In Birresborn regt sich Protest gegen die geplante Mega-Hühnerfarm

Birresborn · In Birresborn hat sich eine Bürgerinitiative (BI) gegen die geplante Mega-Hühnerfarm mit 330.000 Legehennen im Gewerbegebiet vor den Toren des Dorfes gegründet. Bei der Vorstellung der Pläne durch die potenziellen Investoren vor anderthalb Wochen hatte es noch so gut wie keine Kritik gegeben. Mittlerweile sorgt das Vorhaben kreisweit für Aufsehen.

Hans Nieder aus Birresborn, der 15 Jahre lang selber im Ortsgemeinderat saß, ist einer der vehementesten Kritiker einer Mega-Hühnerfarm im Gewerbegebiet Auf dem Boden außerhalb von Birresborn. Das war vor fünf Jahren für 600.000 Euro erschlossenen worden und liegt seither brach. Er sagt: "Die vielen Leserbriefe, offenen Briefe, der Protest: Es kommt Bewegung in die Sache. Es geht uns nicht um Aktionismus, sondern wir wollen alles bündeln, sachlich argumentieren und letztlich den Ortsgemeinderat von der Unsinnigkeit des Vorhabens überzeugen. Deshalb die BI."

Da bis zum Redaktionsschluss das initiierte Gründungstreffen noch andauerte, ist unklar, wer der BI-Sprecher ist. Nieder sagte im Vorfeld aber: "Ich stehe zur Verfügung." Er geht davon aus, dass das Dutzend Mitstreiter zum Start bald deutlichen Zuwachs erhält: "Ich denke, dass schon jetzt mehr als die Hälfte der Birresborner das Vorhaben kritisch sieht." Viele teilten seine Meinung, dass das Argument "Irgendetwas muss dort oben doch angesiedelt werden" nicht ziehe. Nieder: "Wir können nicht zulassen, dass ein gravierender Fehler - die teure Erschließung des Gewerbegebiets, die schon damals gegen massive Einwände der Bevölkerung durchgesetzt wurde - durch einen noch größeren Fehler behoben werden soll." Gegen die Mega-Hühnerfarm sprechen seiner Ansicht nach vier zentrale Argumente: ethische Bedenken gegenüber der Massentierhaltung, eine dauerhafte Geräusch- und Geruchsbelästigung in Birresborn und den umliegenden Gemeinden und somit ein sinkender Wohnwert, eine Belastung des Grundwassers und die Torpedierung der touristischen Entwicklung (Stichwort Gesundland Vulkaneifel).

Auf einen Punkt geht er besonders ein: die in einem gewissen Maß zulässigen Emissionen. Nieder sagt: "Es wird zwar darauf hingewiesen, dass man auf dem Land wegen der Landwirtschaft mit Belästigungen zu rechnen habe. Aber es ist eben etwas total anderes, wenn ein Bauer Gülle fährt und es zwei Tage stinkt, oder ob man das 365 Tage im Jahr ertragen soll." Im Birresborner Ortsgemeinderat ist Anfang der Woche ebenfalls über die geplante Legehennenanlage, die Präsentation des Vorhabens durch die potenziellen niederländischen Investoren vor anderthalb Wochen und die Reaktionen danach gesprochen worden - nicht öffentlich.

Ortsbürgermeister Michael Zander sagte dem TV: "Es ist, anders als das vielfach behauptet wird, noch nichts in trockenen Tüchern. Wir sind noch weit entfernt von einer Entscheidung. Und wir all die Fragen und Bedenken ernst." Dass das Thema kontrovers diskutiert werde, habe er erwartet. Die Art und Weise, wie nun Kritik geübt werde, findet er allerdings nicht so gut. Er sagt: "Da werden Behauptungen aufgestellt, die einfach nicht stimmen." Daher habe sich der Gemeinderat dazu entschieden, sich "schon bald mit einer Veröffentlichung zu positionieren und den aktuellen Sachstand nochmals darzulegen". Ohnehin geht er davon aus, "dass wir uns wegen des Themas noch öfter im Gemeinderat treffen werden, als es im Jahreskalender vorgesehen ist". Angesprochen auf die Gründung der BI sagte Zander: "Das ist ein legitimes demokratisches Mittel."
Meinung: Offen und ehrlich sein

So einfach, wie sich das die potenziellen Investoren aus den Niederlanden nach der öffentlichen Präsentation ihres Vorhabens zu Recht gedacht haben, wird die Realisierung der Mega-Hühnerfarm bei Birresborn nicht werden. War in der Sitzung fast kein Gegenwind zu spüren, so hat sich die Ablehnung nun bereits zu einer steifen Brise formiert, die dem Gemeinderat ins Gesicht bläst. Einerseits ist der gut beraten, rasch und ernsthaft mit der Bürgerinitiative in Kontakt zu treten. Andererseits sollten sich auch die Birresborner, die dem Vorhaben kritisch gegenüberstehen, auf einen offenen Dialog mit ihren Volksvertretern einlassen. Denn erstens ist es vor allem eine Angelegenheit des Dorfes, die eventuell noch die umliegenden Gemeinden betrifft - nicht aber primär selbst berufene Weltverbesserer von sonst woher. Und zweitens sollte sich jeder, der nun lauthals gegen Massentierhaltung krakeelt, fragen, wie es um seine eigenen Ess- und Einkaufsgewohnheiten steht. Steht da wirklich immer Bio drauf? Ohne Ehrlichkeit und Offenheit wird sich die anstehende Auseinandersetzung zu einem Orkan aufbauen, der den Frieden im Dorf hinwegfegen wird.
m.huebner@volksfreund.de
EXTRA: Die Pläne, im brachliegenden Gewerbegebiet am Ortsrand von Birresborn eine Mega-Hühnerfarm mit 330.000 Legehennen erbauen zu wollen, sind längst nicht mehr nur in Birresborn Thema. Neben der Kreisgruppe Daun des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) hat sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) klar gegen das Vorhaben ausgesprochen. Der Kreisverband der Grünen macht aktuell seine Homepage damit auf und ruft zu einer "Unterschriftensammlung gegen eine Eierfabrik im Kylltal" auf.

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