"Den Weg zeige ich auf!"

Gerolstein · Mit der Wahl Klaus Jansens als seinem Wunsch-Stellvertreter und der Inbetriebnahme des Bürgerbrunnens hat der neue Stadtbürgermeister von Gerolstein, Friedhelm Bongartz (CDU), bereits zwei Ausrufezeichen gesetzt. Die Umnutzung des innerstädtischen Gewerbeareals des Gerolsteiner Brunnens und der geplante Neubau der Hochbrücke sind für ihn die zentralen Themen in naher Zukunft.

 Zeit für sein großes Hobby, die Mineralogie, hat Friedhelm Bongartz (CDU), neuer Stadtbürgermeister von Gerolstein, nun nicht mehr so viel. TV-Foto: Mario Hübner

Zeit für sein großes Hobby, die Mineralogie, hat Friedhelm Bongartz (CDU), neuer Stadtbürgermeister von Gerolstein, nun nicht mehr so viel. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Vor fünf Wochen mit 58,65 Prozent gewählt, seit gerade einmal anderthalb Wochen im Amt: Der neue Gerolsteiner Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) erklärt im TV-Interview seine ersten Entscheidungen, gibt Einblick in seine Arbeitsweise und sagt, was er noch alles so vorhat.

Haben Sie Ihr Büro schon eingerichtet?
Bongartz: Zum Teil: Was noch fehlt, ist der Amtseid, den ich noch einrahmen und aufhängen werde, und ein Kruzifix.

Auch etwas Persönliches, vielleicht einen Talisman?
Bongartz: Ich werde ein Bild meiner Frau auf den Schreibtisch stellen. Das ist mein Talisman.

Damit Sie sie noch zu Gesicht bekommen, da Sie nun ja deutlich mehr Termine haben?
Bongartz: Eher, damit sie auf mich aufpasst, wie sie das bisher immer gemacht hat. Da wäre ich sehr dankbar.

Haben Sie vorm Amtsantritt noch mit Ihrer Frau einen Urlaub gemacht?
Bongartz: Nein, dafür war keine Zeit. Wir sind höchstens mal einen Tag weggefahren und haben Freunde besucht.

Was war Ihre erste Amtshandlung, nachdem Sie Ihr Büro bezogen haben, Ihr erstes Telefonat?
Bongartz: Ich habe erst einmal einen Stapel Post mit gut einem Dutzend Einladungen bearbeitet. Und an den ersten Anruf kann ich mich gut erinnern: Ein Freund hat mich aus dem Urlaub aus Frankreich angerufen und mir gratuliert. Ein sehr schöner Start!

Ist schon klar, wie Sie Ihren Alltag organisieren, wann Sie im Rathaus anzutreffen sind?
Bongartz: Ja, meine Fixtermine im Rathaus sind montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 13 Uhr sowie am Nachmittag bei Bedarf. Ich kalkuliere mit 25 bis 30 Stunden in der Woche - ohne die Sitzungs- und Wochenendtermine.

Ein wichtiger Termin war bereits die Beigeordnetenwahl: Alle drei Beigeordneten haben keine überragenden Ergebnisse erzielt. Waren die drei vor diesem Hintergrund die richtige Wahl?
Bongartz: Ja! Klaus Jansen ist ein erfahrener Verwaltungsmann und Baufachmann, Herbert Lames ist Baufachmann und Praktiker, Erwin Hontheim ist Unternehmensberater. Eine gute Kombination. Und ich finde auch, dass die Ergebnisse gut waren. Niemand ist everybody\'s darling. Klaus Jansen hat 75 Prozent im Stadtrat bekommen.

In der Schule gibt es dafür allenfalls eine Drei, für das Abschneiden von Herbert Lames mit 13 zu 9 Stimmen reicht es vielleicht noch mit Ach und Krach zu einer Vier.
Bongartz: Ich habe mir die Leute so gewünscht und bin froh, dass der Stadtrat sie gewählt hat. Fertig. Es ist eine zukunftsfähige Kombination, mit der die Hauptaufgaben abgedeckt werden können - gerade vor den Themen, die anstehen, wie die Umnutzung des Brunnenareals, der Neubau der Hochbrücke, das Hotel Calluna,
die Drahtfabrik usw..

