Königliche Kinderferien

Am Wochenende ist Premiere: für "Malwida", ein integratives Theaterprojekt in der Erlöserkirche Gerolstein. Es bringt Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung auf und jenseits der Bühne zusammen.

Gerolstein. Gekrönte Kinder: Während der Herbstferien läuft in Gerolstein das Theaterprojekt "Malwida" nach Motiven des Bilderbuchs "Die Königin der Farben" von Jutta Bauer.

Am Samstag, 24. Oktober, hat die gemeinsam erarbeitete Szenenfolge Premiere in der Erlöserkirche, um 18 Uhr geht der Vorhang auf: "Ich bin schon sehr aufgeregt", sagt die elfjährige Sarah Muchamedin aus Gerolstein." Auch die zwölfjährige Raphaela Huven, ebenfalls aus Gerolstein, ist "total aufgeregt" - aber beide freuen sich auf die Aufführung.

Das Besondere: Auf der Bühne stehen dann, wie die betreuenden Theaterpädagoginnen Annette Seifert und Gisela Wrobel betonen, elf "unterschiedliche" Kinder und Jugendliche -neun bis 15 Jahre alt, mit und ohne Behinderung.

"Wir verstehen uns gut", sagt Sarah. Zwar sei es manchmal ein bisschen schwierig, wenn die geistig beeinträchtigten Mitspieler vielleicht einmal nicht zuhörten "und was anderes machen", aber wirkliche Probleme, bestätigt auch Raphaela, gebe es nicht. Stattdessen sitze man viel zusammen.

"Das ist eine klasse Idee, ich bin sehr froh darüber", sagt Lydia Senft aus Hillesheim, deren fast elfjähriger Sohn Dominik ebenfalls am Projekt teilnimmt. Dominik ist geistig, psychisch und körperlich beeinträchtigt, denn er kam mit einer äußerst seltenen Chromosomstörung zur Welt. Chromosomen sitzen im Zellkern und tragen die Erbinformation.

Aber er habe große Freude am Projekt: "Auf jeden Fall", sagt seine Mutter. "Wenn nicht, dann würde sich mein Kind weigern, da hinzugehen." Es sei wunderbar zu sehen, wie sich die gesunden um die behinderten Kinder kümmerten. Ihr Wunsch: dass es solche Projekte öfter gäbe.

Gisela Wrobel bestätigt die harmonische Stimmung an den bisherigen Tagen: "Da gibt es keinen Stress. Das hängt damit zusammen, dass wir mit den Kindern normal umgehen."

Bislang war jeder Tag, angelehnt ans Bilderbuch, einer bestimmten Farbe zugeordnet, mit Spielen und Gesang, mit Bewegung und Klangexperimenten: "Mir gefällt das", sagt Sarah. Am "gelben Tag" zum Beispiel, "da haben wir Höhlen gebaut, uns reingelegt und beruhigende Musik gehört." Vergnügen bereitete den Kindern auch der "rote" Tag: "Weil man da wild sein konnte", erzählt Raphaela. Und am blauen Tag habe man unter anderem selbst Gedichte verfasst.

Ebenfalls als Betreuer der Kinder dabei: der Theaterpädagogik-Kollege Thorsten Schenk aus Bielefeld. Die Evangelische Kirchengemeinde Gerolstein-Jünkerath stellte sich als Träger zur Verfügung. Alle Kinder erhalten nach Abschluss des Projekts den sogenannten Kompetenznachweis Kultur, entwickelt von der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, der viele Bildungsanbieter für Heranwachsende angehören. Der europaweit anerkannte Nachweis beschreibt persönliche Stärken und Kompetenzen und kann zum Beispiel bei Bewerbungen ein Zeugnis hilfreich ergänzen.

Die Premiere ist am Samstag, 24. Oktober, 18 Uhr, in der Erlöserkirche.

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