Friedhofsruhe Fehlanzeige

Ein Fund sorgt für Aufregung: Bei Einebnungsarbeiten auf dem Friedhof auf Sarresdorf haben - wie jetzt im Stadtrat bekannt wurde - die Gerolsteiner Stadtarbeiter menschliche Knochen zutage gefördert. Obwohl die Ergebnisse der Obduktion bislang noch nicht vorliegen, geht die Kripo nicht davon aus, dass es sich um Spuren eines Verbrechens handelt.

 Der Friedhof auf Sarresdorf soll allmählich zu einem Park umgebaut werden. Bei den Arbeiten wurden nun Menschenknochen zutage gefördert. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Der Friedhof auf Sarresdorf soll allmählich zu einem Park umgebaut werden. Bei den Arbeiten wurden nun Menschenknochen zutage gefördert. TV-Fotos: Mario Hübner (2)

Gerolstein. Der alte Friedhof auf Sarresdorf soll langfristig ein Park werden. Neue Gräber werden nicht mehr zugelassen, die alten, bei denen die Ruhezeiten abgelaufen sind, nach Rücksprache mit den Verwandten eingeebnet. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) sagt: "In jüngster Zeit sind vermehrt Gräber eingesackt, Grabsteine haben sich geneigt oder sind sogar umgefallen. Da das kein Zustand ist, ebnen wir vor allem den unteren Bereich des Friedhofs ein."

Bei diesen Arbeiten - rund 80 Grabstellen wurden nach Angaben des städtischen Vorarbeiters Harald Kreis eingeebnet und etwa 40 Kubikmeter Betonfundamente und Grabsteine entsorgt - sind in einem Fall auch menschliche Knochen zutage gefördert worden. Das Kuriose: Sie befanden sich nicht in einem Sarg, der mindestens einen Meter tief liegen muss, sondern in loser Erde in 30 Zentimetern Tiefe. Um nichts verkehrt zu machen, haben die Arbeiter die Verwaltung verständigt. Bauabteilungsleiter Klaus Jansen berichtet: "Um auszuschließen, dass hier womöglich Zeugnisse eines Verbechens verschwinden, haben wir die Knochen aufbewahrt und die Polizei benachrichtigt." Nach Rücksprache mit der Kripo in Wittlich wurde daraufhin eine Obduktion bei der Rechtsmedizin in Mainz veranlasst. Die Ergebnisse liegen zwar noch nicht vor. Dennoch vermutet Peter Mayer von der Kripo Wittlich nicht, dass der Fund die Polizei noch lange beschäftigen wird. Er sagt: "Es spricht nichts dafür, dass wir es hier mit einem Verbrehen zu tun haben." Vielmehr geht Mayer davon aus, dass die Knochen bei früheren Arbeiten auf dem Friedhof "einfach wieder verbuddelt" worden seien.

Gefunden wurde zahlreiche menschliche Gebeine, darunter Rippen, eine Schädelplatte, Oberschenkelknochen sowie zwei Unterkiefer. Laut Bauamtsleiter Jansen ist das nicht ungewöhnlich, denn "die Ruhezeiten von 25 bis 30 Jahren reichen in der Regel nicht aus, dass auch die menschlichen Knochen verwesen".

Für besagte Grabstelle sind laut Jansen drei Belegungen dokumentiert: von 1904, von 1943 und von 1967.

Noch zwei weitere Tage sollen Gräber eingeebnet werden, danach wird das Areal komplett begradigt und noch vor dem Winter Gras eingesät. "Dann kann zumindest schon einmal alles besser gepflegt werden und sieht wieder ordentlich aus. Danach geht es Schrit für Schritt weiter", kündigt Schwartz an. Extra Stadtrat kurz: Mehrheitlich mit sieben zu 13 Stimmen abgeschmettert hat der Stadtrat Gerolstein den Antrag der Grünen, in der neuen Hauptsatzung der Stadt die formalen Hürden für die direktdemokratischen Instrumente "Bürgerbegehren" und "Bürgerentscheid" zu erleichtern. Kommentar von Antragsteller Tim Steen nach der Niederlage: "Die CDU hat es auch nach dem Debakel um die Kreissparkassen-Fusion noch immer nicht verstanden, und die SPD schließt sich einfach an." Mit zwei Gegenstimmen der Grünen hat der Stadtrat die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich um die Hochbrücke beschlossen. Der Plan soll die Grundlage für die Radler- und Fußgängerbrücke sein, die an die Hochbrücke angedockt werden soll (der TV berichtete), sowie für Anbindung des Kasselburger Wegs an den Radler-Kreisel. Aktuell scheint sich im Stadtrat aber eine Mehrheit anzudeuten, die die Notwendigkeit dieser neuen Straßenführung infrage stellt. (mh)

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