"Ich will jetzt einfach arbeiten"

Für viele junge Menschen beginnt im September ein neuer Lebensabschnitt - das Leben als "Azubi" und somit der Einstieg in das Berufsleben. Aufregend ist das für jeden - aber besonders erlebnisreich ist der Schritt in diesen Tagen für Elise Groß aus Lünebach, die geistig behindert ist und das sogenannte Down-Syndrom hat. Bei ihrem Ausbildungsstart im "Euvea" Freizeit- und Tagungshotel in Neuerburg wird sie von einem Fernsehteam gefilmt.

 Elise Groß (Mitte) ist Hauptfigur in einer SWR-Reportage über den Berufseinstieg geistig behinderter Menschen. Bei den Dreharbeiten im Euvea Freizeit- und Tagungshotel in Neuerburg mit dabei: Köchin Monika Breuer, Kameramann Daniel Mesenholl und Redakteurin Sabine Keller (von links). Foto: privat

Elise Groß (Mitte) ist Hauptfigur in einer SWR-Reportage über den Berufseinstieg geistig behinderter Menschen. Bei den Dreharbeiten im Euvea Freizeit- und Tagungshotel in Neuerburg mit dabei: Köchin Monika Breuer, Kameramann Daniel Mesenholl und Redakteurin Sabine Keller (von links). Foto: privat

Neuerburg. (red) Was Haupt- und Realschüler, Gymnasiasten und Berufsschüler erleben, trifft in ähnlicher Weise auch auf Menschen mit Behinderung zu, die die Förderschulen für ganzheitliche Entwicklung (früher Sonderschule für geistig behinderte Schüler) verlassen. Auch die 18-jährige Elise Groß besuchte bis zum Sommer die Astrid-Lindgren-Schule in Prüm und beginnt nun im Berufsbildungsbereich der Westeifel Werke am Standort Neuerburg im "Euvae " Hotel. Sie selbst kommentiert den neuen Lebensabschnitt kurz aber aussagekräftig mit den Worten: "Ich habe keine Lust mehr auf Schule. Ich will jetzt einfach arbeiten."

Sehr gezielt hat sich Elise Groß bereits bei den Praktika der Förderschule auf den hauswirtschaftlichen Bereich beziehungsweise Küchenbereich im Euvea-Hotel konzentriert "Mein Papa ist Koch, und von dem habe ich schon viel gelernt", erklärt Elise .

Dass sie mit ihrer Wahl nicht ganz falsch liegt, bestätigt auch WEW Sozialpädagoge Richard Kläsges, der die behinderten Mitarbeiter im Hotel in Neuerburg betreut. "Wir nutzen besonders den Eingangsbereich, um gemeinsam mit den neuen Mitarbeitern einen geeigneten Berufsweg auszuwählen, der am ehesten den Fähigkeiten und Fertigkeiten der behinderten Menschen entspricht. Ziel ist dabei eine Tätigkeit zu finden, die weder über- noch unterfordert", erklärt Kläsges und zeigt sich erfreut darüber, dass Elise nicht nur vom ersten Tag an richtig viel Spaß an der Arbeit entwickelt, sondern auch schon mit viel Geschick und Eifer an ihre Aufgaben herangeht.

Immer dann, wenn Schüler bedingt durch eine Behinderung nicht oder noch nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterkommen können, ist die Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) eine Möglichkeit der beruflichen Rehabilitation. Anlaufstelle im Vulkaneifelkreis und Eifelkreis Bitburg-Prüm sind dabei die Westeifel Werke mit ihren Standorten Gerolstein, Hermesdorf, Weinsheim und Neuerburg.

In Kostenträgerschaft der Bundesagentur für Arbeit als zuständigem Reha-Träger findet hier der Einstieg ins Berufsleben im sogenannten Berufsbildungsbereich statt und bietet in gut zwei Jahren eine Ausbildung, an der am Ende ein Übergang in die Werkstatt, in ein anderes Integrationsprojekt oder bestenfalls die Integration auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt steht. EXTRA Westeifel Werke: Insgesamt beschäftigen die Westeifel Werke zur Zeit 751 Mitarbeiter, davon 546 mit Behinderung, 149 Nichtbehinderte im Betreuungs- und Verwaltungsbereich, 14 Auszubildende sowie 42 Zivildienstleistende und Praktikanten Zum 1. September wurden 17 geistig behinderte Menschen neu in die WEW aufgenommen. Im Berufsbildungsbereich befinden sich damit augenblicklich 57 Auszubildende mit Handicap, wobei 24 Personen in Kürze ihre Zeit der Berufsbildung beenden werden. 14 nichtbehinderte junge Menschen absolvieren ihre Ausbildung in den Westeifel Werken.

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