Wer am längsten hinguckt, hat gewonnen

DAUN/NERDLEN. Im Rahmen eines Elternseminars der Volkshochschule (VHS) Daun sprachen die Polizeikommissare Klaus Lorscheider und Jürgen Paulus im Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) Nerdlen über die Gefahren, denen Kinder und Jugendliche im Internet ausgesetzt sind sowie über Möglichkeiten der Prävention.

Für die zwei Dutzend Männer und Frauen im Auditorium - Kursteilnehmer und Gäste - sollte es ein höchst informativer und aufschlussreicher Abend werden. "Es muss darüber gesprochen werden, es ist allerdings wahrlich kein schönes Thema", erklärten zu Beginn die Referenten, der Polizeioberkommissar Klaus Lorscheider und der Polizeihauptkommissar Jürgen Paulus, beide als Ausbilder an der Landespolizeischule tätig. Kinder und Jugendliche seien fasziniert vom Internet, Jungen mehr als Mädchen. Nach vorsichtigen Schätzungen sei aber bereits jeder fünfte online-erfahrene Jugendliche Opfer von pornografischen Straftaten, ideologisch verblendenden Inhalten, verbotenen Glücksspielen, urheberrechtlichen Betrugsdelikten, Gewaltverherrlichung, illegalem Warenverkauf oder Beleidigungen und Bedrohungen sowie von schädigenden Programmen geworden. Etwa 20 Prozent der Seiten im Internet hätten mit Pornografie und Kinderpornografie zu tun, sagte Jürgen Paulus. Im "Angebot" sei alles Erdenkliche - von Bildern bis zum "Gebrauch" von Kindern. Die Täter seien überaus raffiniert in der Vorgehensweise. "Merken Sie sich den Begriff ‚Snuff-Video'", riet der Polizeibeamte und erläuterte, dass es sich dabei um über Internet und Handy verbreitete Darstellungen von äußerst grausamer, unmenschlicher, verherrlichender oder verharmlosender Gewalt handle. "Der Besitz und die Verbreitung von Snuff-Videos sind strafbar", stellte Paulus klar. Unter den Jugendlichen würden sie zur Mutprobe getauscht: Wer am längsten hingucken kann, hat gewonnen. Einen erschreckenden Eindruck vom Charakter dieser Videos erhielten die Zuhörer, als (nur) das Einstiegsbild zu der Bild- und Tondarstellung einer Hinrichtung mit einer Pistole gezeigt wurde. Als Klaus Lorscheider sagte: "Das geht kinderleicht und ruckizucki", stand das Thema Online-Tauschbörsen als Umschlagplatz für Raubkopien von Musik, Filmen, Dateien und Software auf dem Plan. Lorscheiders klare Auskunft: "Absolut illegal, also strafbar." Er widmete sich Würmern, Viren und Trojanern - allesamt Schädlinge, die darauf angelegt sind, fremden Computern Schaden zuzufügen. Er gab den Eltern Empfehlungen (siehe Hintergrund). "Das Internet ist ein unkontrollierbares Medium", fassten Paulus und Lorscheider zusammen. Kinder und Jugendliche seien sich der Gefahren und der Straftatbestände oftmals nicht bewusst, und Eltern hätten vielfach Informationsdefizite. Mit ihren Datenverarbeitungsgruppen (DV) habe die Polizei zwar ein Organ zur Bekämpfung in der Hand, aber die Zahl der Taten und Täter steige massiv an, und die Technologie entwickle sich rasant. Mit dem Blick auf Kinderschutz-Software bedauerten die Polizeibeamten: "Es gibt noch keine Lösungen, die absoluten Schutz bieten."

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