Kindergarten Alter Markt wird erweitert

Früher als geplant wird der Kindergarten Alter Markt in Gerolstein erweitert, um ab August 2010 Plätze für Zweijährige bereitstellen zu können. Kostenpunkt: 100 000 Euro. Notwendig wurde das Vorziehen, weil der Kindergarten-Neubau an der Raderstraße nächstes Jahr nicht bezugsfertig sein wird.

Gerolstein. Das Gesetz schreibt es vor, dass ab August 2010 Kindergärten auch Plätze für Zweijährige bereitstellen müssen. Unter anderem deswegen wurde beschlossen, den in die Jahre gekommenen Kindergarten Lindenanlage nicht aufwendig zu sanieren und zu erweitern, sondern auf dem Gelände der ehemaligen Standortverwaltung an der Raderstraße einen Neubau zu errichten. Kostenpunkt: rund drei Millionen Euro (der TV berichtete). Nun kristallisiert sich heraus, dass das Gebäude nicht rechtzeitig fertig wird.

Um aber wenigstens einen Teil der unter dreijährigen Kinder ab August 2010 in Gerolsteins Kernstadt unterbringen zu können, wird nun der Kindergarten Alter Markt früher als geplant erweitert - für zehn Kinder. 30 weitere Kinder unter drei Jahren sollen künftig im Kindergarten an der Raderstraße unterkommen.

Geplant ist ein zweigeschossiger Anbau an der Stirnseite zur Stadtmitte hin. Er soll eine Grundfläche von vier auf sieben Meter haben. Damit können für die beiden Gruppen, in denen künftig Kleinkinder betreut werden, direkt an den Gruppenraum angrenzende Ruheräume und Spielzimmer errichtet werden. Im Untergeschoss entsteht zudem ein Wickelraum mit Dusche.

Darüber hinaus soll einer der bisherigen vier Gruppenräume in einem Multifunktionsraum umgestaltet werden, der Kindergarten demnach von bislang vier auf künftig drei Gruppen (und somit maximal 75 Kinder) reduziert werden. In einer Gruppe mit 25 Kindern werden maximal sechs Kinder unter drei Jahren betreut.

Die Kosten für den Anbau werden mit rund 100 000 Euro kalkuliert. Erwartet werden 40 000 Euro Landeszuschuss und 25 000 Euro Kreiszuschuss. Demnach verbliebe ein Stadtanteil von 35 000 Euro.

Angesprochen auf die zeitlichen Verzögerungen beim Kindergartenneubau an der Raderstraße sagt Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU): "Das ist die größte Einzelinvestition, die es bislang in Gerolstein gegeben hat. Da wird nichts übers Knie gebrochen. Da werden wir uns Zeit nehmen für die Detailplanung, und um die Kosten im Griff zu behalten."

Eventuellen Druck vonseiten des Landes, weil die gesetzliche Vorgabe nicht eingehalten wird, "halte ich gut aus", meint Schwartz und fügt hinzu: "Bei dem Großprojekt, das uns aufgebürdet wurde, erwarte ich ohnehin eine viel breitere Unterstützung durch das Land, denn bislang sollen wir nur knapp 400 000 Euro Zuschuss für das Drei-Millionen-Projekt bekommen. Das würde uns über Jahre lähmen."
Der Zeitplan sieht vor, dass bis Jahresende die Zuschussfrage geklärt und der Bauantrag gestellt wird, nach der Ausschreibung sollen im Februar die Aufträge vergeben und im April mit dem Bau begonnen werden. Die Fertigstellung ist für Juli geplant.

Spekulationen, dass wegen der zeitlichen Verzögerung beim Kindergartenprojekt Raderstraße Geld aus dem Fenster geschmissen würde, weist Hans-Josef Hunz, zuständiger Fachbereichsleiter im Gerolsteiner Rathaus, zurück. Er sagt: "Es war stets geplant, dass in beide Einrichtungen investiert wird, um dem Gesetzesanspruch nachzukommen. Die Konzeption sah nie vor, dass es künftig nur noch Plätze für Kinder unter drei Jahren im neuen Kindergarten an der Raderstraße gibt. Das hätte pädagogisch keinen Sinn gemacht und letztlich das Ausbluten der Einrichtung Alter Markt bedeutet."

Meinung

Absehbare Verzögerung

Von Mario Hübner – Die Verzögerung beim Kindergartenprojekt Raderstraße hat nicht das Land oder sonst wer, sondern der alte Gerolsteiner Stadtrat zu verantworten. Denn erstens hat sich die Stadt zu spät mit der längst bekannten Vorgabe, Plätze für Kinder unter drei Jahren bereitzustellen, beschäftigt. Zweitens ist sie nun hintendran, weil sie sich bewusst für einen Neubau auf dem Gelände der Stov entschieden hat. Da sich der Kauf des Areals aber hinauszögerte, war abzusehen, dass es mit der rechtzeitigen Fertigstellung nichts wird. Wenn aber von vornherein beabsichtigt war, auch den Kindergarten Alter Markt aufzurüsten, dann ergeben sich durch die Verschiebungen zumindest keine Mehrkosten. Auf einem anderen Blatt steht die nachvollziehbare Forderung der Stadt, das Land möge sich stärker an dem Kindergarten Raderstraße beteiligen. Fernab des unbestrittenen Sinns von Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder darf nicht vergessen werden: Das Land hat die Musik bestellt, nach der die Kommunen nun tanzen müssen.

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