Routinefall mit Risiko

Der Kampfmittelräumdienst des Landes (KMRD) hat in der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim eine V 1-Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, die beim Aufprall nicht detoniert war. Die Flugbombe soll in der kommenden Woche entschärft werden.

 Soldaten rollen auf diesem historischen Foto eine V-1 Rakete an die Abschussstelle.Foto: Bundesarchiv/Wikipedia

Soldaten rollen auf diesem historischen Foto eine V-1 Rakete an die Abschussstelle.Foto: Bundesarchiv/Wikipedia

Hillesheim. Den Hinweis auf die Fundstelle habe ein Zeitzeuge den Behörden gegeben, sagt Miriam Lange, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Er habe die Stelle, an der die Flugbombe abgestürzt sei, relativ genau eingegrenzt. "Dann haben unsere Leute nachgesehen, und es war tatsächlich so."

Den genauen Fundort des Blindgängers nennen ADD und KMRD vorerst nicht, damit keine Schaulustigen angelockt werden. Die Stelle sei bislang auch nicht zu erkennen; die Rakete liege nicht an der Oberfläche.

"Es besteht keine Gefahr, so lange sich niemand daran zu schaffen macht", sagt KMRD-Leiter Horst Lenz. Auch Anwohner seien keinem Risiko ausgesetzt. Eine Evakuierung müsse daher nicht erfolgen: "Das ist weit außerhalb, mehr als 900 Meter von jeder Besiedelung weg."

Im April 2008 war das noch anders gewesen: Nach dem Fund einer Weltkriegsbombe im Prümer Tettenbusch (der TV berichtete) entschieden sich die Kampfmittel-Experten für eine kontrollierte Sprengung in einem Waldstück bei Wascheid. Die Bombe ließ sich damals nicht an Ort und Stelle entschärfen, da der Zünder beschädigt und nicht mehr abzumontieren war. Deshalb wurden mehrere Wohngebiete evakuiert; etwa 1000 Menschen mussten ihre Häuser zeitweise verlassen. Diesmal soll es anders sein: Die Kampfmittelräumer wollen am heutigen Montag mit der Entschärfung beginnen. Dazu soll das Gelände rund um den Fundort (Lenz: "eine schöne grüne Wiese") weiträumig abgesperrt und gesichert werden. Allein der Gefechtskopf, gefüllt mit dem Sprengstoff Amatol, wiegt etwa 630 Kilogramm. Die Entschärfung und Bergung könne bis zu drei Tagen dauern, sagt ADD-Sprecherin Miriam Lange.

Im Prinzip sei die Sache ein Routinefall, sagt Horst Lenz. "Aber wegen dem ganzen Drumherum ist es schon ein bisschen aufwendig. Weil das ein sehr großes Teil ist." Vor allem aber sei das Amatol gesundheitsgefährdend - und: "Es ist zu befürchten, dass Sprengstoff ausgetreten ist, so dass wir verhindern wollen, dass unsere Leute damit in Kontakt kommen. Der Eigenschutz ist die größte Herausforderung."

Erst vor eineinhalb Wochen waren im Stadtgebiet von Prüm die - allerdings ungefährlichen - Trümmer einer weiteren V 1 (das "V" stand im Nazideutsch für "Vergeltungswaffe") bei Baggerarbeiten ausgegraben worden. Diese Flugbomben vom Typ "Fieseler FI 103" wurden während des Zweiten Weltkriegs von 1944 bis 1945 zu Tausenden, auch von der Eifel aus, in Richtung der westlichen Nachbarländer und nach England abgeschossen.

Viele der technisch anfälligen Marschflugkörper erreichten ihre Ziele jedoch nicht. Sie stürzten von selbst ab oder wurden von Kampfflugzeugen abgefangen.

Weitere Informationen zum V 1-Fund in der VG und der geplanten Entschärfung wollen ADD, KMRD, Landrat Heinz Onnertz und VG-Bürgermeisterin Heike Bohn heute in einer Pressekonferenz um 12 Uhr im Hillesheimer Rathaus bekanntgeben. Der Fundort darf erst nach der Entschärfung besichtigt werden.

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