"Aufgebrochen für das Leben"

Mit einem Eröffnungsgottesdienst in der Hermeskeiler Pfarrkirche — einem von vier im gesamten Bistum — hat die achtwöchige Vorbereitungszeit auf die Seligsprechung von Mutter Rosa Flesch begonnen.

 Kinder bringen Weihbischof Stephan Ackermann während des Gottesdienstes Trauben und Wein, die die aus solidem Fundament gewachsene Frucht symbolisieren. TV-Foto: Ursula Schmieder

Kinder bringen Weihbischof Stephan Ackermann während des Gottesdienstes Trauben und Wein, die die aus solidem Fundament gewachsene Frucht symbolisieren. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hermeskeil. (urs) Aus allen Himmelsrichtungen sind sie herbeigeströmt. Wie damals, als sich die Nachricht vom Tode "Mutter Rosa" Fleschs, Gründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, in Windeseile verbreitet hatte.Fast auf den Tag 102 Jahre später drängt es die Menschen erneut, ihre Verbundenheit mit dieser bemerkenswerten Frau (siehe Extra) zu demonstrieren. Denn das Wirken der als "einfach, klug, besonnen und tiefgläubig" beschriebenen Margaretha Flesch, die am 4. Mai um 15 Uhr im Trie rer Dom selig gesprochen wird, hallt bis heute nach.

Acht Wochen Vorbereitung auf Seligsprechung

Daher ist es nicht verwunderlich, dass in der Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus alle Plätze besetzt sind, als einer der bistumsweit vier Eröffnungsgottesdienste zur Seligsprechung beginnt.

In den vorderen Reihen sitzen vor allem Ordensschwestern, die teils etliche Kilometer Anreise in Kauf genommen haben.

Mit der nun eingeläuteten achtwöchigen Vorbereitungszeit lädt die Ordensgemeinschaft die Bistumsgemeinden ein, die Seligsprechung auch spirituell auf den Weg zu bringen. Während des Eröffnungsgottesdienstes in Hermeskeil wird das Logo der Seligsprechung "Mutter Rosa — aufgebrochen für das Leben" nachgestellt.

Vier würfelförmige Steine symbolisieren, kreuzförmig aufeinandergeschichtet, den Zusammenhalt auf einem tragenden Fundament. Von der aus einer Lücke der beiden Mittelsteine herauswachsenden Ähre sind aber schon die ersten Körner zu Boden gefallen. Um das Bild komplett zu machen, arrangieren Kinder drum herum Weizen, Mühlstein, Wein und Brot.Weihbischof Stephan Ackermann, der in seiner Predigt das harte Leben von Mutter Rosa Revue passieren lässt, spricht daher auch von der "Dynamik des Weizenkorns".

Die Feier der vier Einführungsgottesdienste zur Seligsprechung sei für das gesamte Bistum ein herausragendes Ereignis. Immerhin finde eine Seligsprechung zum ersten Mal im Trierer Dom statt und nicht wie bisher in Rom. Papst Benedikt habe entschieden, dass Seligsprechungen dort stattfinden sollten, wo die Menschen gelebt und gewirkt haben.Extra Mutter Rosa: 1826 als Tochter eines armen Ölmüllers geboren, kümmert sich Margaretha Flesch von Kindheit an um Arme, Kranke und Waisenkinder. Nach dem Tod der Eltern bestreitet die 16-Jährige ihren Lebensunterhalt und den von sechs jüngeren Geschwistern als Tagelöhnerin sowie mit Handarbeiten und Unterricht. 1851 zieht sie mit ihrer epilepsiekranken Schwester in eine ärmliche Klause in der Kreuzkapelle nahe Waldbreitbach, von wo aus sie Hilfsbedürftige betreut. Fünf Jahre später gesellen sich gleichgesinnte Frauen zu ihr, mit denen sie 1861 das erste Marienhaus baut. 1863 legt sie im Alter von 37 Jahren ihr Gelübde ab und gründet die Ordensgemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Damit legt sie auch den Grundstein für die 1903 begründete Marienhaus GmbH, den Träger von Krankenhäusern, Altenheimen und Hospizen. Als die Ordensleitung ihre Gründerin 1878 ins Abseits zu drängen beginnt, gibt es bereits 22 Filialen mit mehr als 100 Schwestern. Bis zu ihrem Tod 1906 lebt Mutter Rosa isoliert und in innerer Einsamkeit im St. Marienhaus. (urs)

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