Wo Männer zu Kindern werden

Positive Bilanz: Anfang Mai wurde der Parcours der Sinne in Immerath eröffnet und die Resonanz auf das außergewöhnliche Angebot in der Vulkaneifel ist groß. Besonders am Wochenende strömen viele Gäste ins Dorf.

 Der Wackelbaum ist einer der Anziehungspunkte des Parcours der Sinne. TV-Foto: Helmut Gassen

Der Wackelbaum ist einer der Anziehungspunkte des Parcours der Sinne. TV-Foto: Helmut Gassen

Immerath. 80 000 Euro kostete die Realisierung des Parcours der Sinne. Bezahlt hat das aber nicht die Gemeinde, sondern 50 Prozent der Mittel kamen von der EU, 30 Prozent steuerte das Land bei und je zehn Prozent bezahlten die Verbandsgemeinde und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel. Was die Gemeinde beisteuerte, war viel Eigenleistung: So halfen viele Bürger, die 15 Sinneserfahrungsfelder anzulegen oder aufzubauen.

Geld und Muskelkraft sind nach fünf Monaten Erfahrung gut angelegt, wie die gute Resonanz zeigt. "Der Parcours wird besonders im Zusammenhang mit dem Schulmuseum sehr gut angenommen", weiß Stefan Harbecke, seit kurzem neuer Ortsbürgermeister von Immerath.

Die Idee zum Parcours kam von Ekkehard Nau, der mit dem damaligen Bürgermeister Rudolf Müller-Keßeler über Jahre hinweg zur Realisierung des Sinneserfahrungsfeldes in die Wege leitete.

Mit den 15 Stationen vom Barfußpfad über die Balancierscheibe bis hin zum Labyrinth und Wackelbaum werden die Sinne Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen und Hören angesprochen. Als Beitrag zur gesundheitstouristischen Attraktivität der Region Vulkaneifel hat der Parcours der Sinne ebenfalls seine Funktion erfüllt, meinen die Verantwortlichen.

"Viele lernen den Parcours durch das Internet kennen, aber am meisten macht die Mund-zu-Mund-Propaganda aus", weiß Parcoursführerin Annette Keßeler.

Auch Margit Hermes aus Brockscheid hat von der neuen Immerather Attraktion gehört und kam mit Tochter und Enkelkindern zu einer Führung. "Ich finde den Parcours ganz toll, weil durch ihn Kinder, aber auch Erwachsene Erfahrungen machen können, die sie oft gar nicht mehr kennen", sagt sie.

Fast alle Erfahrungsstationen sind frei zugänglich. Für Annette Keßeler ein zentraler Grund für den Erfolg. Sie sagt: "Die ersten Wochen gab es eine richtige Pilgerschaft zum Parcours, das hat viel Leben ins Dorf gebracht. Am Wochenende sieht man viele Gruppen und Familien, die den Parcours abgehen und sich hier im Dorf einen schönen Tag machen".

Sachkundige Führungen von vier Parcoursführern helfen, das Erlebnis zu vertiefen und die Sinneserfahrungen grundlegender zu verstehen. Mehr als 60 Führungen fanden bisher statt.

Am Schwingungskessel offenbart sich die Faszination des Parcours, wenn jeder versucht, den Kessel zum Schwingen anzuregen und das Wasser in ihm zum Sprudeln und zum Springen zu bringen. So haben sich schon einige Favoriten bei den Stationen herauskristallisiert. "Der Schwingungskessel ist für Erwachsene schon ein Highlight, da werden Männer zu Kindern, das ist für sie eine besondere Station. Ebenso beliebt sind das Wassererlebnis, die Balancescheibe und die Partnerschaukel", erzählt Annette Keße ler. Das neue Erlebnis in Immerath hat auch der Gastronomie im Ort geholfen. Nach der Wanderung kehren viele Besucher zu Kaffee, Kuchen oder zum Essen ein. "Das merkt man schon, und die Gemeinde bekommt das Geld aus den Führungen", sagt Rudolf Müller-Keßeler.

Und die ehemaligen "Skeptiker" im Dorf? "Die haben schon erkannt, dass in dem Parcours viel Potenzial steckt, und sie beginnen umzudenken."

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