Kreis braucht mehr Platz für Flüchtlinge

Daun/Jünkerath/Kerpen · Dem nicht endenden Strom von Flüchtlingen nach Deutschland muss auch der Vulkaneifelkreis Rechnung tragen. Um künftig die Menschen beherbergen zu können, für die noch keine Wohnung gefunden wurde, werden zwei Gemeinschaftsunterkünfte eingerichtet: ab 1. November in Jünkerath und ab 1. Dezember in Kerpen.

 In Kerpen gibt es ab Dezember eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Sie werden in der Burg untergebracht, in der zuletzt Apartments an Feriengäste vermietet wurden. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

In Kerpen gibt es ab Dezember eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge. Sie werden in der Burg untergebracht, in der zuletzt Apartments an Feriengäste vermietet wurden. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Daun/Jünkerath/Kerpen. Lange hat der Kreis Vulkaneifel darauf gebaut, die ihm zugewiesenen Flüchtlinge möglichst in Wohnungen unterzubringen, "was uns bislang auch gut gelungen ist und was wir auch weiter tun", sagt Landrat Heinz-Peter Thiel (parteilos). Aber mit diesem Instrument allein ist der Flüchtlingszustrom auch in die Vulkaneifel nicht mehr zu regulieren.20 Flüchtlinge wöchentlich


Beim Kreis geht man davon aus, in diesem Jahr rund 600 Flüchtlinge aufzunehmen, und derzeit werden ihm wöchentlich rund 20 Flüchtlinge von der Erstaufnahmeeinrichtung in Trier zugewiesen. "Wir müssen davon ausgehen, dass sich diese Zahl zukünftig kurzfristig deutlich erhöhen wird", schätzt Thiel die weitere Entwicklung ein. "Deshalb haben wir uns entschlossen, neben den bereits bestehenden Gemeinschaftsunterkünften im Jugendzentrum in Steineberg und im Hotel Zur Reichspost in Kelberg zwei weitere einzurichten", kündigt der Verwaltungschef an und hat davon am Montag auch den Kreistag informiert.
Konkret bedeutet das: Am 1. November wird eine Unterkunft in Jünkerath in Betrieb genommen, ein Altbau, der zuvor als Seniorenheim genutzt wurde. 60 Plätze entstehen dort, bei Bedarf kann bis auf 100 aufgestockt werden.
Zudem hat der Kreis einen Vertrag mit den Besitzern der Burg Kerpen unterschrieben. Im ehemaligen Landschulheim des Kreises Neuss wird ab dem 1. Dezember Platz für 15 Flüchtlinge sein, wenn erforderlich, können bis zu 36 untergebracht werden.
"Durch diese Lösungen können wir verhindern, dass Bürgerhäuser oder Turnhallen in Anspruch genommen werden müssen oder Zeltstädte entstehen", sagt Thiel. Wobei er auch klarmacht: "Völlig auszuschließen ist das auf lange Sicht aber nicht. Die Flüchtlingssituation hat so viele Unwägbarkeiten, da wäre es unredlich, irgend welche Versprechungen zu machen, die dann von der Realität überholt werden.""Eine Nummer zu groß"


Thiel räumt in diesem Zusammenhang mit Spekulationen über mögliche neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte auf: "Weder das frühere Hotel Calluna in Gerolstein noch die Brotfabrik in Daun waren für uns eine Option".
Dagegen wäre die seit Jahren leerstehende Schule in Niederstadtfeld durchaus geeignet. "Allerdings ist das Gebäude für uns eine Nummer zu groß. Es müsste viel investiert werden, was sich aber nur lohnen würde, wenn die Schule zu einer Dauereinrichtung würde." So weit will der Kreis aber nicht gehen, auch die Verträge für Jünkerath und Kerpen sind zunächst bis Mitte 2017 befristet.
Der Landrat dankt allen, die sich auf die Aufrufe der Verwaltung gemeldet und Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt haben. Und appelliert an die Bevölkerung, das auch weiter zu tun, "denn die Angebote sind in jüngster Zeit rückläufig. Es müssen nicht nur Wohnungen aus den Städten oder großen Gemeinden sein, wir bringen Flüchtlinge auch in kleinen Dörfern unter, wenn dort etwas verfügbar ist."Extra

Der Kreis hat nach eigenen Angaben 275 Flüchtlingen eine Wohnung vermitteln können. In der Verbandsgemeinde (VG) Daun sind so 45 Menschen untergebracht, in der VG Gerolstein 78, in der VG Hillesheim 44, in der VG Obere Kyll 83 und in der VG Kelberg 25. Die Flüchtlinge, die bislang keine Wohnung haben, leben in den beiden Gemeinschaftsunterkünften im Jugendzentrum Steineberg (Kapazität: 50 Plätze plus 30 für kurzfristige Versorgungsengpässe) und im Hotel Zur Reichspost in Kelberg (Kapazität: 20 Plätze). Im Kreis Vulkaneifel leben (Stand 24. September) 402 Flüchtlinge. sts

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