Bioenergiedorf rückt näher

GRIMBURG. Die Gemeinde macht weiter: Nach teilweise hitzigen Diskussionen während der Bürgerversammlung beschloss der Gemeinderat, das Projekt "Bionenergiedorf Grimburg" weiterzuverfolgen.

Grimburgs Bürger sind neugierig geworden. Das jedenfalls lässt die große Resonanz in der Bürgerversammlung vermuten. Karl Keilen vom Mainzer Umweltministerium stellte sich den Fragen der 70 Bürger, und Thomas Anton vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (IfaS) Birkenfeld informierte im Bürgerhaus Grimburg über das Projekt "Bioenergiedorf": Vor fünf Monaten hatten die Ifas-Experten eine Machbarkeitsstudie ausgearbeitet und festgestellt: Grimburg eignet sich als "Bioenergiedorf". Heißt: Der Brennstoffbedarf von 155 Gebäuden liegt bei etwa 385 000 Litern Heizöl pro Jahr. Diese könnten zu mehr als 90 Prozent durch erneuerbare Energien aus Biogas und Holz ersetzt werden. Anton stellte den Bürgern nochmals detailliert die Ergebnisse vor: Es gibt die Möglichkeiten eines kleinen und großen Netzes. Bei einem kleinen Netz würden 39 Haushalte an das System angeschlossen, bei einem großen Netz 155 Gebäude. Die niedrigsten Wärmekosten erzielt ein großes Nahwärmenetz mit Biogasanlage, Holzhackschnitzelheizung und Öl-Spitzenlast. Es wird von 9,66 Cent pro Kilowattstunde (kWh) ausgegangen. "Sollte nur das kleine Nahwärmenetz umsetzbar sein, dann ist die Holzhackschnitzel-Lösung mit Öl-Spitzenlast im Vergleich zur Ölheizung ebenfalls günstiger", so Anton. Arbeit der Landwirte ist wichtiger Baustein

Ein wichtiger Aspekt für Hauseigentümer: Insgesamt kämen geringere Investitionskosten auf die Hauseigentümer zu als bei einer Heizungssanierung. "Was ist mit denen, die sich erst eine neue Heizung angeschafft haben?", wollte ein Bürger wissen. Karl Keilen: "Es müsste eine Förderung ermöglicht werden, dass auch derjenige Vorteile hat, der gestern erst eine Ölheizung gekauft hat." Wirtschaftlichkeit stehe bei allen Betrachtungen im Vordergrund. Ein wichtiger "Baustein" des Projektes sind die Landwirte. Die Biogasanlage wird mit Mais und Gülle betrieben. Es werden 75 Hektar Fläche für den Maisanbau benötigt und Gülle von 400 Tieren. Laut Ortsbürgermeister Franz-Josef Weber haben bereits Gespräche mit Landwirten - auch aus Nachbargemeinden - stattgefunden. Das Resultat: "Die Voraussetzungen können erfüllt werden, und es lohnt sich für die Landwirte." Ein Landwirt äußerte während der Bürgerversammlung vehement seine Bedenken: "Jetzt sollen Monokulturen gefördert werden, jahrelang sind die von Berlin angeprangert worden." Zu oft seien Versprechen gemacht und nicht eingehalten worden. "Was ist bei Wildschäden?" Er befürchtet: "Wir verdienen wieder nix." "Geht von der Biogasanlage eine Geruchsbelästigung aus?", wollte ein anderer Bürger wissen. Weber räumte ein, dass sicherlich noch einige Details geklärt werden müssen. Zehn Mitglieder des Ortsgemeinderates stimmten dafür, dass das Projekt weiterverfolgt wird. Drei Mitglieder enthielten sich. Das Projekt wird also konkreter. Demnächst werden Realdaten von allen Haushalten erhoben, es werden Gespräche mit dem Innen- und Wirtschaftsministerium über Fördermöglichkeiten geführt. Keilen betonte: "Grimburg hätte die Chance, das erste Bioenergiedorf in Rheinland-Pfalz zu werden."

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