GLaube im Alltag

Die Karnevalstage habe ich in diesem Jahr zusammen mit meinen beiden Schwestern bei Freunden in Dresden verbracht. Es war mein erster Besuch in dieser Stadt, und gerade am Tag unserer Ankunft gab es am Abend eine Gedenkfeier für die 25 000 Menschen, die bei den schrecklichen Bombenangriffen der Engländer und Amerikaner am 13. Februar 1945 ihr Leben verloren hatten.

Am Sonntagmorgen gehen wir zum Gottesdienst in die katholische St.-Petrus-Gemeinde. Insgeheim stelle ich mich auf einen eher bescheidenen Rahmen ein: Nur vier Prozent der Bevölkerung Sachsens sind katholisch, und das kirchliche Leben in großen Städten zeichnet sich nicht immer durch besondere Lebendigkeit aus. Dann die Überraschung: Eine volle Kirche, ein frischer Gemeindegesang, der diesen Namen auch verdient, viele Kinder und junge Menschen sind da, obwohl nichts Besonderes geboten wird. Ja - so höre ich - das ist jeden Sonntag so. Ich bin ehrlich beeindruckt und kommentiere: "So etwas gibt es in der katholischen Eifel nicht mehr!" Unsere Gastgeber meinen: "Die Gemeinde ist in der Zeit vor der Wende zusammengewachsen. Da musste man sich entscheiden, ob man sich zu seinem katholischen Glauben bekennt oder nicht. Faule Kompromisse gab es keine. Diese Erfahrungen waren wesentlich und prägen unser Gemeindeleben heute noch." Ich spüre: Ein authentisches christliches Lebenszeugnis ist eigentlich nicht zum Billigtarif zu haben, das verlangt einem etwas ab und geht nicht immer ohne Risiko. Glaube im Alltag kann mehr sein als die nostalgische Pflege alter Bräuche und Gewohnheiten. Christliche Existenz gewinnt dann an Profil, wenn sie hinterfragt und herausgefordert wird, wenn sie sich trotz Schwierigkeiten und Widerständen behaupten kann. So gesehen wären den Katholiken in der Eifel ein paar Bewährungsproben zu wünschen. Dechant Klaus Bender, Kyllburg

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