Alte Loks, rote Brummer und viel Nostalgie in Gerolstein

Gerolstein · Auf dem Sommerprogramm des historischen Bahnbetriebswerks Gerolstein stehen Führungen sowie Fahrten mit dem Schienenbus. Ein Paket aus Historie, Nostalgie, technischen Informationen und malerischen Ausblicken.

 Unter den Fahrgästen der nostalgischen Schienenbusfahrt von Gerolstein nach Bitburg sind die Freundinnen (von links) Ellen Müffeler, Monika Hilgers, Annette Hilgers und Anna Leuschen. Tv-Fotos (2): Brigitte Bettscheider

Unter den Fahrgästen der nostalgischen Schienenbusfahrt von Gerolstein nach Bitburg sind die Freundinnen (von links) Ellen Müffeler, Monika Hilgers, Annette Hilgers und Anna Leuschen. Tv-Fotos (2): Brigitte Bettscheider

Foto: (e_eifel )

Gerolstein Aus Familien mit Kindern, Paaren und einzelnen Herren allen Alters besteht die Besuchergruppe, die Ralf Neuendorf vom Verein Eifelbahn an diesem hochsommerlichen Julisamstagvormittag zur Führung durch das Bahnbetriebswerk Gerolstein begrüßt.
Nach exakt 75 Minuten haben die etwa 30 Teilnehmer einen gleichermaßen informativen und unterhaltsamen Schnelldurchgang durch 100 Jahre Historie (siehe Info) erhalten, haben Drehscheibe, Wasserkran, Clubwagen und Schienenbusse bestaunt, vor allem das Paradepferd: eine Dampflok aus dem Jahr 1943, die 6106. von insgesamt 7000 gebauten, bis 1992 in Betrieb - "und dann Gott sei Dank dem Schneidbrenner entkommen", wie Ralf Neuendorf sichtlich froh betont.
Zurzeit ist die Lok in der Endphase einer Hauptuntersuchung, die alle sechs bis acht Jahre fällig ist und einen sechsstelligen Eurobetrag kostet. "Damit das Geld wieder reinkommt, schicken wir sie als Museumslok ab August wieder auf Tournee", erzählt Neuendorf.
Ein Lächeln zaubern die Kleinstloks auf die Gesichter der Besucher: Die Motordraisine hat einen Käfermotor mit 70 PS, und der Schienentraktor beginnt nach dem Vorglühen gemütlich zu tuckern. Wenn Großveranstaltungen auf dem Plan stehen, kommen alle Fahrzeuge raus.
Dann bietet der Lokschuppen bis zu 2000 Steh- oder bis zu 700 Sitzplätze. Er ist dann ein modernes Kulturzentrum, wird außerdem für Hochzeiten und Firmenfeste gebucht.
Gesondert buchbar ist die sich an die Führung anschließende Schienenbus-Spazierfahrt nach Bitburg. Gut 50 Gäste sind es heute, darunter vier Freundinnen aus dem Raum Ahütte.
Annette Hilgers, Monika Hilgers und Anna Leuschen haben Ellen Müffeler als der Vierten im Bunde die gemeinsame Fahrt zum 66. Geburtstag geschenkt - zur Erinnerung an ihre Kindheit und Jugendzeit, als sie mit so einem Schienenbus von Ahütte nach Adenau zur Schule fuhr.
Nun sind die vier Frauen wie die übrigen Fahrgäste (siehe Umfrage) überaus angetan von der Zeitreise durch das Kylltal mit seinen Wiesen, Wäldern und Dörfern.
Zum besonderen Erlebnis wird die Strecke von Erdorf nach Bitburg. Die im Privatbesitz stehende Steilstrecke ist normalerweise für den Personenverkehr gesperrt. Doch darf der Kylltal-Panorama-Express des Vereins Eifelbahn wegen seiner guten Kontakte zum Betreiber des 6,3 Kilometer langen Schienenstücks ausnahmsweise darauf fahren.
Am Steuer des "roten Brummers" ist Stefan Förster, der Mitglied des Vereins Eifelbahn ist und hauptberuflich Fernzüge der Deutschen Bahn lenkt.
In den beiden Motorwagen und dem Beiwagen in der Mitte geben Mitglieder des Vereins den Fahrgästen Auskunft - und auf Wunsch gekühlte Getränke.
Das tut gut, denn es ist heiß im 60 Jahre alten Schienenbus, dessen "Klimaanlage" nur aus ein paar schräg gestellten Fensterchen besteht.
Die offenen Führungen über das Bahnbetriebswerk, Kasselburger Weg 16, Gerolstein, finden an allen Samstagen im Juli und August statt. Beginn: 11 Uhr. Die Teilnahme kostet 5 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Kinder; Familien mit bis zu drei Kindern zahlen 12,50 Euro.
Bei Gruppen ab sechs Personen wird um Anmeldung gebeten per E-Mail an
info@eifelbahn-gerolstein.de
Die etwa zweieinhalbstündige Schienenbusfahrt wird nur an den Samstagen im Juli angeboten. Sie startet um 12.40 Uhr am Lokschuppen und um 12.55 Uhr am Bahnhof Gerolstein (Gleis 4). Reisepreise: Erwachsene 25 Euro, Kinder bis 14 Jahre 12,50 Euro, Familien mit bis zu drei Kindern 62,50 Euro.
Buchung: Telefon 06591/94998700, www.ake-eisenbahntouristik.deExtra: ZUR HISTORIE DES BAHNBETRIEBSWERKS

 Ralf Neuendorf (links) vom Verein Eifelbahn stellt den Besuchern eine Kleinstlok vor.

Ralf Neuendorf (links) vom Verein Eifelbahn stellt den Besuchern eine Kleinstlok vor.

Foto: (e_eifel )


Zur Bauzeit 1912/13 war das Bahnbetriebswerk Gerolstein eines von vielen in Deutschland. Seine erste Blütezeit erlebte es beim Westwallbau in den 1930er Jahren mit bis zu 160 Beschäftigten. 1977 verlor der Bahnhof Gerolstein seine Eigenständigkeit, was auch die Demontage des Betriebswerks bedeutete. 1995 wurde das Gelände mit den bereits verfallenen Gebäuden unter Denkmalschutz gestellt, "und wir Eisenbahnverrückte fassten Fuß" (Ralf Neuendorf, Eifelbahn). Inzwischen ist die zum größten Teil restaurierte Anlage im Besitz der Bahnbetriebswerk Gerolstein GmbH und hat als Mieter das gewerbliche Eisenbahnunternehmen Vulkaneifelbahn, das Reiseunternehmen AKE-Eisenbahntouristik und den Verein Eifelbahn.

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