Gefecht gegen Gesteinsabbau und Gülle

Gerolstein · Im Stadtrat Gerolstein mehren sich die Stimmen, die eine Ausweitung der Naturschutzgebiete auf der Munterley und rund um den Auberg fordern. Sie wollen damit dem Gesteinsabbau und der Düngung Einhalt gebieten, die sie als Gefährdung des Gerolsteiner Trink- und Mineralwassers sowie des Tourismus\' ansehen.

Gerolstein. "Wer das Grund- und Mineralwasser für die Zukunft schützen will, muss heute tätig werden." Mit diesen Worten begründet Peter Bitschene, Diplom-Geologe und CDU-Stadtratsmitglied, den Vorstoß der CDU-Stadtratsfraktion. Die will etwas für den Schutz des Gerolsteiner Wassers und der Berge Munterley und Auberg tun, da sie Gefahr wittert: durch Gesteinsabbau und Gülle. "Das Grund- und Mineralwasser ist unser höchstes Gut, an ihm hängt das Wohlergehen der Stadt", sagte Bitschene mit Verweis auf den Gerolsteiner Brunnen und dessen wirtschaftliche Bedeutung.
"Falls es zum GAU (dem größten anzunehmenden Unfall, Anmerkung der Redaktion) kommt und das Grundwasser in den tiefen Schichten verunreinigt wird, muss sofort der Betrieb eingestellt werden." Und je mehr, so Bitschene, an den oberen Gesteinsschichten gegraben und Gülle auf die Felder gekippt werde, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass Schadstoffe eindringen und das Wasser verunreinigt würden. "Auf dem Munterley-Plateau sowie rund um den Auberg wird Gülle verklappt. Das sollten wir nicht mehr dulden und den Touristen nicht länger zumuten", sagte er. Zudem wird bei Pelm viel Kalkgestein abgebaut, und die Pläne des Bergbauamts sehen eine deutliche Erweiterung auf dem Munterley-Plateau vor (der TV berichtete zuletzt am 24. September 2014).CDU und SPD auf einer Linie


Die CDU fordert daher Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) auf, sich dafür einzusetzen, dass die Naturschutzgebiete ausgeweitet und so dem Gesteinsabbau und der Landwirtschaft Einhalt geboten wird.
SPD-Fraktionssprecher Uwe Schneider sagt die Unterstützung seiner Fraktion zu: "Wir sind auch dafür, schließlich haben wir alle hier eine hohe Verantwortung für unsere Nachfahren." Er appelliert zudem an die Behörden, den Vorstoß zu befürworten.
Stadtbürgermeister Bongartz (CDU) will sich um das Thema kümmern: "Es ist höchste Zeit, hier massiver vorzugehen, um unsere Grund- und Mineralwasserschätze zu schützen."
Fernab von diesem Vorstoß bemühen sich die Verantwortlichen des Gerolsteiner Brunnens seit Jahren, ihre Quellen und ihr gesamtes Wassereinzugsgebiet vor äußeren Einflüssen zu schützen. So werden dort Erdwärmebohrungen in der Regel nicht genehmigt. Und aktuell geht es ihnen darum, "in der Gerolsteiner Kalkmulde Vorrangflächen für Mineralwasser zu generieren".
Nach Berechnung von Naturschutzverbänden wird bereits jetzt auf 300 Hektar Gestein innerhalb der Kalkmulde abgebaut, geplant ist eine Ausweitung auf 800 Hektar. Das lehnen die Brunnenvertreter kategorisch ab (der TV berichtete zuletzt am 1. November 2014).
Norbert Leinung von der BUND-Kreisgruppe sagt zu dem aktuellen Vorstoß: "Ich begrüße das Vorhaben, das Naturschutzgebiet auf das gesamte Munterley-Plateau auszuweiten. Die Argumente sind gegeben, das Areal ist allein wegen seiner Kalkmagerrasen schützenswert."
Und er erinnert sich zurück an 1988: "Damals hat die Bezirksregierung die Unterschutzstellung des gesamten Areals mit der Begründung abgelehnt, dass sie nicht an alle Grundstücke drankommt. Kurzum: Die wollten für die landwirtschaftlichen Flächen keine Entschädigung zahlen." Heute sieht er größere Chancen: "Die Bevölkerung ist sensibler geworden und weiß, wie wichtig das Areal für Gerolstein ist. Es würde großen öffentlichen Zuspruch geben."Meinung

Kleine, aber feine Idee
Die Idee aus dem Gerolsteiner Stadtrat, das gesamte Munterley-Plateau und den Auberg durch Ausweitung der Naturschutzgebiete zu schützen, ist gut. Gut für die imposanten Wahrzeichen der Stadt. Und gut, weil sie zeigt, dass die Sensibilität der Kommunalpolitiker für ihre Heimat und deren Schätze gewachsen ist. Ob sie Realität wird, ist hingegen ungewiss. Dennoch, falls das Vorhaben gelingt, werden drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens wird so dem Gesteinsabbau, der sich laut Planung von Pelm aus bis über drei Viertel des Munterley-Plateaus ausdehnen soll, Einhalt geboten. Somit wäre auch mit der Landwirtschaft in dem sensiblen Bereich Schluss, was zweitens den vielen Touristen gefallen und drittens zum Grundwasserschutz beitragen dürfte. Klar ist aber auch: In Sachen Grundwasserschutz wäre dies nur ein ganz kleiner Tropfen. Schließlich ist die Gerolsteiner Kalkmulde, aus der der Gerolsteiner Brunnen sowie die Wasserwerke ihr wertvolles Gut fördern, mit 13 Quadratkilometern zig Mal größer als die jetzt ins Auge gefassten Areale. m.huebner@volksfreund.deExtra

Naturschutzgebiete weisen in Rheinland-Pfalz die Oberen Naturschutzbehörden aus - für den Bereich Eifel die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz. Das Verfahren dafür wird von Amts wegen oder auf Antrag eingeleitet. Voraussetzungen sind unter anderem eine besondere Schutzbedürftigkeit von Natur und Landschaft oder eine erhebliche Gefährdung herausragender Landschaftsteile. mhExtra

Bei den VG-Werken Gerolstein, stößt die Idee, die Naturschutzgebiete auszuweiten, auf Gegenliebe. Werkleiter Harald Brück sagt: "Wir begrüßen alles, was dem Schutz unseres Wassers dient. Denn es soll seine hervorragende Qualität behalten. Dafür tun wir alles." Das beinhaltet auch besondere Maßnahmen. So haben die Werke 2012 in der Wasserschutzzone zwischen Gerolstein und Roth für 300 000 Euro einen Bauernhof samt 20 Hektar Land gekauft - und nun weitere 5000 Quadratmeter. Brück: "Wenn wir das Land selbst besitzen, können wir bei einer Weiterverpachtung bestimmen, was dort passieren darf und was nicht. Das ist der beste Schutz." Zudem werde bei Hinweisen auf unerlaubte Düngung "sofort kontrolliert". mh

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