, dem Haus der Jugend sowie der Jugendpflege Hillesheim auf die Beine gestellten Veranstaltung: Es gibt die "Zurück-ins-Leben-Chance" für jeden Süchtigen. Das zeigte zum einen das Theaterstück "Wilder Panther Keks" des "D.a.S-Theaters" Köln, zum anderen sagte das Ex-Junkie Bernd (Name geändert). 18 Uhr: Ein Telefon schrillt. Im Himmel. Der Ober-Engel geht ran. Junge Kundschaft wird angekündigt: Max, 16 Jahre, rauschgiftsüchtig. Am Ende. Mit sich und der Welt. Die drei Engel sind streng, aber einfühlsam. Sie nehmen Max ernst. Er bekommt die Chance, sein bisheriges kurzes Leben noch einmal zu erleben und dabei zu lernen. Die drei Engel schlüpfen in die Rollen von Max' Schlüsselfiguren: die Eltern, die erste Freundin, Mitschüler. Das erste bewusste Schlüsselerlebnis: Das erste Loch im Bauch fühlt Max am fünften Geburtstag. Denn auf der Spielzeugtrommel, dem Geschenk vom Vater, darf er nur ganz leise spielen, oder besser gar nicht. Max ist traurig. Er tröstet sich mit Teddy und Süßigkeiten. An diesem Tag nimmt die Vater-Sohn-Beziehung bereits ernsthafte problematische Züge an. Mit der Zeit wird das Loch größer. Max kann die Erwartungen seines Vaters - vor allem die schulischen - nicht erfüllen. Aber einmal, da fühlt er kein Loch: In Jessica ist er voll verliebt. Sie auch in ihn. Die Beziehung scheitert aber. Dazu kommen weitere Misserfolge und immer wieder die Schul-Angst.Vater-Sohn-Beziehung als Kernproblem

Das Loch in Max will gefüttert werden: erst mit Gummibärchen, Zigaretten, Alkohol, Pillen. Aber das genügt bald nicht mehr. Harte Drogen scheinen zu helfen. Noch. Seine Drogenkarriere geht schnell aufwärts, er wird kriminell. Der Vater ist tief enttäuscht. Er bricht die Beziehung zum Sohn ab. Max zerbricht daran, er kann nicht mehr und wird voll gedröhnt "in den Himmel eingewiesen". Im Publikum setzten erste lebhafte Diskussionen ein. Maria Hochmann aus Walsdorf, Mutter zweier Töchter, sagt: "Wir Eltern müssen wachsam bleiben!" Bei der Podiumsdiskussion geht es um die Kernaussage des Theaterstücks: Egal wie tief das Loch - es gibt eine Chance. Unter der Regie von Janosch Hübler diskutieren Jugendgerichtshelfer Wolfgang Schäfer, Suchtberaterin Angela Schroers (Caritas), Jugendpfleger Karl-Heinz Wiesner (VG Hillesheim), die künftige Bürgermeisterin Heike Bohn, Christoph Meyer und Hubert Lenz von der Polizei sowie Ex-Junkie Bernd. Er erzählt: dass er ganz tief unten war, durch die eigene Einsicht und Therapiehilfen die Kehrtwende packte und jetzt wieder oben - im Leben - ist. Selbstbewusst steht der Mittdreißiger Rede und Antwort. Das Theaterstück habe ihn sehr aufgewühlt, "man erkenne sich wieder". Einstiegsdrogen Alkohol und Nikotin seien typisch. Und Bernd bestätigt: "Es gibt einen Ausweg!" Wann er den Ausweg eingeschlagen habe? "Als ich fast durchs soziale Netz gefallen bin", antwortet er. Das Publikum will mehr wissen. Die Antwort auf die Fragen "Was hätte dir damals geholfen? Wonach hattest du dich gesehnt?" bewegt sämtliche Gemüter. "Mich als Mensch anzunehmen", hat Bernd spontan auf den Lippen. Nach "Rezepten" gefragt, ist die Expertenrunde überfragt. Aber eins stellt sich heraus: Die beste Vorbeugung vor Drogenkonsum ist die konsequente Beachtung des Jugendschutzes. Und es gelte, so früh wie möglich mit der Vorbeugung zu beginnen, Vorbild zu sein und die Augen offen zu halten. Für Betroffene (Eltern und Freunde) sei es wichtig, jede Art von Hilfe bei der Suchtberatung, in einer Selbsthilfegruppe oder der Polizei zu holen. Das Wichtigste aber sei: Die Beziehung zum Drogenkonsumenten aufrecht erhalten - anders als Max' Vater es getan hat. Das gelte, auch wenn die Jugend in einer anderen Welt lebe.

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