Chef an Bord des Riesen

HERMESKEIL. Er ist 26 Tonnen schwer, fast drei Meter hoch und verschießt zwölf Raketen pro Minute. Der Raketenwerfer Mars (mittleres Artillerie-Raketen-System) ist das mächtigste Waffensystem der Bundeswehr-Artillerie. Zu den Werfer-Führern, die an Bord des Riesen die Entscheidungen treffen, gehört Oberfeldwebel Olaf Trüb.

 Oberfeldwebel Olaf Trüb (27) will Berufssoldat werden. "Man muss immer damit rechnen, in einen Einsatz zu gehen."Foto: Jörg Pistorius

Oberfeldwebel Olaf Trüb (27) will Berufssoldat werden. "Man muss immer damit rechnen, in einen Einsatz zu gehen."Foto: Jörg Pistorius

Der Mars hat heute mit der Kältezu kämpfen. "Er muss sich erst warmlaufen." Olaf Trüb mussbrüllen, um sich verständlich zu machen, denn sein grollenderWerfer braucht Zeit, bis die Maschine belastbar genug ist, einpaar Meter ins Freie zu rollen. Dort sieht das Fahrzeug nichtbedrohlicher aus als ein Aldi-Lkw. Doch dieser Eindruck täuschtgewaltig. "Der Raketenwerfer ist eine Flächenfeuerwaffe zum Verlegen von Minensperren und zum direkten Bekämpfen von Zielen", erläutert Trüb. Dabei zerlegt der Koloss seine Ziele aus einer Entfernung von bis zu 40 Kilometern.

Drei Mann bilden die Besatzung des Mars: der Kraftfahrer, der Richtkanonier und der Werfer-Führer, der an Bord das Kommando hat. Das ist der Job von Olaf Trüb. Der 27-jährige Krefelder ist Soldat auf Zeit und leistet seinen Dienst momentan beim Raketenartillerielehrbataillon 52 in der Hochwald-Kaserne Hermeskeil.

Trüb begann seine Bundeswehr-Laufbahn als Grundwehrdienstleistender in Hermeskeil. "Ich kam im Oktober 1997 zur Bundeswehr und machte die Grundausbildung in der 3. Batterie in Hermeskeil", sagt der seit Oktober 2001 in Kell am See lebende Oberfeldwebel. "Ich habe mir während dieser Zeit ein Bild von der Sache gemacht und mich dann entschieden, Soldat auf Zeit zu werden."

Vom Wehrdienstleistenden zum Soldaten auf Zeit

Doch der Schritt vom Wehrdienstleistenden zum Soldaten auf Zeit ist nicht einfach. Zuerst wollte Trüb Offizier werden. "Das ging aber nicht, denn ich habe nicht den für diese Laufbahn notwendigen Studienplatz bekommen. Eine 3 in Deutsch auf dem Abitur-Zeugnis sei keine gute Basis für das von mir angestrebte Pädagogik-Studium, sagte mir der Berater."

Daraufhin trat Plan B in Kraft: die Laufbahn der Unteroffiziere. "Ich habe die Förderausbildung für Unteroffiziers-Anwärter mitgemacht", erklärt Trüb. "Das ist eine 14-tägige intensive Waffen- und Gefechtsausbildung." Danach kam Teil 1 des Unteroffizierslehrgangs.

Olaf Trüb erfüllte alle Anforderungen und wurde zum Unteroffizier befördert. "Die eigenen Leistungen spielen die zentrale Rolle, wenn man Soldat auf Zeit werden will. Dazu kommt die Beurteilung und eventuelle Befürwortung des Vorgesetzten."

Teil 2 des Lehrgangs konzentrierte sich auf den Raketenwerfer Mars. "Bewegung und Bedienung des Werfers und die Zusammenarbeit der drei Mann starken Besatzung stehen hier im Mittelpunkt", so Trüb. Im zweiten Teil dieses Lehrgangs wird scharf geschossen.

Ein Werfer kommt selten allein. "Die Einsatzgrundsätze der Raketenartillerie sehen die Zusammenarbeit in einer Werfergruppe vor", betont Trüb. Zwei Werfer arbeiten zusammen. "Wir arbeiten nicht von der vordersten Linie aus. Ein Werfer kann keine Ziele bekämpfen, die im Umkreis von zehn Kilometern liegen." Mit computergestützter Präzision greift der Mars seine Ziele an.

"Der Computer braucht nur die Koordinaten des eigenen Standorts und des Ziels. Den Rest macht er selbst", erläutert Oberfeldwebel Trüb. "Dennoch kontrollieren wir natürlich von Hand." Die "Bomblett"-Geschosse zerschlagen bis zu 70 Millimeter dicken Panzerstahl.

Olaf Trüb hat den Rang eines Oberfeldwebels erreicht und kann theoretisch bis zum höchsten Unteroffiziersrang der Bundeswehr, dem Oberstabsfeldwebel, aufsteigen - wenn er sein Ziel erreicht: "Ich will Berufssoldat werden", sagt der Werferführer.

Gute Ergebnisse notwendig

Den Antrag hat er bereits gestellt, die Ergebnisse sollten im Laufe des Jahres vorliegen. "Gute Ergebnisse bei Lehrgängen, gute Beurteilungen und auch sportliche Leistungen sind notwendig, um dieses Gesuch durchzubekommen."

Die Konsequenzen dieser Entscheidung seien ihm klar. "Man muss immer damit rechnen, in einen Einsatz zu gehen. Ich bin Soldat geworden, um in solchen Situationen meinen Teil zu leisten."

Der Kommandeur lenkt und kontrolliert die schießenden Raketenwerfer über das Artillerie-Raketen-Einsatzsystem "Ares". In der "Ares"-Kabine sitzt Hauptfeldwebel Costia Kuhn. Um ihn dreht sich die nächste Folge von "Berufswunsch Bund".

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