Wie wollen Sie dem Bürger vermitteln, dass Sie das Heft des Handelns in der Hand haben und nicht der erste Beigeordnete Klaus Jansen, der über deutlich mehr Erfahrung in der Politik und der Verwaltung verfügt?
Bongartz: Klaus Jansen hat mich bisher sehr loyal unterstützt, und ich habe keinen Zweifel daran, dass sich daran etwas ändern wird.

Dennoch: Birgt seine Wahl, die Ihr Wunsch war, mehr Chance oder mehr Gefahr?
Bongartz: Wieso Gefahr? Den Weg zeige ich auf. Dafür bin ich gewählt worden. Und dieser Verantwortung bin ich mir durchaus bewusst. Im Übrigen hasse ich
Verunglimpfungen und ganz besonders fadenscheinige Vorurteile.

Bleibt es bei Ihrem Versprechen, alle drei Monate eine Bürgerversammlung einzuberufen? Falls ja: Wann ist die erste und zu welchem Thema?
Bongartz: Ja, dabei bleibt es. Aber terminiert ist bis dato noch nichts, da die Ortsvorstände noch zu wählen sind.

Ein dickes Thema war in den vergangenen Monaten der Bürgerbrunnen, der unter Ihrer Führung kürzlich in Betrieb genommen wurde. Wollten Sie das Thema schnell vom Tisch bekommen?
Bongartz: Wir haben es nach oben auf die Agenda gesetzt, die vertraglichen und rechtlichen Punkte geprüft. Und ich denke, wir sind zu einer praktikablen Lösung für beide Seiten gekommen, die außerdem der Stadt Qualitäts- wie Rechtssicherheit bietet.

Altlast oder Zeichen der Fairness: Sehen Sie es als richtig an, dass ihr Amtsvorgänger Ihnen den Schlussakkord in dieser Sache überlassen hat?
Bongartz (überlegt): Es war eine faire Geste. Mehr möchte ich zu diesem Thema aber nicht mehr sagen.

Wird es ein Einweihungsfest geben?
Bongartz: Ob man dazu ein Einweihungsfest machen muss - ich weiß es nicht! Ich bin froh, dass es sprudelt und die Leute es sehen und sich freuen.
Welches Thema werden Sie als nächstes anpacken?
Bongartz: Die Brücke über die Bahngleise am Hagebaumarkt. Die Leute laufen da über die Schienen, das ist höchst gefährlich.

Das Thema ist ja bereits auf den Weg gebracht: Der Auftrag ist vergeben, die Finanzierung im Haushalt verankert. Was hakt noch?
Bongartz: Nun, die Brücke muss schnellstens montiert werden. Das muss 2014 unverzüglich über die Bühne gehen. Ich bin über die Verzögerung selbst erstaunt.

Welches weitere große Thema steht unmittelbar auf der Tagesordnung?
Bongartz: Das Thema Brunnenareal: Es ist zwar noch nicht ganz entschieden, was man machen kann. Es sind da noch maßgebliche Untersuchungen notwendig, was den Hochwasserschutz, die Bodenbeschaffenheit und ähnliche Dinge betrifft. Jedoch oberstes Gebot hat der Schutz der Quellen. Angedacht ist, dass einige der Gebäude dort abgerissen, andere umgenutzt werden sollen. Die Planung ist von weiteren Untersuchungen abhängig, somit steht endgültig noch nichts Konkretes fest.

Die Fragen stellte unser Redakteur Mario Hübner.
Extra

Friedhelm Bongartz (75) ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Söhne. Der gelernte Kaufmann, der lange als selbstständiger Handelsvertreter im Bereich Bauchemie im In- und Ausland unterwegs war, ist begeisterter Hobby-Mineraloge und besitzt eine große Gesteinssammlung. Entspannung und Abwechslung findet er zudem in seinem fast 3000 Quadratmeter großen Garten. mh

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