"Wir hatten nie eine richtige Chance"

HILLESHEIM. Gedrückte Stimmung herrscht unter den Mitarbeitern der Hochwald-Molkerei in Hillesheim. Auch die Ankündigung des Managements, die zehn Fahrer weiterzubeschäftigen und im 60 Kilometer entfernten Standort Erftstadt möglicherweise bis zu 30 Leute unterbringen zu wollen, sorgt nicht für Zuversicht, da noch keine Details klar sind.

"15 Leute können sofort in Erftstadt anfangen, und die zehn Fahrer werden ohnehin weiterbeschäftigt", zitiert Peter Weyhofen (60), Betriebsleiter im Hillesheimer Hochwald-Werk, Hauptgeschäftsführer Karl-Heinz Engel während der jüngsten Betriebsversammlung. Bereits seit geraumer Zeit werde im Nachbarstandort, in dem 170 Mitarbeiter beschäftigt sind, mit "kleiner Mannschaft gefahren, um Platz für Mitarbeiter von uns freizuhalten", berichtet der Hillesheimer Betriebsleiter weiter. Zudem hat Engel laut Weyhofen angekündigt, dass "ein Teil unserer H-Milch-Produktion nach Erftstadt verlagert werden soll, um künftig von dort den Markt im Ruhrgebiet sowie in Belgien und den Niederlanden zu beliefern". Das würde der Weiterbeschäftigung von weiteren zehn bis 15 Mitarbeitern gleichkommen. Eine offizielle Stellungnahme des Hochwald-Managements in Thalfang lag dem TV aber trotz mehrfacher Anfrage bis zum Redaktionsschluss nicht vor. "Wenn das alles so kommt, würden 15 Leute übrig bleiben, denn mittlerweile haben drei Kollegen gekündigt und eine neue Arbeitsstelle gefunden", berichtet Weyhofen, seit 30 Jahren im Betrieb, weiter. Außer bei den Fahrern sorgen diese Aussagen aber nicht für Hoffnung und Zuversicht unter den Hillesheimer Kollegen. "Erftstadt ist für mich bislang keine echte Alternative, solange nicht klar ist, welches Angebot uns konkret vorgelegt wird und ob es beispielsweise einen Ausgleich für die Fahrtkosten gibt", sagt Hans-Josef Agnes aus Esch. Der verheiratete Vater zweier Kinder, der unlängst gebaut hat, ist Schichtführer der H-Milch-Produktion und seit 15 Jahren im Betrieb. Er beziffert die monatliche Mehrbelastung durch das Pendeln auf "mindestens 400 Euro". Angesichts der geplanten Kürzung der Pendlerpauschale, steigender Benzinpreise, drohender PKW-Maut, der zeitlichen Belastung von täglich zwei Stunden, "die man im Auto sitzt und nicht bei der Familie ist" sowie des Gefährdungspotenzials ("vor allem im Winter und nach der Nachtschicht") hält sich seine Euphorie in Grenzen. "Es ist lediglich ein bisschen besser als direkt arbeitslos zu werden." Eine Ansicht, die viele seiner Kollegen teilen. Überhaupt kein Thema ist die Aussage, dass auch im Werk in Kaiserslautern Plätze frei seien. Auch nicht für Junggeselle Thomas Kinne (46) aus Hillesheim: "Zum einen habe ich hier eine pflegebedürftige Mutter, zum anderen will ich hier auch nicht alles aufgeben." Ein Umzug undenkbar ist auch für Harald Kossmann aus Bodenbach. "Wir haben eine behinderte Tochter, mit der wir regelmäßig zum Arzt und zur Krankengymnastik müssen, was sich mittlerweile zum Glück eingespielt hat", sagt er und betont zudem: "Das hier ist ein Bombenjob, deshalb haben wir ja auch alle immer die Knochen hingehalten und alles gemacht, was von uns verlangt wurde." Wochenend- und Sonderschichten inklusive. "Wir haben alles dafür getan, diesen Standort zu halten, arbeiten in der sehr schwierigen H-Milch-Produktion, bei der man schnell mal tausende Euro in den Sand setzt, super effizient und super kostengünstig, und dennoch hat es nicht gereicht", zieht Schichtführer Agnes eine ernüchternde Bilanz. Sein junger Kollege Jörg Schellen (21) aus Fleringen, der im Labor tätig ist, spielt auf nicht getätigte Investitionen an und meint gar: "Ich glaube, wir hatten nach der Fusion von Eifelperle und Hochwald nie eine richtige Chance." Die Erwartungen der Belegschaft an die Geschäftsführung bringt Kossmann auf den Punkt: "Dass fair verhandelt wird und uns vernünftige Angebote gemacht werden. Das ist man uns schuldig." Bereits am heutigen Mittwoch will der Betriebsrat mit den Kollegen in Erftstadt sprechen, um den Schichtbeginn für alle Abteilungen zu vereinheitlichen. "Nur so wäre es überhaupt möglich, dass Leute aus Hillesheim Fahrgemeinschaften bilden können", sagt Betriebsrat Werner Adolphi. Am Donnerstag will das Gremium der Geschäftsführung Terminvorschläge für die ersten Verhandlungen unterbreiten.

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