Der Kommission die Stirn geboten

TRIER. (red) Sechs Trierer Studierende und Professor Joachim Schild – Politikwissenschaftler am Lehrstuhl für Regierungslehre – haben in Fredonia (New York State) an der Eurosim teilgenommen. Dabei handelt es sich um eine Simulation europäischer Politik, in der die Entscheidungsfindung in der EU durch Studenten aus verschiedenen Ländern der Welt nachgespielt wird.

Bei der Eurosim, die abwechselnd in den USA und Europa stattfindet, wurden den ungefähr 200 Teilnehmern Alter Egos europäischer Entscheidungsträger zugeteilt, deren Positionen in den Gremien Ausschuss der Ständigen Vertreter, Ministerrat und Rat der Europäischen Union realitätsnah vertreten werden sollten. Den Trierern kam die Vertretung Zyperns und der Ukraine zu. Interessante Rollen, da in diesem Jahr die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) Thema der Eurosim war. Als erster Schritt der Vorbereitung galt es, sich mit den Ländern vertraut zu machen. Zu diesem Zweck veranstalteten Benjamin Lesch, Wolfgang Brückner, Gesa Schulz, Julia Simon, Jan Peters und Philipp Hessel mehrere Treffen mit Professor Schild, der sie mit Unterstützung eines Mitarbeiters am Lehrstuhl für Internationale Beziehungen grundlegend über die ENP informierte. In nachfolgenden Treffen erarbeiteten sie sich in eigener Regie Positionen und Strategien für die Verhandlungen.Herzliche Begrüßung

Gut vorbereitet, motiviert und fest entschlossen, die eigenen Vorstellungen auch gegen Widerstand der Europäischen Kommission (Universität Bremen) in den Gesetzesvorschlag einzubringen, machten sie sich in Richtung der noch mit knapp einem Meter Schnee überzogenen Kleinstadt am Eriesee auf. Dort wurden sie von ihren amerikanischen Kommilitonen herzlich empfangen. Diese waren, wie bei Eurosim üblich, maßgeblich an der Organisation beteiligt. Das Resultat war eine spannende und abwechslungsreiche Veranstaltung in realistischer Atmosphäre, in der die Verhandlungsgeschicke der Teilnehmer auf die Probe gestellt werden sollten. Unterstützt und begleitet wurden sie von einem Expertenkomitee aus Vertretern der Politikwissenschaft und der Europäischen Kommission, die ihnen in der inhaltlichen Arbeit zur Seite standen. Nach dreitägigen, teils zähen Verhandlungen konnte der Rat der Europäischen Union einen Vertrag über die ENP verabschieden, der maßgebliche Akzente der Trierer Delegationen beinhaltete. Sowohl die Zyprioten, als auch die Ukrainer konnten für sie wichtige Positionen einbringen und auch gegen die Vertreter der großen europäischen Länder durchsetzen. Obwohl die Arbeit im Mittelpunkt stand, sorgten die Gastgeber für ein interessantes Rahmenprogramm. Bei ausgelassenen Feiern am Abend oder Rundfahrten - etwa zu den Niagara-Fällen - blieb genügend Zeit, sich untereinander kennen zu lernen. Der Austausch der Studenten aus unterschiedlichen Kulturkreisen und der europapolitische Diskurs sind zentrale Anliegen der Eurosim. Für die Trierer Teilnehmer stellte Eurosim in vieler Hinsicht eine Bereicherung dar: Zum einen durften sie interessante Menschen kennen lernen, die das Interesse an europäischer Politik eint. Zum anderen konnten sie die gelernte Theorie praktisch anwenden und einen "europäischen Entscheidungsprozess" hautnah miterleben. Nicht zuletzt konnten sie ihren Kommilitonen aus den USA den europäischen Gedanken näher bringen. Die nächste Eurosim findet 2006 in Prag statt. Aufbauend auf ihren guten Erfahrungen wollen die Trierer Politikstudenten wieder eine Delegation entsenden.

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