Schweinegrippe-Verdacht: Unterricht beendet

Erstmals im Kreis wurde wegen des Verdachts auf Schweinegrippe eine Schulklasse nach Hause geschickt - an der Hauptschule in Hillesheim. Doch auch an anderen Schulen sind Kinder erkrankt. Seit Ausbruch gab es im Kreis 92 positive Fälle - allein am Montag und Dienstag neun neue.

Hillesheim/Daun/Gerolstein. (mh) In der Hauptschule Hillesheim hat die Schulleitung gestern eine komplette neunte Klasse vorzeitig nach Hause geschickt, nachdem sich sieben der 16 Jugendlichen schlagartig krank gefühlt haben. Schulleiterin Monika Buhr-Schenk sagte auf TV-Anfrage: "Ihnen war fürchterlich übel, sie klagten über Kopfschmerzen, einige waren kreidebleich." Es sei zwar nicht einmal klar, ob es sich um Schweinegrippe handele, "aber wir haben alle daraufhin von den Eltern abholen lassen - als reine Vorsichtsmaßnahme." Ihrer Kenntnis nach sind die meisten sofort zum Arzt gefahren. Zudem wurde vereinbart, dass Eltern und Lehrer am Abend nochmals miteinander telefonieren. Das ist das erste Mal seit Ausbruch der Schweinegrippe im Kreis, dass eine gesamte Klasse heimgeschickt wurde.

An anderen Schulen im Kreis haben sich Kinder nachweislich mit dem H1N1-Virus angesteckt - die meisten davon in den vergangenen Tagen. So sagte Günter Bürkle, Direktor des Thomas-Morus-Gymnasiums in Daun, das 710 Schüler besuchen: "Aktuell sind zehn Schüler aus sieben verschiedenen Klassen an der Schweinegrippe erkrankt, fünf davon seit Montag." Der erste Krankheitsfall stammt vom 9. November. Bürkle ist der Ansicht, dass die Schulen dem Problem weitgehend ohnmächtig gegenüberstehen. Zwar würden Schüler und Eltern zum Thema und notwendigen Verhaltensregeln informiert, die Seifenspender stets aufgefüllt. Doch letztlich stehe und falle alles damit, wie Schüler und Eltern sich verhielten. "Ein Kind war so offensichtlich krank in die Schule gekommen, dass wir die Eltern angerufen und sie dringend gebeten haben, es am nächsten Tag auf jeden Fall zuhause zu lassen", berichtete Bürkle. Und einen weiteren Aspekt brachte er zur Sprache: nämlich dass die Problematik auch zu Unterrichtsausfall führe. Bürkle: "Wir haben eine schwangere Kollegin, und die darf zehn Tage nach dem letzten Auftreten eines Schweinegrippe-Falls nicht unterrichten."

Die Schwangeren-Thematik griff auch Heinz Brauns, Leiter der größten Schule im Kreis, der Berufsbildenden Schule (BBS) in Gerolstein auf. Dort unterrichten 90 Lehrer 1800 Schüler. Er sagte: "Ich werde in einem Rundschreiben darum bitten, dass alle Schwangeren bis auf Weiteres dem Unterricht fernbleiben." Darüber hinaus will er durch die Installation von Spendern mit Desinfektionsmitteln auf den Toiletten vorbeugen. Zudem appellierte er: "Wer sich krank fühlt, soll zum Arzt gehen und nicht in die Schule." An Schweinegrippe ist laut Brauns "bislang erst eine Schülerin bei uns erkrankt".

Noch keinen Schweinegrippe-, aber viele Krankheitsfälle verzeichnet die Grundschule Waldstraße in Gerolstein, die 340 Schüler beherbergt. So sagte der stellvertretende Schulleiter Rudi Müller: "Seit Montag sind bei uns zehn Schüler krank." Ob sich darunter auch einer mit dem H1N1-Virus infiziert hat, sei nicht bekannt.

Volker Schneiders, Leiter des Gesundheitsamts Daun, sagte, dass aktuell die Fälle von Schweinegrippe und sonstigen Atemwegserkrankungen stark anstiegen, eine Differenzierung und auch eine Eindämmung ohnehin nur schwer möglich sei. Ziel der Impfungen sei es, einzelne Personengruppen zu schützen - also zunächst einmal Beschäftigte des Gesundheits- und Pflegedienstes, Rettungskräfte, chronisch Kranke und Schwangere. Dennoch betonte er: "Der Verlauf der Erkrankungen ist nach wie vor milde, wir hatten bislang nicht einen Fall, bei dem es zu schwerwiegenden Gesundheitsbeeinträchtigungen kam." Und Hillesheim sei auch kein Schwerpunkt in Sachen Schweinegrippe, vielmehr seien die Fälle über den gesamten Kreis verteilt gewesen.Hintergrund 92 Menschen im Kreis sind nach Auskunft des Gesundheitsamts Daun seit Juli an der Schweinegrippe erkrankt. Vor allem im Herbst kam es zu einem deutlichen Anstieg der Fallzahlen. Allein in den vergangenen beiden Tagen wurden beim Gesundheitsamt neun neue Fälle gemeldet - ohne Berücksichtigung der Hillesheimer Schüler. (mh)Tipps Ein Kranker gehört weder in Kindergarten oder Schule noch auf die Arbeit, sondern zum Arzt oder ins Bett und frühestens nach einem fieberfreien Tag wieder in die Schule oder an die Arbeit. Gründliches und häufiges Händewaschen mit Seife ist besonders wichtig. Eltern sollten das mit ihren Kindern üben. Niemanden anhusten oder anniesen. Papiertaschentücher benutzen, nach Gebrauch entsorgen und danach die Hände waschen. (mh)

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