Vom Glück, Teil eines wunderbaren Glaubensfestes zu sein

Trier · Triers Bischof Stephan Ackermann (49) steht in diesen Tagen ganz besonders im Blickpunkt: als Gastgeber der Heilig-Rock-Wallfahrt, aber auch, weil er der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz ist.

 Triers Bischof Stephan Ackermann.TV-Foto: Roland Morgen

Triers Bischof Stephan Ackermann.TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Wie sieht Bischof Stephan Ackermanns persönliche Halbzeitbilanz zur Wallfahrt aus? TV-Redakteur Roland Morgen hat den Trierer Oberhirten befragt.

Schlaucht der Dauereinsatz - oder überwiegen Freude und Verantwortungsgefühl, Protagonist in einem bedeutenden Kapitel der mittlerweile 500-jährigen Wallfahrtsgeschichte zu sein?
Bischof Ackermann: Es überwiegt eindeutig die Freude, aber nicht, weil ich "Protagonist" wäre. Denn im Mittelpunkt steht die Begegnung der Pilger mit Jesus und seiner Botschaft. Er ist der Protagonist, und das spürt jeder, der erlebt, mit welcher Andacht und Glaubensfreude die Menschen nach Trier kommen. Davon bin ich zutiefst beeindruckt. Sicher ist mein Terminkalender derzeit gut gefüllt, aber die Gottesdienste und Begegnungen empfinde ich als unglaublich bereichernd. Ich bin froh, glücklich und dankbar, Teil dieses wunderbaren Glaubensfestes zu sein.

Ihre bislang am meisten überraschende oder beglückende Erfahrung während der Wallfahrt?
Ackermann: Es ist beglückend zu sehen, dass die Pilger in der Regel mit guten Gefühlen und gestärkt im Glauben wieder weggehen. Das erfahre ich aus vielen Rückmeldungen. Ich bin beeindruckt, wie viele Menschen sich auch von wirklich ungastlichem Wetter nicht von Pilgerwegen zu Fuß oder mit dem Rad haben abbringen lassen. Es begeistert zu sehen, wie etwa geistliche Gemeinschaften und Ordensleute sich einbringen und ihre Glaubenserfahrungen mit Pilgern teilen. Ganz konkret überrascht hat mich vor allem der Tanz im Palastgarten mit über 10 000 Schülern. Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet, aber es war toll!

Glauben Sie, dass die Missbrauchs-Diskussion einen Schatten auf die Wallfahrt wirft und sich auch deshalb der Andrang bislang in Grenzen hält?
Ackermann: Nein! Die Missbrauchs-Problematik hat an bestimmten Stellen ihren Platz bei der Wallfahrt. Ich habe im Vorfeld gesagt, wir blenden das Thema nicht aus. Es kommt immer wieder in Gottesdiensten vor, es wird in sonstigen Veranstaltungen - etwa in der Kirche der Jugend - angesprochen, und es gibt das feste Angebot, auch für Betroffene, in den Räumen der Telefonseelsorge. Viel wichtiger als nackte Zahlen, das haben wir immer gesagt, ist uns aber das, was die Wallfahrt offensichtlich für jeden einzelnen Pilger bedeutet. Ich empfehle jedem, sich einmal eine Stunde in den Dom zu setzen und einfach nur in die Gesichter der Menschen zu sehen, die zum Heiligen Rock pilgern … mehr braucht es nicht.

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