Streit um Unterburg geht weiter

Gerolstein-Lissingen · Horst-Günter Lipperson aus Linz hat vor einem Jahr die Unterburg Lissingen für 250 000 Euro ersteigert. Dennoch kann er noch immer nicht schalten und walten, wie er will. Vorbesitzer Karl Grommes fühlt sich betrogen und hat beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde eingelegt. Solange darüber nicht entschieden ist, stockt die Sanierung. Trotzdem wird die Burg nun wieder geöffnet.

Gerolstein-Lissingen. Kurz nachdem das Amtsgericht Daun den Zuschlag für die Unterburg Lissingen für 250 000 Euro an den höchstbietenden Horst-Günter Lipperson aus Linz am Rhein erteilt hatte, hat der langjährige Eigentümer Karl Grommes noch im Gerichtssaal verkündet: "Ich verteidige 30 Jahre Arbeit und das Vermögen meiner Familie. Wer die Burg gegen meinen Willen ersteigern will, wird sein blaues Wunder erleben."
Die von der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel, der Grommes nach eigenen Angaben rund 300 000 Euro schuldete, betriebene Zwangsversteigerung nannte er eine "schäbige Tour" und "Verschleuderung von Vermögen". Denn Gutachter hatten den Wert der Immobilie samt 40 000 Quadratmetern Grundstücksfläche auf knapp 850 000 Euro taxiert.
Und Grommes hält Wort: Er hat beim Bundesverfassungsgericht Beschwerde eingelegt. Wann darüber entschieden wird, ist aber noch unklar. Und selbst, wenn seine Beschwerde abgewiesen wird, will der streitbare Patentanwalt aus Koblenz nicht klein beigeben. Vielmehr kündigt er gegenüber dem TV an, "auch noch den Weg nach Straßburg gehen" zu wollen. Dort sitzt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte.
Dass ihm die Unterburg Lissingen, in die er sehr viel Geld und Zeit investiert hat, wegen Schulden enteignet wurde, hat Grommes nach eigenem Bekunden "tief enttäuscht" und "wütend" gemacht. Er fühlt sich "betrogen" und macht einen "Boykott" seines Engagements auf Burg Lissingen sowie "Hinterlist" aus.
Grommes will Buch schreiben


Daher kündigt der Anwalt, Geschichtskenner und Immobilienbesitzer an, bald auch unter die Autoren gehen zu wollen. Er sagt: "Die Öffentlichkeit wird noch eine Menge von mir erfahren." Er plane ein mehrbändiges Werk, seine Titelauswahl: Kriminelle Vulkaneifel, Armes Deutschland, Geheimnisse auf der Burg, Burgherr auf Zeit, Lichtblicke, Eine einzige Kulturreise. Grommes' Fazit: "Meine Widersacher können sich auf etwas gefasst machen."
Als Grommes' Widersacher sieht sich Horst-Günter Lipperson nicht. Dennoch ärgert ihn die "Blockade durch Rechtsstreitigkeiten". So hätten Denkmalschützer, Architekt, Statiker, Handwerker und er monatelang geprüft und geplant, was an der Unterburg zu erneuern sei. "Es bedarf dringend notwendiger Sanierungen großen Ausmaßes", teilt Lipperson auf TV-Anfrage mit. Wie umfangreich und teuer die genau sind und wann sie starten, sagte er aber nicht. Er meinte nur: "Der kurzfristigen Durchführung der Sanierungsaufgaben stehen jedoch nicht abgeschlossene Rechtsstreitigkeiten im Weg. Diese Verfahren bremsen mich … aus." Trotzdem mache ihm die Arbeit Freude.
Und während die Sanierung weiter stockt, wird die Burg nun nach langer Zeit wieder für Publikum geöffnet: Zum Auftakt wird am Wochenende des 19. und 20. März ein Frühlings- und Ostermarkt mit rund 40 Kunsthandwerkern veranstaltet.
Zudem wird das historische Gemäuer ab Mai wieder regelmäßig für Publikum geöffnet. Das kündigt Wolfgang Bonefas aus Gerolstein an, der die Burgführungen leitet: "Bis Oktober gibt es jeden Donnerstag um 11 und um 15 Uhr sowie auf Anfrage Burgführungen." Das sei mit dem neuen Eigentümer so vereinbart. Bis dahin werden laut Bonefas "die notwendigen Dinge gemacht". Areale, die einer umfangreichen Sanierung bedürfen, blieben hingegen geschlossen - zum Beispiel die Zehntscheune, die ein neues Dach benötigt.Meinung

Erhalt ist wichtig
Dass auch nach der Zwangsversteigerung keine Ruhe um die Unterburg Lissingen einkehrt, war klar. Grommes hat bereits früh angekündigt, sich mit allen Mitteln wehren zu wollen. Ob das Sinn macht? Ob er es hätte soweit kommen lassen müssen? Wer weiß. Hauptsache ist: Das geschichtsträchtige Gemäuer wird saniert und für Besucher geöffnet, damit dessen historisches Erbe auch für künftige Generationen erhalten bleibt. m.huebner@volksfreund.deExtra

Frühlings- und Ostermarkt:Samstag, 19. März: 11 bis 18 Uhr Markttreiben und Besichtigung der Burganlage; 15 Uhr: Zaubershow. Sonntag, 20. März: 11 bis 18 Uhr: Markttreiben und Besichtigung der Burganlage; 13 und 14.30 Uhr: Zaubershow; 15.30 Uhr: Slaughterhouse Jazzband. Es gibt Eifeler Spezialitäten, Kaffee und Kuchen sowie Waffeln. Eintritt: 2 Euro für Erwachsene, Kinder sind frei. Info: Anita Niesen und Wolfgang Bonefas, Telefon 0176/78507407 und 06591/984949, E-Mail wolfgangbonefas@t-online.de mhExtra

Wie lange Rechtsstreitigkeiten um die Unterburg Lissingen dauern können, hat Hans-Christian Engels, Eigentümer der Oberburg, bereits erfahren. Er hatte im Rahmen der Zwangsversteigerung in einem Parallelverfahren den Torbogen vor der Oberburg sowie ein angrenzendes Wohnhaus für 20 000 Euro erworben. Bis er sein Eigentum aber nutzen konnte, ging gut ein Jahr ins Land. Karl Grommes, Ex-Besitzer der Unterburg, hatte gegen diese Entscheidung geklagt. Nachdem er vor dem Landgericht Trier unterlag, zog er bis vors Bundesverfassungsgericht. Und unterlag letztlich auch dort. Engels hatte beim ersten Zwangsversteigerungstermin ebenfalls für die gesamte Unterburg geboten, sich bei den Folgeterminen aber zurückgehalten. Seine Begründung: "Wenn man bedenkt, dass wir schon wegen des kleinen Torbogens ein Jahr mit Karl Grommes prozessiert haben und bis vors Bundesverfassungsgericht mussten, dann ist doch abzusehen, wie weit das bei der gesamten Unterburg geht. Da wird er das volle Programm fahren. Solch einen Zirkus brauche ich nicht noch mal." mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort